MESOP „LINKS-PEGIDA“ : ALS PETER WEISS & DIE STALINO-KOMMUNISTEN DIE SEE-MIGRANTEN NOH GERN ERSAUFEN LIESSEN

Die falschen Flüchtlinge / Von Uli Kulke

Als vor 35 Jahren Hunderttausende Menschen in Lebensgefahr übers Meer auswandern wollten, forderten Linke hierzulande: Helft ihnen nicht!

Es klang unerhört. Die Amerikanerin Joan Baez, weltbekannt als singende Aktivistin für Menschenrechte, gegen Rassismus und vor allem gegen Krieg, bat 1979 Präsident Jimmy Carter öffentlich, die 7. Flotte der US Navy in Stellung zu bringen, im Südchinesischen Meer. Täglich waren dort Hunderte Menschen umgekommen, manchmal Tausende. Carter reagierte und schickte die größte aller Kriegsflotten dorthin, wo sie gewünscht war von jener Ikone des Pazifismus. Jane Fonda, Hollywoodgröße, Sympathisantin der Linken und ebenfalls Kriegsgegnerin, fuhr daraufhin gegen Baez schweres Geschütz auf. Dabei war es eine Rettungsmission, zu der Carter die Schiffe schickte, und dies auch nur für kurze Zeit. 1979 war der Höhepunkt einer beispiellosen Katastrophe auf hoher See in Fernost, die von 1975, dem Ende des Krieges in Vietnam, bis etwa 1982 andauerte.

Es gibt nur ungefähre Schätzungen, doch etwa eine Million Menschen waren dort in den Jahren auf der Flucht über das Meer. Zu Hause, in Südvietnam, drohten ihnen Zwangsarbeit, Umerziehungslager, Foltercamps, die die Nordvietnamesen nach ihrem Einmarsch für die ehemaligen Kriegsgegner eingerichtet hatten. Zweieinhalb Millionen mussten dort Torturen erleiden.Von denen, die den Ausbruch aus Vietnam wagten und in See stachen, fand jeder Vierte oder Fünfte den Tod, in sieben Jahren insgesamt wohl zwischen 200.000 und 250.000. Kaum weniger wurden von Piraten überfallen, ausgeplündert, vergewaltigt, verkauft, Frauen und Kinder zuerst.

Die einzelnen Bilder gleichen denen, die wir heute aus dem Mittelmeer kennen: überladene, seeuntüchtige Boote, Schiffbrüchige, verzweifelte Menschen, Leichen im Meer. Was die Bilder nicht ausdrücken können: Die Dimensionen der Katastrophe damals überstiegen die der heutigen grob gerechnet um das Zehnfache.

Dennoch hielten sich die internationale Empörung und nennenswerte Rettungseinsätze in Grenzen. Dabei tauchten die Flüchtlinge in den Abendnachrichten durchaus häufig auf, hatten bald auch einen Namen: “Boatpeople”. Und in die Debatte über sie schlichen sich menschenverachtende Züge ein, auch in Westdeutschland.

Aus den Reihen der Linken, die den Sieg des kommunistischen Nordvietnams über den von den USA protegierten Süden noch lange nachfeierte, kamen Stimmen, die nur so zu interpretieren waren: Kümmert euch nicht um die Seenot der Boatpeople. So tat die damals in der Szene wie auch im linksliberalen Bürgertum verbreitete Zeitschrift “Konkret” die Flüchtlinge als Elemente ab, die es nicht wert seien, gerettet zu werden: “Schwarzhändler, Zuhälter und US-Kollaborateure”. Interessanterweise berief sich das Blatt auch auf einen Beitrag des ARD-Korrespondenten in Singapur, der 470 Boatpeople interviewt und bei fast allen wirtschaftliche und keine politischen Motive für die Flucht festgestellt habe.

Unabhängig davon, ob die Recherche korrekt war: Heute bemühen sich die Medien, zumal die öffentlich-rechtlichen, diese Differenzierung tunlichst auszuklammern – auch dies ein markanter Unterschied zur Situation 1979.

Dem Schriftsteller Peter Weiss (“Ästhetik des Widerstands”) fehlte damals nicht nur das Mitleid mit den Schiffbrüchigen, er sah auch Sympathien dafür, dass die vietnamesischen Kommunisten die Zurückgebliebenen drangsalierten: “Um das Leben von 50 Millionen zu schützen, müssen einige Zehntausende, die die Nation gefährden, in Gewahrsam gehalten werden.” Im neuen, sozialistischen Vietnam müsse man eben arbeiten.

Die “Marxistische Studentenzeitung” (MSZ) stritt das Problem schlicht ab, es werde nur aufgebauscht: “So dienen die Boatpeople dieser Tage ganz der Abrechnung mit den neuen Machthabern”, für eine weltweite moralische Kampagne gegen den Kommunismus. “Konkret”, “MSZ” und andere sahen das Problem als eine Erfindung von “Bild” oder gleich der “Stimme Amerikas”.

Insbesondere Weiss war wegen seiner Haltung allerdings auch harten Angriffen seitens der Linken selbst ausgesetzt. Wolf-Dieter Narr warf ihm “Zynismus” vor, für Jan Myrdal propagierte er eine “faschistische Gesellschaft”, und die “taz” brachte auf ihrer Titelseite ein selbst gedichtetes Anti-Weiss-Gedicht. Die Aufnahmebereitschaft gegenüber den vietnamesischen Flüchtlingen in Deutschland war begrenzt. Dies musste der Journalist Rupert Neudeck feststellen, als er 1979 mithilfe einiger Prominenter aus Kultur und Politik wie Heinrich Böll oder Norbert Blüm das Schiff “Cap Anamur” mobilisierte, um den Notleidenden vor Vietnam zu helfen.

Die sozialliberale Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt (SPD) sah es gar nicht gern, dass Neudecks “Cap Anamur” die Menschen nicht nur rettete, sondern viele auch nach Deutschland brachte. Hessens Ministerpräsident Holger Börner (SPD) befand, es sei sinnvoller, die Vietnamesen “in ihrem Kulturkreis zu lassