MESOP MIDEAST WATCH:  AKK’S MANN „THE IDIOT! – „BRAUCHEN RUSSLAND GEGEN CHINA“

Eklat um Deutschlands Marine-Chef – Ukraine bestellt deutsche Botschafterin ein

Von Christoph B. Schiltz DIE WELT – 22-1-2022Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach hat sich in einem vermeintlich unbeobachteten Moment über die Ukraine-Krise geäußert – abseits der offiziellen Haltung der Bundesregierung.

Die Ukraine zeigt sich bereits empört und bestellt die deutsche Botschafterin ein.

Er fühlte sich unbeobachtet, war weit weg von zu Hause – und sagte, was er wirklich denkt. Deutschlands Marine-Chef Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, einer der wichtigsten Militärs in der Bundeswehr, erklärte bei der Veranstaltung eines Thinks-Tanks in Delhi (Indien), dass Russland Teile der Ukraine besetzen wolle, sei „Nonsens“. Was Russlands Staatspräsident Putin wirklich wolle, sei „Respekt auf Augenhöhe“.

Der Mann wurde während seines Vortrags gefilmt. Ob das legal war oder nicht, ist unklar. Es ist jedenfalls ein surrealer Auftritt, mit einer gefährlichen Sicht auf die Ukraine-Krise und Putin. Sie widerspricht der offiziellen Haltung der Bundesregierung in fast allen Punkten.

Das zieht nun erste diplomatische Konsequenzen nach sich: Das ukrainische Außenministerium hat Anka Feldhusen einberufen, die deutsche Botschafterin in der Ukraine. Es gehe um die „Unannehmbarkeit der Äußerungen des Oberkommandierenden der Kriegsmarine Deutschlands, hieß es in einem Schreiben des Ministeriums vom Samstag.

Auch in Kreisen der deutschen Generalität hatte der Auftritt am Samstag für Entsetzen gesorgt, ebenso in der Bundesregierung. Die Fragen lauten nun: Wie lange wird Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) an dem Mann noch festhalten können? Und: Steht der Vizeadmiral in der Bundeswehr mit seiner Sicht der Dinge alleine oder nicht?

Bei diesem Angriff könnte Putin sogar ohne Sanktionen davonkommen

Auf Druck des Verteidigungsministeriums hat er sich mittlerweile entschuldigt, schrieb auf Twitter: „Unbedacht, fehleingeschätzt in der Situation hätte ich das so nicht tun dürfen.“ Schönbach weiß, dass seine Zukunft in der Bundeswehr nun am seidenen Faden hängt. Am Montag lässt Generalinspekteur Eberhard Zorn Schönbach im Ministerium antreten, für den 56-Jährigen wird es ein schwerer Gang.

Was aber hatte Schönbach bei der Veranstaltung, über die „Bild“ und „Spiegel“ zuerst berichteten, genau gesagt?

Schönbach erklärte, jemandem wie Putin Respekt zu zollen „kostet fast nichts, kostet nichts.“ Er werde zwar nicht gefragt, aber würde man ihn fragen, so Schönbach, dann lautete seine Antwort: „Es ist leicht, ihm (Putin) den Respekt zu zollen, den er will – ja und wahrscheinlich sogar verdient.“ Dann äußerte Schönbach, die derzeitigen Sanktionen des Westens gegen Russland liefen „in die falsche Richtung“, man müsse mit Russland kooperieren. Er sei ein radikaler römisch-katholischer Christ und würde Russland als ein christliches Land gerne an seiner Seite gegen China wissen.

Kiews Zweifel? Damit wohl bestärkt

Russland sei ein wichtiges Land für Deutschland und Indien. „Wir brauchen Russland gegen China.“ Mit dieser Sichtweise steht Schönbach nicht alleine, sie dürfte vor allem unter Sozialdemokraten einige Anhänger finden. In der aktuellen Lage, in der Russland die Ukraine bedroht und den Westen zu „Sicherheitsgarantien“ zwingen will, ist sie für einen ranghohen Vertreter des Verteidigungsministeriums im Ausland aber völlig unpassend. Ebenso diese Aussage von Schönbach: „Die Krim ist weg, und sie wird nie wieder zurückkommen.“ Das sei ein Fakt. Diese Sichtweise wird hinter vorgehaltener Hand auch teilweise von wichtigen Akteuren in der Nato und in der EU geteilt – aber sie würden eine solche Äußerung niemals gegenüber einem unbekannten Auditorium im Ausland machen, schon gar nicht in der aktuellen Lage.

Schönbach dürfte damit alle Zweifel, die Kiew derzeit vor allem wegen fehlender Waffenlieferungen an Deutschland hegt, weiter bestärken. Außerdem dürfte die Äußerungen vor allem bei den Nato-Staaten im Osten für großes Unverständnis sorgen. Im Beschwerdeschreiben monierte das ukrainische Außenministerium bereits einmal mehr, dass Deutschland keine Verteidigungswaffen an das Land liefern wolle: „Wir drücken unsere tiefe Enttäuschung anlässlich der Position der Regierung Deutschlands über die Nichtgewährung von Verteidigungswaffen an die Ukraine aus.“