MESOP MIDEAST NEWS : PALÄSTINA – „EIN GUTES KOLONIALPROJEKT!“ (Theodor Herzel)
Chronologie der Staatsgründung Israels – Teil 6 – QUELLE : CAFE TEL AVIV
1955-1957
Jüdische Immigration aus Nordafrika
Aus Nordafrika kommen viele jüdische Einwanderer (ca. 100.000)
Januar 1955
Zwei israelische Spione in Ägypten gehängt
Von den elf festgenommenen israelischen Spionen, die im Juli 1954 Anschläge in Ägypten verübt hatten, werden am 20.Januar 1955 zwei gehängt. Ben Gurion verlangt von seinem Rückzugsort Sede Boker aus den Rücktritt von Verteidigungsminister Lavon.
Februar 1954
Rücktritt von Lavon
Der israelische Verteidigungsminister Lavon tritt am 7. Februar 1954 wegen der “Lavon-Affäre” zurück (Vgl. 1954).
Februar 1955
Ben Gurion wird Verteidigungsminister
Der frühere israelische Ministerpräsident David Ben Gurion kehrt aus seinem Rückzugsort Sde Boker (Negev) auf die politische Bühne zurück und wird am 21.Februar 1955 zum Verteidigungsminister bestellt.
Februar 1955
Israel attackiert ägyptischen Konvoi in Gaza
Am 25. Februar wurde ein israelischer Bewohner von Rehovot von Palästinensern getötet, die mutmaßlich aus dem ägyptisch besetzten Gazastreifen kamen. Ben Gurion nimmt diesen Anlass, um in Gaza Vergeltung gegen Ägypten zu üben. Unter dem Befehl von Ariel Scharon werden am 28. Februar ein ägyptischer Militärposten und ein herankommender Konvoi überfallen. 38 ägyptische Soldaten werden getötet.
November 1955
Ben-Gurion wird erneut Ministerpräsident
Dezember 1955
USA versprechen Ägypten Kredit für Assuan-Staudamm
Gemeinsam mit Großbritannien macht US Außenminister John Foster Dulles am 16. Dezember 1955 Ägypten für den Bau des Assuan-Staudamms eine Kredit-Zusage über 70 Mio. Dollar. Weitere 400 Mio. seitens der Weltbank, der USA und Englands standen in Aussicht. Das Hauptmotiv: Ägypten soll sich nicht an die UdSSR nähern.
Dezember 1955
Chruschtschow attackiert Israel
Nikita Chruschtschow, der Generalsekretär der Kommunisten Partei der UdSSR, attackiert Israel am 29. Dezember 1955 scharf: “Seit den ersten Tagen ihrer Existenz hat Israel eine feindselige und drohende Haltung gegenüber seinen Nachbarn eingenommen.” Die UdSSR umwerben Ägypten, worauf Ägyptens Präsident Nasser eingeht.
1956
Juli 1956
USA nehmen Kreditzusage an Ägypten zurück
Juli 1956
Ägyptens Präsident Nasser verstaatlicht Suez-Kanal
Oktober 1956
Israel, Frankreich, England vereinbaren Angriffskrieg gegen Ägypten
Nachdem Ägyptens Präsident Nasser den Suezkanal verstaatlicht und die für Israel wichtige Wasserstraße von Tiran blockiert hat vereinbaren Israel, England und Frankreich am 24. Oktober 1956 im geheimen Abkommen von Sèvres Ägypten anzugreifen.
Oktober 1956
Israel, Frankreich, England beginnen Suez-Krieg
Am 29. Oktober 1956 beginnen Frankreich, England und Israel ihren im Voraus gemeinsam geplanten Angriffskrieg gegen Ägypten. Angesichts der frühen Anfangserfolge der israelischen Armee spricht Ministerpräsident Ben-Gurion in der Knesset vom “Dritten Königreich Israel”. Die Euphorie hält nicht lange: Die Sowjetunion und die USA fordern die drei Angreifer ultimativ zum Rückzug auf. Ben-Gurion, der bis dahin eher militärischer Falke war, scheint angesichts dieser demütigenden Erfahrung zur Taube zu werden. Der Krieg endet bereits am 6. November.
Oktober 1956
Israelische Grenzpolizei verübt Massaker von Kafr Qasim
Aufgrund des beginnenden Suez-Kriegs verschärfen die israelischen Behörden eine Ausgangssperre (ab 16 Uhr statt ab 17 Uhr). Im arabischen Dorf Kafr Qasim kehren am nachmittag des 29. Oktober 1956 gegen fünf Uhr Dutzende Landarbeiter von den Feldern zurück. Sie wissen nichts von der veränderten Ausgangssperre. Die israelische Grenzpolizei stellt die unbewaffneten und wehrlosen Männer, Frauen und Kinder zur Erschießung auf. 48 Menschen werden ermordet.
November 1956
Israelische Armee verübt Massaker von Khan Yunis
Während des Suez-Kriegs dringen israelische Einheiten am 3. November im Gazastreifen ins palästinensische Flüchtlingslager Khan Yunis ein und ermorden laut Bericht der Vereinten Nationen 275 Zivilisten.
Der 8-jährige Junge Abdel Aziz al-Rantisi ist Zeuge der Hinrichtung seines Onkels. Er wird später politischer Chef der Hamas und radikaler Gegner Israels.
November 1956
Israelische Armee verübt Massaker von Rafah
Wenige Tage nach Ende des Suez-Kriegs dringen am 12. November 1956 israelische Einheiten im Gazastreifen in das palästinensische Dorf Rafah ein und ermorden 110 Zivilisten.
1957
Dezember 1957
Waffendeal Schimon Peres – Franz Josef Strauß
Eine israelische Abordnung um Schimon Peres trifft sich heimlich mit dem deutschen Verteidigungsminister in dessen Privathaus in Rott am Inn. Deutschland liefert im Anschluß inoffiziell Waffen und Ausrüstung im Wert von 300 Mio. DM.
1960
März 1960
Ben Gurion trifft Adenauer
Premierminister David Ben Gurion und Bundeskanzler Konrad Adenauer treffen sich am 14. März 1960 in New York. Ben-Gurion erklärt der Presse, das heutige Deutschland sei nicht mehr das Deutschland der Nazi-Zeit.
1961
April 1961
Eichmann-Prozeß in Jerusalem
In Jerusalem startet am 11. April 1961 der Prozess gegen SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann, der maßgeblich die Transporte von Juden in die Vernichtungslager organisierte.
Ben-Gurion erwartet vom Generalstaatsanwalt, den Prozeß nicht zu einem anti-deutschen Ereignis werden zu lassen.
Die deutsch-jüdisch-amerikanische Philosophin Hannah Arendt berichtet aus Jerusalem über den Prozeß. Zum Entsetzen vieler Israelis und Amerikaner spricht sie von der “Banalität des Bösen” und zeigt, dass die sogenannten “Judenräte” aktive Helfer der Nazis waren, um Juden in die Läger zu transportieren.
1962
Juni 1962
Hinrichtung von Eichmann in Jerusalem
Am 1. Juni 1962 wird SS Obersturmbannführer Eichmann, der im Reichssicherheitshauptamt für die Transporte von Juden in die Konzentrationslager verantwortlich war, in Jerusalem hingerichtet.
1963
Juni 1963
Ben Gurion tritt zurück
Am 16. Juni 1963 tritt David Benin Gurion als Ministerpräsident Israel zurück. Sein Nachfolger wird Levi Eschkol (26. Juni)
Juli 1963
Kennedy fordert US Inspektion der israelischen Atomanlage Dimona
Die US Administration will verhindern, dass Israel Atommacht wird. US Präsident John F. Kennedy fordert den neuen Ministerpräsidenten Levi Eschkol am 5. Juli 1963 beinahe ultimativ auf, amerikanische Inspektionen der Versuchsanlage Dimona zuzulassen:
I am sure you will agree that these visits should be as nearly as possible […], thereby resolving all doubts as to the peaceful intent of the Dimona project.
As I wrote to Mr. Ben-Gurion, this government’s commitment to and support of Israel could be seriously jeopardized if it should be thought that we were unable to obtain reliable information on a subject as vital to peace as the question of Israel’s effort in the nuclear field.
Den Weg Israels zur Atommacht versperren weder Kennedy noch dessen Nachfolger Johnson.
1965
Mai 1965
Israel und die Bundesrepublik Deutschland nehmen diplomatische Beziehungen auf
Geschichte von Israel und Palästina (1833-heute)
- Juli 2018 Schlesinger jr. Allgemein
Inhaltsverzeichnis Anzeigen
Geschichte von Israel und Palästina / Geschichte des Nahostkonflikts
Hafen von Jaffa (1936)
1833
Palästina ist ein “gutes Kolonialprojekt”
Der französische Orientalist Alphonse de Lamartine besucht Palästina. Lamartine erstellt für die französische Regierung ein politisches Resümee: Palästina sei kein richtiges Land. Es sei deshalb ein sehr gutes imperiales oder koloniales Projekt.
Lamartine war damit der geistige Vorgänger des Zionisten Leon Zangwill, von dem der Satz stammen soll:
Palästina ist ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land
(womit die weltweit verstreuten Juden der “Diaspora” gemeint waren).
1838
England eröffnet Konsulat in Jerusalem
Großbritannien beobachtet mit Sorge, wie die Großmächte Rußland und Frankreich versuchen ihre Positionen im Vorderen Orient zu stärken. Rußland sieht sich dort als Schutzmacht der orthodoxen Christen, während sich Frankreich als Interessenvertreter der katholischen Christen versteht. Das protestantische England muss sich sein “Klientel” erst schaffen. Dafür wurden vor allem die Juden ausgewählt.
1840
England wirbt für Rückkehr der Juden nach nach Palästina
Nachdem England einen Vorwand braucht, sich im Vorderen Orient als Schutzmacht zu positionieren werden die Juden als Schutzbefohlene angesehen. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wird in der Politik und in den Medien Englands dafür geworben, dass Juden nach Palästina zurück kehren sollten. Der einflußreiche Lord Shaftesbury setzt 1940 eine Anzeige in die TIMES und bewirbt die jüdische Ansiedlung.
1862
Moses Hess verfasst “Rom und Jerusalem – Die letzte Nationalitätenfrage”
Der deutsch-jüdische Philosoph und Journalist Moses Hess – zeitweise ein Kollege von Karl Marx bei der Rheinischen Post in Köln – ist von der italienischen Freiheitsbewegung unter Garibaldi beeindruckt. Unter diesem Eindruck gibt Hess das Buch “Rom und Jerusalem” heraus. Darin spricht er sich für eine jüdische Rückkehr nach Palästina aus. Er wirbt für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, die sich vor allem der Landwirtschaft widmen soll. Unter Zionisten gewinnt der von Hess geprägte Begriff “Rücknahme des Bodens” im Lauf der Zeit große Popularität.
1866
Dunant wirbt für Kolonisierung Palästinas
Henry Dunant, der französische Begründer des Internationalen Roten Kreuzes, ruft zur Schaffung einer Gesellschaft zur Erneuerung des Orients auf. Das Ziel ist die massenhafte Kolonisierung Palästinas – auch von Juden – unter dem Protektorat von Napoleon III. So wie die Engländer sahen auch die Franzosen die Juden als eine Art Erfüllungsgehilfen vor Ort an.
1881
- März 1881
Ermordung des russischen Zaren Alexander II.
In der Folge der Ermordung kommt es im ganzen russischen Reich bis 1884 immer wieder zu schweren Ausschreitungen gegenüber Juden. Sie werden beschuldigt hinter dem Attentat zu stehen. Ein wahrscheinlich schwerwiegenderes Motiv für die Pogrome besteht im Vorwurf, die Juden würden die russischen Arbeiter und Bauern ausbeuten. So lautet ein Flugblatt der südrussischen Arbeiter-Gewerkschaft beim schweren Pogrom in Kiew. Gemeint war der tatsächlich vorhandene als Zinswucherer und Landpächter
1882
Leo Pinsker gibt das Werk “Autoemanzipation” heraus
Der polnisch-russische Jude Leo Pinsker verfasst unter dem Eindruck der schweren anti-semitischen Pogrome dieser Zeit eines der Frühwerke des beginnenden Zionismus. In dem anonym auf deutsch herausgegebenen Buches wendet sich Pinsker von seinem früheren Vertrauen in die Möglichkeiten der Assimilation ab und spricht sich für einen eigenen jüdischen Staat aus.
Mai 1882
Rußland erlässt anti-jüdische “Mai-Gesetze”
Konstantin Pobedonostsev, der Vorsitz der “Heiligen Synode” der russisch-orthodoxen Kirche, beschreibt die Ziele dieser Gesetze so:
Ein Drittel der Juden wird zum Christentum konvertieren,
ein Drittel wird verhungern,
und ein Drittel wird aus dem Land fliehen.
1882 – 1903
Erste Alijah
Die erste jüdische / zionistische Welle von Einwanderern gelangt nach Palästina (20.000 bis 30.000 Personen). Der Begriff Alijah kommt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie “Aufstieg”. Damit ist sowohl der geografische Anstieg nach dem höher gelegenen Jerusalem gemeint, als auch eine vermeintliche spirituelle Erhebung, die mit der Einwanderung verbunden sein soll. In Bezug auf die spirituelle Erhebung waren es nicht selten Massen von Mosquitos der malaria-verseuchten Gegenden, die diese Erwartungen völlig unromantisch zerstörten.
1886
- Oktober 1886
Geburt von David Ben Gurion
Im polnischen Plonsk wird David Gruen geboren. Als David Ben Gurion wird er zum Staatsgründer Israels (1948).
1891
Reisebericht von Achad Haam
Achad Haam, mit bürgerlichem Namen Asher Ginzberg und einer der populärsten zionistischen Denker seiner Zeit, schreibt nach einer Palästina-Reise:
Die jüdischen Siedler behandeln die Araber mit Feindseligkeit und Grausamkeit, betreten widerrechtlich ihr Land, schlagen sie schamlos ohne hinreichenden Grund und sind sogar stolz darauf.
Die Juden waren Sklaven im Land ihres Exils, und plötzlich befinden sie sich in grenzenloser wilder Freiheit […].
Diese plötzliche Veränderung hat in ihren Herzen eine Neigung zur Tyrannei erzeugt, wie es immer geschieht, wenn Sklaven zu Herrschern werden.
1894
Oktober 1894
Beginn der Dreyfus-Affäre
Alfred Dreyfus, Hauptmann im französischen Generalstab, wird unter der Anschuldigung des Hochverrats verhaftet. Er wird verurteilt zu lebenslanger Verbannung und dazu verbracht auf die Teufelsinsel vor der südamerikanischen Küste. Er wird 1906 wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Für viele war die “Dreyfus Affäre” ein weiterer Beleg für den scharfen Antisemitismus jener Zeit.
1896
Theodor Herzl gibt das Buch “Der Judenstaat” heraus
Der österreichische Journalist und Publizist Herzl ist erschüttert von der Dreyfus-Affäre in Frankreich. “Der Judenstaat” wird zur Gründungs-Schrift des politischen Zionismus, und erzielt große Resonanz unter europäischen Juden.
Über den Antisemitismus seiner Zeit schreibt Herzl:
In Russland werden Judendörfer gebrandschatzt, in Rumänien erschlägt man ein paar Menschen, in Deutschland prügelt man sie gelegentlich durch, in Österreich terrorisieren die Antisemiten das ganze öffentliche Leben, in Algerien treten Wanderhetzprediger auf, in Paris knöpft sich die sogenannte bessere Gesellschaft zu, die Cercles schließen sich gegen die Juden ab.
Herzl wird zur zentralen Figur des politischen Zionismus.
1897
August 1897
Erster Zionistischer Kongress in Basel
Theodor Herzl lädt jüdische Abordnungen aus ganz Europa zum ersten zionistischen Kongress ein (29.-31. August). Dort wird das sogenannte Baseler Programm angenommen. Der Kernsatz lautet:
Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.
Herzl sagt später dazu:
Fasse ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.
1904
1904 – 1914
Zweite Alijah
Die zweite jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt hauptsächlich aus Russland und Polen (35000 bis 40000 Personen)
Juli 1904
Theodor Herzl stirbt
Herzl, der zeit seines Lebens an einer Herzschwäche leidet, stirbt am 03. Juli 1904.
1909
April 1909
Gründung von Tel Aviv
1910
Oktober 1910
Gründung des ersten Kibbuz Degania
Das prominenteste Gründungsmitglied war Aharon David Gordon, der viel zur Entstehung und Festigung des “Pioniergeistes” vor der Gründung Israels beitrug. Der populärste Bewohner Deganias war der spätere General und Verteidigungsminister Moshe Dayan.
1914
Juli 1914
Beginn des Ersten Weltkriegs
August 1914
Osmanisches und Deutsches Reich schliessen Kriegsallianz
Die Türken werden Bündnispartner Deutschlands. Ihr Herrschaftsgebiet umfasst einen großen Teil des Vorderen Orients einschließlich des heutigen ganzen Libanon, Syrien, Palästina, Jordanien und Teilen des Irak und Saudi-Arabiens (“Hedschas“).
1915
McMahon Zusage
Ab 1915 verhandelt der britische Hochkommissar von Ägypten Sir Henry McMahon mit Scherif Hussein von Mekka, um die Stämme des Hedschas zur Revolte gegen die türkische Herrschaft zu bewegen.
McMahon verspricht Hussein, dass England nach dem Krieg die Schaffung eines unabhängigen arabischen Staates unter Führung von Hussein unterstützen wird. Darin sollte auch Palästina beinhaltet sein.
Januar 1915
Großbritannien beginnt Eroberung des Sinai und Palästinas
1916
- Mai 1916
Sykes-Picot-Abkommen
In einem geheimen Vertrag legen England (Sir Marc Sykes) und Frankreich (Francois Picot) fest, dass und wie sie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges den Nahen und Mittleren Osten unter sich aufteilen wollen.
Das Abkommen steht im direkten Gegensatz zur britischen McMahon-Zusage an Scherif Hussein im Jahr zuvor.
1917
November
1917 Balfour-Deklaration
Englands Außenminister Lord Arthur James Balfour gibt am 2. November 1917 die sogenannte Balfour-Erklärung heraus:
England verspricht den Juden Unterstützung bei der Gründung einer “nationalen Heimstätte in Palästina“, solange dabei nicht die “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina” beeinträchtigt werden.
Die Balfour-Deklaration ist einer der letzten Akte des Kolonial-Zeitalters: Eine europäische Großmacht entscheidet über die Zukunft einer nicht-europäischen Region.
Die Balfour-Erklärung steht im Gegensatz sowohl zur McMahon-Zusage an Scherif Hussein zwei Jahre zuvor, als auch dem Sykes-Picot-Abkommen ein Jahr zuvor.
Dezember 1917
Allenby erobert Jerusalem
General Allenby, der britische Oberbefehlshaber der englischen Palästina-Expedition, erobert Jerusalem.
1918
1918 – 1929
Ben Gurions sozialistische Phase
David Ben Gurion sieht das Verhältnis von Zionisten zu den Arabern unter sozialistischen Vorzeichen: Unterschiede in Bezug auf Religion oder Nationalität müssen überwunden werden, da es der sozialistischen Idee nach Brüderlichkeit geben muss unter allen Mitgliedern der Arbeiterklasse. Diese Phase endet mit dem arabischen Aufstand von 1929.
Oktober 1918
Das Osmanisches Reich kapituliert
Großbritannien hat die osmanisch-deutschen Kräfte im Vorderen Orient besiegt. Die Türken kapitulieren im Frieden von Mudros. England wird damit zur Besatzungsmacht in Palästina und Jordanien. England wird 1920 vom Völkerbund das offizielle Mandat über diese Gebiete bekommen.
1919
1919 – 1923
Dritte Alijah
Die dritte jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt vor allem aus Russland (ca. 350.00 Personen)
August 1919
Bericht der King – Crane Kommission
Auf der Pariser Friedenskonferenz beruft US Präsident Wilson eine Nahost-Kommission ein. Die Amerikaner Henry King und Charles Crane sollen u.a. die Lage in Palästina beurteilen. In ihrem Abschlußbericht heißt es unter Bezug auf den Text der Balfour-Deklaration:
Es ist kaum zu bezweifeln, dass das extreme zionistische Programm stark verändert werden muss.
Denn “ein nationales Zuhause für das jüdische Volk” ist nicht gleichbedeutend mit der Umwandlung Palästinas in einen jüdischen Staat; noch kann die Errichtung eines solchen jüdischen Staates erreicht werden ohne die schwerste Übertretung der “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina.“
Die Tatsache kam immer wieder zum Vorschein in den Treffen der Kommission mit jüdischen Vertretern, dass die Zionisten praktisch eine vollständige Enteignung der derzeitigen nichtjüdischen Bewohner Palästinas durch verschiedene Formen des Kaufs anstreben. […]
Angesichts all dieser Überlegungen und mit einem tiefen Gefühl des Mitgefühls für die jüdische Sache fühlen sich die Kommissare verpflichtet zu empfehlen, dass die [Pariser] Friedenskonferenz nur ein stark reduziertes zionistisches Programm anstrebt und selbst das nur sehr langsam eingeleitet wird.
Das müsste bedeuten, dass die jüdische Einwanderung definitiv begrenzt werden sollte und dass das Projekt, Palästina eindeutig zu einem jüdischen Commonwealth zu machen, aufgegeben werden sollte.
US Präsident Wilson legte diesen Bericht in die Schublade. Er wurde erst 1922 publik, und fand nie die Unterstützung der amerikanischen Regierung.
1920
1920 – (heute ?)
Das Prinzip “Jüdische Arbeit” wird proklamiert
David Ben Gurion proklamiert das Prinzip der “jüdischen Arbeit”: Jüdische Betriebe sollen Juden anstellen, keine Araber.
Februar 1920
Arabische Demonstrationen in Jerusalem
In Jerusalem demonstrieren zahlreiche Araber für die Vereinigung Syriens und Palästinas. Richard Meinertzhagen, Englands leitender politischer Offizier in Palästina, und W.F. Stirling, englischer Gouverneur von Jaffa, sehen die Franzosen im Libanon als Drahtzieher der Unruhen, um die britische Position in Palästina zu schwächen. Das ist eine plausible Annahme, da die Briten ihrerseits vieles unternommen haben, um die Position Frankreichs in Syrien und dem Libanon zu untergraben.
April 1920
Nebi Musa Unruhen in Jerusalem
Beim großen jährlichen Nebi Musa Fest halten arabische Anführer in Jerusalem politische Reden gegen die britischen Besatzer und gegen die jüdische Einwanderung. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden. Die britische Polizei benötigt vier Tage um Ordnung zu schaffen (04.-07.April). Fünf Araber und vier Juden kommen zu Tode. Die jüdische Seite wirft England antisemitische Parteilichkeit vor. Englands Premier Lloyd George kündigt an, den Militärgouverneur durch einen zivilen Hochkommissar zu ersetzen (Herbert Samuel).
April 1920
Konferenz von San Remo
Im italienischen San Remo findet vom 19.-26.April 1920 eine Konferenz der Siegermächte des Ersten Weltkriegs statt. Großbritannien soll das Mandat für Palästina und den späteren Irak bekommen. Frankreich zur Mandatsmacht von Syrien und dem Libanon werden. Der Völkerbund besiegelt das zwei Monate später.
Juni 1920
Gründung der Haganah
Angesichts der Nebi Musa Unruhen vom April desselben Jahres gründet der Jishew – die jüdische Gemeinde Palästinas – die bewaffnete Miliz Hagana. Sie ist der Vorläufer der späteren regulären Armee Israels (IDF).
Juni 1920
England erhält Mandat über Palästina
Der Völkerbund überträgt Großbritannien das Mandat über Palästina. Das Mandat wird 1948 enden.
Juli 1920
Sir Herbert Samuel wird Hochkommissar für Palästina
Der bisherige britische Militärgouverneur Allenby sieht in der Ernennung des erklärten Zionisten Samuel eine große Gefahr für den Frieden in Palästina: Die Araber würden das als ersten Schritt der Übergabe des Landes an die Juden ansehen.
Dezember 1920
Gründung der jüdischen Gewerkschaft Histadrut
1921
Mai 1921
U.S. Emergency Quota Act
In Amerika wird ein verschärftes Einwanderungsgesetz erlassen. Eine Quotenregelung schränkt auch die jüdische Immigration stark ein.
In den vierzig vorangegangenen Jahren waren fast alle ost-europäischen Juden nicht nach Palästina, sondern nach Amerika ausgewandert. Erst mit Erlass dieses Einwanderungsgesetzes wird Palästina der Menge der Einwanderer nach zum Mittelpunkt jüdischer Einwanderung.
Mai 1921
Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa
Bei jüdischen 1.-Mai-Kundgebungen rivalisierender Kommunisten und Sozialisten im arabisch-jüdischen Teil von Jaffa kommt es zu Prügeleien. Unter Arabern verbreitet sich das Gerücht, es habe Gewalttaten von Juden gegen Araber gegeben. Ein arabischer Mob zieht los und verübt Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa. 47 Juden und 48 Araber kommen zu Tode.
1922
Dezember 1922
Ben Gurion fordert massive Einwanderung
Auf der 3. Generalversammlung der Arbeiterpartei Achdut Ha’avoda fordert ihr Vorsitzender Ben Gurion angesichts eines “drohenden Bankrotts der zionistischen Bewegung“:
Das wesentliche Bestreben, das unser Denken und unsere Arbeit bestimmen sollte, ist die Eroberung des Landes und dessen Aufbau durch umfangreiche Einwanderung. […]
Wir sind Eroberer eines Landes und sehen uns einer Eisernen Mauer gegenüber, die wir durchbrechen müssen.
Juli 1922
Völkerbund bestätigt britisches Mandat
Der Völkerbund bestätigt am 24. Juli das britische Mandat über Palästina
1923
November 1923
Jabotinsky verfasst “Eiserne Mauer“
Der rechts-nationalistische jüdische Politiker Vladimir Jabotinsky verfasst eine Streitschrift, die bald berühmt wird.
Damit der Zionismus umgesetzt werden kann sieht Jabotinsky als einzige Möglichkeit eine harte Politik gegenüber den Arabern Palästinas:
wenn sich eine flächenmäßig so große Nation [wie die der Araber unserer Einwanderung] widersetzt, was vollkommen natürlich ist – muss sie gezwungen werden. […]
Das ist die einzige arabische Politik, die wir für möglich halten.
1924
1924 – 1931
Vierte Alijah
Die Vierte Alijah kommt vor allem aus Polen und der Sowjetunion (ca. 80.000 Personen)
1925
April 1925
Eröffnung der Hebräischen Universität Jerusalem
1928
In Ägypten wird die Muslim-Bruderschaft gegründet
Der Lehrer und Religionsführer Hassan al-Banna gründet die Muslimbruderschaft, um die nationale Bewegung zu stärken und gegen die britische Besatzung des Landes zu kämpfen. Die heute in Gaza regierende Hamas versteht sich als Ableger der Muslimbrüder, weshalb sie von der ägyptischen Regierung mit Argwohn betrachtet wird.
1929
1929-1936
Ende der sozialistischen Phase Ben Gurions
Mit den arabischen Unruhen vom August 1929 und dem landesweiten Arabischen Aufstand ab 1936 endet Ben Gurions Phase der “sozialistischen Brüderlichkeit” gegenüber den Arabern. Er sieht nur noch einen politischen Kampf um alles oder nichts, den es zu gewinnen gilt.
August 1929
Arabische Unruhen
Zwischen dem 23. und 29. August kommt es in mehreren Städten Palästinas zu arabischen Gewalttaten, die viele Tote fordern. Allein in Hebron wurden 67 Mitglieder der dortigen jüdischen Gemeinde getötet. Die Unruhen wurden durch einen Streit zwischen jüdischen und arabischen Nationalisten an der Klagemauer in Jerusalem ausgelöst. Dort hatten jüdische Nationalisten mit Fahnen und Gesängen demonstriert.
1930
Februar 1930
Henry Morgenthau hält Zionismus für gescheitert
Der spätere amerikanische Finanzminister jüdischen Glaubens Henry Morgenthau sagt am 11. Februar 1930 auf einer Versammlung:
Die Zionisten haben Palästina für die Juden ruiniert, indem sie Forderungen stellten, denen sich die Araber nicht anschließen können.
Der grundlegende Fehler bestand darin, die Balfour-Erklärung falsch zu interpretieren. Statt des Versprechens, den Juden in Palästina eine nationale Heimat zu schaffen, verstand man: Palästina in die nationale Heimat für die Juden zu verwandeln.
1932
1932-1938
Fünfte Alijah
Nach der Machtübernahme Hitlers in Deutschland kommt die Fünfte Alijah (jüdische Einwanderungswelle) aus Europa nach Palästina (ca. 200.000 Personen).
1935
Oktober 1935
Waffenschmuggel der Haganah löst arabischen Generalstreik aus
Im Hafen von Jaffa kommt am 18. Oktober 1935 ein belgischer Zementfrachter an. In der Lieferung hat die jüdische Miliz Haganah Tausende Gewehre versteckt. Beim Entladen fallen Kisten herunter und bringen die brisante Ladung zum Vorschein. Die Araber rufen zum Generalstreik auf.
Der unter Arabern landesweit populäre arabische Nationalist Izz ad-Din Al-Kassam ruft zum bewaffneten Kampf auf.
November 1935
Izz ad-Din Al-Kassam getötet – Kassam wird Märtyrer
Britische Soldaten stellen am 20. November 1935 die Gruppe um den arabischen Partisanenführer Al-Kassam im Tal von Dotan und töten ihn und drei weitere Rebellen. Al-Kassam wird mit seinem Tod zu einem Che Guevara der palästinensischen Araber. Den Namen Al-Kassam wird später der bewaffnete Flügel der Hamas in Gaza annehmen (“Al-Kassam-Brigaden”)
1936
1936-1939
Arabischer Aufstand
- April 1936
Arabischer Generalstreik wird ausgerufen
Vor dem Hintergrund der schlechten Lage der arabischen Bevölkerung Palästinas und der zunehmenden jüdischen Einwanderung rufen in Nablus die fünf wichtigsten arabischen Parteien Palästinas zum Generalstreik auf.
April 1936
Gründung des Arabischen Hohen Kommittees (AHC)
Das AHC richtet sich mit seiner Gründung am 25. April 1936 an die britische Mandatsmacht und erhebt drei Forderungen: Verbot der jüdischen Einwanderung, Verbot des Landverkaufs an Juden, Errichtung einer arabischen Regierung.
Juni 1936
Ben Gurion: Friede ist nur Mittel zum Zweck
Angesichts der Dimension des Aufstands ändert der zuvor moderate Ben Gurion seine Haltung gegenüber den Arabern. Ähnlich wie Wladimir Jabotinsky, der schon 13 Jahre zuvor in seinem Essay “Eiserne Mauer” für eine harte Politik gegenüber den Arabern plädiert hat, schreibt Ben Gurion am 9. Juni 1936 in einem Brief an die Exekutive der Jewish Agency
Friede ist für uns ein Mittel.
Der endgültige Zweck ist die komplette und volle Realisation des Zionismus. […]
Nur wenn die Araber vollständig verzweifelt sind – verzweifelt nicht nur weil die Unruhen und ihre Versuche einer Rebellion zu nichts führen, sondern verzweifelt auch angesichts unseres Wachstums – nur dann werden sie sich mit einem jüdischen Land Israel abfinden
1937
- Juli 1937
Peel-Kommission empfiehlt Teilung Palästinas
Die britische Regierung hat eine Untersuchungs-Kommission unter Leitung von Lord Peel eingesetzt, um die Ursachen des Arabischen Aufstandes von 1936 zu untersuchen. Die Kommission kommt am 7. Juli 1937 zu dem Schluß, daß Großbritannien den ursprünglichen Auftrag des Völkerbund-Mandats nicht erfüllen kann (Hilfe bei der Errichtung einer jüdischen “Heimstätte”, ohne die Rechte der Araber zu verletzen).
Die Peel-Kommission schlägt die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor, und empfiehlt einen Bevölkerungstransfer.
Das Arabische Hohe Kommittee lehnt den Peel-Plan sofort ab. Der arabische Aufstand wird durch den Teilungsplan befeuert.
Die Sitzung des Zionistischen Kongresses von 1937 lehnt den Vorschlag ebenfalls ab, obwohl sich David Ben-Gurion und Chaim Weizmann für den Plan aussprechen. Angesichts der immer schlimmeren Gräuel des Naziregimes bereuen auf zionistischer Seite manche, diese Chance auf einen souveränen kleinen Staat vertan zu haben.
Oktober 1937
Ben Gurion: Wir wollen ganz Palästina
Ben Gurion schreibt am 5. Oktober 1937 – also 11 Jahre vor der Gründung von Israel – an seinen Sohn Amos:
Wir errichten jetzt erst einmal einen jüdischen Staat, auch wenn er sich nicht über das ganze Land erstreckt.
Der Rest wird mit dem Lauf der Zeit kommen. Es muss kommen.
1938
- September 1938
Münchner Abkommen
Großbritannien, Frankreich, Italien und das Deutsche Reich beschliessen im Münchner Abkommen, daß die Tschechoslowakei das Sudetengebiet an Hitler-Deutschland abtreten muss. Der Einspruch der Tschechoslowakei wird ignoriert. Am 1. Oktober marschiert die Wehrmacht ins Sudentenland ein.
November 1938
Woodhead-Kommission
Die Woodhead-Kommission soll den Teilungs-Plan der Peel-Kommission im Detail ausarbeiten.
Sie schlägt am 9. November 1938 drei Optionen vor. Die britische Regierung veröffentlicht den Bericht mit der Bewertung, daß eine Teilung Palästinas aus politischen, finanziellen und administrativen Gründen derzeit nicht möglich ist.
1939
Februar – März 1939
Londoner Konferenz
Da Großbritannien den Teilungsplan der Peel-Kommission verworfen hat und die Vorschläge der Woodhead-Kommission keinen Erfolg versprechen, lädt die britische Regierung Vertreter der arabischen und jüdischen Seite nach London ein, um einen Kompromiss zu erarbeiten (7. Februar – 17. März).
Die arabische Seite lehnt die britischen Vorschläge ab, weil sie auf einen arabisch-jüdischen Staat Palästina hinaus laufen.
Die jüdische Seite lehnt sie ab, weil die Einwanderung von Juden stark begrenzt werden würden.
Aus Protest gegen die anti-zionistischen Vorschläge verübt der jüdische Untergrund (Irgun) in ganz Palästina Anschläge. 38 Araber werden getötet, 44 verletzt (27. Februar).
Die britischen Vorschläge fließen in das sogenannte Weißbuch von 1939 ein.
Zwei Tage vor Ende der Londoner Konferenz bricht Hitler das Münchner Abkommen und lässt die Wehrmacht nach dem Sudentenland auch die restliche Tschechoslowakei besetzen.
Mai 1939
Weißbuch der britischen Regierung (“White Paper”)
Auf Grundlage ihrer Vorschläge aus der Londoner Konferenz gibt die britische Regierung am 17. Mail 1939 das sogenannte Weißbuch heraus. Darin wird die weitere Politik der Mandatsmacht England beschrieben. Unter anderem wird bestimmt:
Verzicht auf eine Teilung Palästinas.
Errichtung eines jüdischen Staates innerhalb der nächsten 10 Jahre.
Starke Beschränkung der jüdischen Immigration (nur 75.000 innerhalb der nächsten 5 Jahre).
Der Erwerb von Land durch Juden soll beschränkt werden.
Die arabische Seite lehnt das Weißbuch zunächst ab, stimmt aber im Juli 1940 durch Unterschrift zu.
Die jüdische Seite lehnt das Weißbuch kategorisch ab. In Palästina kommt es zu schweren Unruhen unter der jüdischen Bevölkerung; ein Generalstreik wird ausgerufen.
Während des Zweiten Weltkriegs muss die zionistische Seite den Spagat vollbringen, an der Seite Englands gegen Hitler zu kämpfen, und mit Blick auf das Weißbuch gegen die Engländer zu kämpfen. Ben Gurion sagte dazu:
We will fight the White Paper as if there is no war, and fight the war as if there is no White Paper.
September 1939
Hitler-Deutschland überfällt Polen
Mit dem Angriff Deutschlands auf Polen beginnt am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.
1942
Januar 1942
Wannsee-Konferenz
In Berlin beschliessen Vertreter mehrerer deutscher Behörden am 20. Januar 1942 die sogenannte “Endlösung der Judenfrage“, also den systematischen Mord an den europäischen Juden.
Mai 1942
Biltmore-Konferenz
Im New Yorker Hotel Biltmore treffen sich vom 6.-11. Mai 1942 600 zionistische Abgeordnete verschiedener Länder. Sie formulieren ihr oberstes politisches Ziel neu. Hatte man bisher die vage Formulierung der britischen Balfour-Deklaration von 1917 übernommen – die Errichtung einer nationalen Heimstätte – wird nun konkret die Schaffung eines “Jüdischen Commonwealth” angestrebt:
Die Konferenz fordert, dass die Tore von Palästina geöffnet werden;
dass die Jewish Agency die Kontrolle über die Einwanderung nach Palästina erhält und die notwendige Autorität für den Aufbau des Landes, einschließlich der Entwicklung ihrer unbewohnten und unbebauten Ländereien;
und dass Palästina als jüdisches Commonwealth etabliert wird, das in die Struktur der neuen demokratischen Welt integriert ist.
Die Biltmore-Konferenz ist auch der Höhepunkt im Machkampf innerhalb des Zionistischen Kongresses: David Ben Gurion setzt sich gegen Chaim Weizmann durch, dem seine pro-britische Haltung zum Verhängnis wird.
1944
April 1944
KZ-Insassen berichten nach Flucht über Holocaust
Den KZ-Häftlingen Rudolph Vrba and Alfred Wetzler gelingt am 7. April 1944 die Flucht aus Auschwitz. Sie liefern präzise Informationen über das Todeslager. Die Informationen kommen zwischen Juli und Oktober in Washington an. Die Allierten unternehmen keine militärischen Aktionen gegen Auschwitz.
Juni 1944
Exekutive der Jewish Agency lehnt Bombardierung von Auschwitz ab
Der Vorsitzende der Exekutive Ben-Gurion begründet das am 11. Juni 1944 so:
Wir kennen die Wahrheit über die gesamte Situation in Polen nicht, und es scheint, dass wir in dieser Angelegenheit nichts vorschlagen können.
Später fordern führende Zionisten die Allierten dazu auf, Auschwitz zu bombardieren.
- November 1944
Ermordung von Lord Moyne in Kairo
Der britische Konsul in Ägypten befürwortet zwar die Teilung Palästinas in einen jüdischen und arabischen Teil. Er ist aber gegen eine massive jüdische Immigration nach Palästina. Er hat 1942 die türkische Regierung gebeten, das mit jüdischen Flüchtlingen beladene Schiff Struma nicht durch den Bosporus nach Palästina zu lassen. Das Schiff ging nach einer Explosion unter und Hunderte ertranken. Das wurde zu seinem Todesurteil.
Am 6. November 1944 wird Lord Moyne von Mitgliedern einer jüdischen Terroristengruppe ermordet (“Stern-Group”).
Einer der Mitglieder der Stern-Gruppe, Jitzchak Schamir, wird später Ministerpräsident von Israel.
Winston Churchill war grundsätzlich pro-zionistisch eingestellt. Er war aber auch ein persönlicher Freund von Moyne. Nach dem Attentat bemerkte er: Man müsse überlegen ob sich nicht die Träume vom Zionismus im Pulverdampf der jüdischen Attentäter auflösen würden.
1947
Februar 1947
Palästina-Frage wird den Vereinten Nationen übertragen
Die für Palästina zuständige Mandatsmacht England übergibt die Palästina-Frage am 14. Februar 1947 an die Vereinten Nationen
April 1947
Kommandant von Auschwitz wird hingerichtet
Rudolf Höß, der Lagerkommandant des Vernichtungslagers Auschwitz, wird nach der Verurteilung durch das Oberste polnische Volksgerichts am 16. April 1947 in Auschwitz gehängt.
Juni 1947
Status-quo-Vertrag
Zwischen der weltlichen jüdischen Einwanderungsbehörde Jewish Agency und den Orthodoxen Juden Palästinas wird am 19. Juni 1947 der “Status Quo”-Vertrag geschlossen. Festgelegt wird:
Im künftigen jüdischen Staat wird der Samstag der offizielle Ruhetag (Schabbat).
Die staatlich betriebenen Küchen werden koscher.
Die Jewish Agency sorgt dafür, dass Angelegenheiten des persönlichen Status durch das jüdische Gesetz geregelt werden.
Die Autonomie der religiösen Bildungssysteme bleibt erhalten.
Juli 1947
Jüdische Terroristen ermorden zwei britische Soldaten
Die Untergrund-Miliz Irgun (IZL) erhängt die zuvor entführten britischen Soldaten Mervyn Paice und Clifford Martin (30. Juli). Bitt-Briefe der Eltern an Irgun-Chef Menachem Begin haben keine Wirkung. Die Leichen werden in der Nähe von Netanya in einem Wald nochmals aufgehängt und mit Sprengfallen versehen. Beim Versuch die Toten zu bergen kommen weitere Briten ums Leben.
- November 1947
Resolution 181 (II) der UN-Vollversammlung
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschließt mit Resolution 181 die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat, sowie die Internationalisierung Jerusalems. In den jüdischen Gemeinden Palästinas wird gefeiert, aber bald kommt es zu ersten Auseinandersetzungen mit arabischen Milizen.
Der rechts-konservative Politiker Menachem Begin, der 1977 Ministerpäsident von Israel wird, sagt einen Tag nach dem UN-Beschluss:
Die Teilung Palästinas ist unrechtmäßig. Wir werden das nie anerkennen. […]
Das Land Israel wird für das Volk Israel wiederhergestellt werden. Das ganze Land.
Dezember 1947
Jüdische Terroristen verüben zwei Anschläge in Jerusalem und Jaffa
Die Untergrund-Miliz Irgun (IZL) verübt am 29. Dezember 1947 einen Bombenanschlag am Jerusalemer Damaskus-Tor, das vor allem von Arabern benutzt wird. 11 Araber kommen ums Leben, 30 werden verwundet. Im benachbarten Jaffa wirft ein Irgun-Kommando eine Bombe in ein volles Cafè. 40 Araber sterben.
Dezember 1947
Araber massakrieren 39 jüdische Arbeiter einer Raffinerie in Haifa
Als Reaktion auf die tags zuvor erfolgten jüdischen Anschläge in Jerusalem und Jaffa tötet eine aufgebrachte arabische Menge in Haifa 39 Juden (30.12.).
Dezember 1947
Jüdische Miliz überfällt arabisches Dorf als Vergeltung für Haifa
Die Untergrund-Miliz Palmach greift in der Nacht des 31. Dezember das nahe Haifa gelegene Dorf Balad al-Sheikh an. Der Kommandeur befiehlt eine maximale Zahl an Erwachsenen zu töten. 70 Araber werden getötet, darunter zwei Frauen und 5 Kinder.
1948
1948 – 1949
Unabhängigkeitskrieg Israels
1948-1951
Jüdische Masseneinwanderung
Aus arabischen Staaten kommen viele Juden nach Israel, insbesondere aus Ägypten, Irak und Jemen, sowie aus Polen und Rumänien (knapp 700.000 Personen).
April 1948
Arabische Niederlage von Qastel
Der arabische Volksheld und Kommandeur der Milizen von Jerusalem, Abd al-Qadir al-Husseini, versucht am 8. April das in der Nähe von Jerusalem gelegene und strategisch wichtig gelegene arabische Dorf Qastel von den jüdischen Milizen zurück zu erobern. Al-Husseini kommt zu Tode, und wird am folgenden Tag in Jerusalem beigesetzt. Zehntausende nehmen teil.
April 1948
Massaker von Deir Jassin
Fünf Wochen vor der Staatsgründung Israels und vor dem Einmarsch arabischer Truppen nach Israel / Palästina überfallen jüdische Milizen das nahe Jerusalem gelegene arabische Dorf Deir Jassin (9. April).
Die Dorfältesten hatten zuvor einen Nichtangriffspakt mit dem für diese Region zuständigen jüdischen Kommandeur getroffen.
Die Milizen töten bis zu 120 meist zivile Dorfbewohner. Es kommt dabei auch zu Plünderungen, Folterungen, Vergewaltigungen und systematischen Hauszerstörungen.
April 1948
Beginn der Nakba
Die Nachricht vom Massaker in Deir Jassin verbreitet sich zuerst in Jerusalem unter den Teilnehmern der Beisetzung von Abd al-Qadir al-Husseini, und bald in ganz Palästina. Viele Palästinenser begeben sich auf die Flucht, wobei die jüdischen Milizen die Flucht befeuern so gut sie können. Wer nicht flüchtet wird zum größten Teil vertrieben. Das war der Beginn der “Nakba“, der Katastrophe des palästinensischen Volkes.
Mai 1948
Ausrufung des Staates Israel
Mit der Beendigung des britischen Mandats erklärt David Ben Gurion am 14. Mai 1948 in Tel Aviv die Unabhängigkeit des Staates Israel.
Mai 1948
Israelischer Unabhängigkeitskrieg
Am 15. Mai 1948, einen Tag nach Ausrufung des Staates Israel, marschieren arabische Militärverbände in Palästina / Israel ein
Mai 1948
Gründung der israelischen Armee
Aus der bewaffneten jüdischen Untergrundbewegung Haganah wird am 31. Mai 1948 die offizielle israelische Armee gegründet (IDF / Zahal).
Mai 1948
Einführung einer eigenen israelischen Währung
Das israelische Pfund (I£) wird am 31. Mai 1948 die offizielle Währung Israels.
1949
Januar 1949
Erste Parlamentswahl in Israel
Am 25. Januar 1949 findet die Wahl zum 1. Israelischen Parlament statt (Knesset).
Februar 1949
Ben Gurion erster Ministerpräsident von Israel
Die Knesset wählt am 14. Februar 1949 David Ben Gurion zum ersten Ministerpräsidenten Israels.
Februar 1949
Weizmann erster Staatspräsident von Israel
Chaim Weizmann wird am 16. Februar 1949 zum ersten Staatspräsidenten Israels gewählt.
Februar 1949
Waffenstillstandsabkommen mit Ägypten
Israel schließt ein Waffenstillstandsabkommen mit Ägypten (24. Februar 1949); Abkommen mit dem Libanon, Transjordanien und Syrien folgen bis Ende Juli.
Mai 1949
Aufnahme Israels in die UN
Israel wird am 11. Mai 1949 Mitglied der Vereinten Nationen
1950
Januar 1950
Jerusalem wird Hauptstadt von Israel
Die Knesset beschliesst am 23. Januar 1950, dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist.
Juli 1950
Gesetz auf Recht zur Einwanderung für Juden
Die Knesset verabschiedet am 5. Juli 1950 das “Rückkehrgesetz”: Jeder Jude weltweit hat das Recht nach Israel einzuwandern.
September 1950
Jordanien annektiert die Westbank
Jordanien annektiert am 10. September das von ihm seit 1948 besetzte Westjordanland.
1951
- September 1951
Bundestag anerkennt deutsche Verantwortung für Nazi-Verbrechen an Juden
Ein halbes Jahr später genehmigt die Knesset die Aufnahme von Verhandlungen über “Wiedergutmachung“.
1952
- September 1952
Israel und Deutschland schließen Wiedergutmachungsabkommen
Wassenaar (Luxemburg) : Die BRD sagt zu 3,5 Milliarden Mark Entschädigung an Israel und die Jewish Claims Conference zu zahlen.
Israel befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise und ist dringend auf das Geld angewiesen. Das Abkommen ist in Israel sehr umstritten. Die Opposition will kein “Blutgeld” von Deutschland. Im Januar 1952 tobt Oppositionsführer Menachem Begin – der 1977 Ministerpräsident wird – auf einer großen Kundgebung in Tel Aviv:
Das wird ein Krieg auf Leben und Tod.
Es gibt keinen Deutschen, der nicht unsere Väter ermordet hat.
Adenauer ist ein Mörder. Jeder Deutsche ist ein Mörder.
Das Abkommen führt zu einer ersten Verschlechterung der Beziehungen zur arabischen Welt. Ägyptens Staatspräsident Nasser wird den späteren deutschen Kanzler Erhard fragen:
Warum ist es notwendig, daß Israel das Erbe der jüdischen Opfer Hitler-Deutschlands antritt? Wiedergutmachungszahlungen an einzelne Juden und an einzelne Familien — dafür haben wir Verständnis [… aber] Die meisten [Überlebenden] sind nach Amerika und Westeuropa ausgewandert.
1953
Oktober 1953
Einheit 101 von Ariel Scharon verübt Massaker von Qibya
Ein arabischer Terrorist hat gegenüber dem jordanischen Dorf Qibya in Israel eine jüdische Mutter und deren beide Kinder getötet. Die “Anti-Terror-Einheit” 101 unter Major Scharon wird mit der Vergeltung gegen das jordanische Dorf Qibya beauftragt, obwohl die jordanische Regierung plausibel versichert, bei der Verfolgung des Täters mitzuwirken, und von einseitigen Schritten abrät.
Scharon fordert seine Soldaten vor dem Einsatz in Qibya auf “zu töten und maximal zu zerstören“. Am 14. Oktober 1953 überfällt die Einheit Scharons das Dorf während der Nacht und richtet ein Massaker unter der Zivilbevölkerung an.
November 1953
David Ben-Gurion erklärt Rücktritt
Nachdem sich der Staatsgründer Israels und langjährige Ministerpräsident Ben-Gurion schon im Sommer aus Erschöpfung weitgehend aus den Amtsgeschäften zurückgezogen und sie an Moshe Scharett übergeben hat, erklärt er am 2. November seinen Rücktritt. Ben-Gurion zieht sich in die Siedlung Sede Boker in der Wüste Negev zurück (effektive Amtsübergabe Januar 1954).
1954
1954
Nasser fürchtet Isolation
Ägyptens Präsident Nasser fürchtet die Westmächte USA und England wollen Ägypten isolieren und die arabische Welt in der Blockpolitik des Kalten Kriegs auf die Seite des Westens ziehen. Nasser sieht die Verträge zwischen der Türkei und Pakistan (April 1954), den militärischen Hilfs-Pakt zwischen den USA und dem Irak (April 1954), den Militärpakt zwischen den USA und Libyen (September 1954) und den sogenannten Bagdad-Pakt zwischen der Türkei und dem Irak (Februar 1955) als Unterminierung seiner pan-arabischen Politik, mit der Nasser eine Neutralität zwischen West und Ost anstrebt.
Juli 1954
Israelische Terroranschläge in Ägypten
Der israelische Militärgeheimdienst verübt am 14. Juli 1954 in Ägypten mehrere Brand- und Sprengstoff-Anschläge, vor allem auf englische und amerikanische Einrichtungen. Es soll so aussehen, als würden ägyptische Fundamentalisten dahinter stecken.
Das Ziel: die Beziehungen der USA zu Ägyptens sollen sich verschlechtern und der Abzug der letzten britischen Truppen vom Suez-Kanal verhindert werden. Weil ein Brandsatz in der Tasche eines israelischen Geheimdienstlers vorzeitig zündet, fliegt der Spionagering auf.
In Israel führt das zur sogenannten “Lavon-Affäre“, da Verteidigungsminister Lavon den Befehl für diese Anschläge gegeben haben soll.
1955
1955-1957
Jüdische Immigration aus Nordafrika
Aus Nordafrika kommen viele jüdische Einwanderer (ca. 100.000)
Januar 1955
Zwei israelische Spione in Ägypten gehängt
Von den elf festgenommenen israelischen Spionen, die im Juli 1954 Anschläge in Ägypten verübt hatten, werden am 20.Januar 1955 zwei gehängt. Ben Gurion verlangt von seinem Rückzugsort Sede Boker aus den Rücktritt von Verteidigungsminister Lavon.
Februar 1954
Rücktritt von Lavon
Der israelische Verteidigungsminister Lavon tritt am 7. Februar 1954 wegen der “Lavon-Affäre” zurück (Vgl. 1954).
Februar 1955
Ben Gurion wird Verteidigungsminister
Der frühere israelische Ministerpräsident David Ben Gurion kehrt aus seinem Rückzugsort Sde Boker (Negev) auf die politische Bühne zurück und wird am 21.Februar 1955 zum Verteidigungsminister bestellt.
Februar 1955
Israel attackiert ägyptischen Konvoi in Gaza
Am 25. Februar wurde ein israelischer Bewohner von Rehovot von Palästinensern getötet, die mutmaßlich aus dem ägyptisch besetzten Gazastreifen kamen. Ben Gurion nimmt diesen Anlass, um in Gaza Vergeltung gegen Ägypten zu üben. Unter dem Befehl von Ariel Scharon werden am 28. Februar ein ägyptischer Militärposten und ein herankommender Konvoi überfallen. 38 ägyptische Soldaten werden getötet.
November 1955
Ben-Gurion wird erneut Ministerpräsident
Dezember 1955
USA versprechen Ägypten Kredit für Assuan-Staudamm
Gemeinsam mit Großbritannien macht US Außenminister John Foster Dulles am 16. Dezember 1955 Ägypten für den Bau des Assuan-Staudamms eine Kredit-Zusage über 70 Mio. Dollar. Weitere 400 Mio. seitens der Weltbank, der USA und Englands standen in Aussicht. Das Hauptmotiv: Ägypten soll sich nicht an die UdSSR nähern.
Dezember 1955
Chruschtschow attackiert Israel
Nikita Chruschtschow, der Generalsekretär der Kommunisten Partei der UdSSR, attackiert Israel am 29. Dezember 1955 scharf: “Seit den ersten Tagen ihrer Existenz hat Israel eine feindselige und drohende Haltung gegenüber seinen Nachbarn eingenommen.” Die UdSSR umwerben Ägypten, worauf Ägyptens Präsident Nasser eingeht.
1956
Juli 1956
USA nehmen Kreditzusage an Ägypten zurück
Juli 1956
Ägyptens Präsident Nasser verstaatlicht Suez-Kanal
Oktober 1956
Israel, Frankreich, England vereinbaren Angriffskrieg gegen Ägypten
Nachdem Ägyptens Präsident Nasser den Suezkanal verstaatlicht und die für Israel wichtige Wasserstraße von Tiran blockiert hat vereinbaren Israel, England und Frankreich am 24. Oktober 1956 im geheimen Abkommen von Sèvres Ägypten anzugreifen.
Oktober 1956
Israel, Frankreich, England beginnen Suez-Krieg
Am 29. Oktober 1956 beginnen Frankreich, England und Israel ihren im Voraus gemeinsam geplanten Angriffskrieg gegen Ägypten. Angesichts der frühen Anfangserfolge der israelischen Armee spricht Ministerpräsident Ben-Gurion in der Knesset vom “Dritten Königreich Israel”. Die Euphorie hält nicht lange: Die Sowjetunion und die USA fordern die drei Angreifer ultimativ zum Rückzug auf. Ben-Gurion, der bis dahin eher militärischer Falke war, scheint angesichts dieser demütigenden Erfahrung zur Taube zu werden. Der Krieg endet bereits am 6. November.
Oktober 1956
Israelische Grenzpolizei verübt Massaker von Kafr Qasim
Aufgrund des beginnenden Suez-Kriegs verschärfen die israelischen Behörden eine Ausgangssperre (ab 16 Uhr statt ab 17 Uhr). Im arabischen Dorf Kafr Qasim kehren am nachmittag des 29. Oktober 1956 gegen fünf Uhr Dutzende Landarbeiter von den Feldern zurück. Sie wissen nichts von der veränderten Ausgangssperre. Die israelische Grenzpolizei stellt die unbewaffneten und wehrlosen Männer, Frauen und Kinder zur Erschießung auf. 48 Menschen werden ermordet.
November 1956
Israelische Armee verübt Massaker von Khan Yunis
Während des Suez-Kriegs dringen israelische Einheiten am 3. November im Gazastreifen ins palästinensische Flüchtlingslager Khan Yunis ein und ermorden laut Bericht der Vereinten Nationen 275 Zivilisten.
Der 8-jährige Junge Abdel Aziz al-Rantisi ist Zeuge der Hinrichtung seines Onkels. Er wird später politischer Chef der Hamas und radikaler Gegner Israels.
November 1956
Israelische Armee verübt Massaker von Rafah
Wenige Tage nach Ende des Suez-Kriegs dringen am 12. November 1956 israelische Einheiten im Gazastreifen in das palästinensische Dorf Rafah ein und ermorden 110 Zivilisten.
1957
Dezember 1957
Waffendeal Schimon Peres – Franz Josef Strauß
Eine israelische Abordnung um Schimon Peres trifft sich heimlich mit dem deutschen Verteidigungsminister in dessen Privathaus in Rott am Inn. Deutschland liefert im Anschluß inoffiziell Waffen und Ausrüstung im Wert von 300 Mio. DM.
1960
März 1960
Ben Gurion trifft Adenauer
Premierminister David Ben Gurion und Bundeskanzler Konrad Adenauer treffen sich am 14. März 1960 in New York. Ben-Gurion erklärt der Presse, das heutige Deutschland sei nicht mehr das Deutschland der Nazi-Zeit.
1961
April 1961
Eichmann-Prozeß in Jerusalem
In Jerusalem startet am 11. April 1961 der Prozess gegen SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann, der maßgeblich die Transporte von Juden in die Vernichtungslager organisierte.
Ben-Gurion erwartet vom Generalstaatsanwalt, den Prozeß nicht zu einem anti-deutschen Ereignis werden zu lassen.
Die deutsch-jüdisch-amerikanische Philosophin Hannah Arendt berichtet aus Jerusalem über den Prozeß. Zum Entsetzen vieler Israelis und Amerikaner spricht sie von der “Banalität des Bösen” und zeigt, dass die sogenannten “Judenräte” aktive Helfer der Nazis waren, um Juden in die Läger zu transportieren.
1962
Juni 1962
Hinrichtung von Eichmann in Jerusalem
Am 1. Juni 1962 wird SS Obersturmbannführer Eichmann, der im Reichssicherheitshauptamt für die Transporte von Juden in die Konzentrationslager verantwortlich war, in Jerusalem hingerichtet.
1963
Juni 1963
Ben Gurion tritt zurück
Am 16. Juni 1963 tritt David Benin Gurion als Ministerpräsident Israel zurück. Sein Nachfolger wird Levi Eschkol (26. Juni)
Juli 1963
Kennedy fordert US Inspektion der israelischen Atomanlage Dimona
Die US Administration will verhindern, dass Israel Atommacht wird. US Präsident John F. Kennedy fordert den neuen Ministerpräsidenten Levi Eschkol am 5. Juli 1963 beinahe ultimativ auf, amerikanische Inspektionen der Versuchsanlage Dimona zuzulassen:
I am sure you will agree that these visits should be as nearly as possible […], thereby resolving all doubts as to the peaceful intent of the Dimona project.
As I wrote to Mr. Ben-Gurion, this government’s commitment to and support of Israel could be seriously jeopardized if it should be thought that we were unable to obtain reliable information on a subject as vital to peace as the question of Israel’s effort in the nuclear field.
Den Weg Israels zur Atommacht versperren weder Kennedy noch dessen Nachfolger Johnson.
1965
Mai 1965
Israel und die Bundesrepublik Deutschland nehmen diplomatische Beziehungen auf
Bundeskanzler Ludwig Erhardt und Premierminister Levi Eschkol formalisieren am 12. Mai 1965 diplomatische Beziehungen. Der Amtsantritt des deutschen Botschafters in Israel führt zu Tumulten.
Mai 1965
Arabische Staaten brechen Beziehungen zur BRD ab
Nachrichtensprecher im westdeutschen Fernsehen (13. Mai 1965):
Bonn: Die Bundesrepublik und Israel haben heute Nachmittag die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen bekannt gegeben. Als Antwort darauf haben nach dem Irak heute auch Syrien, Kuwait, Ägypten und Jordanien die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik abgebrochen. Der Libanon hat einen ähnlichen Schritt angekündigt.
1966
Dezember 1966
Literatur-Nobelpreis für Schmuel Josef Agnon
Als erster israelischer Schriftsteller erhält S.J. Agnon den Nobelpreis für Literatur (10.Dezember 1966)”
Quelle: Cafe Tel Aviv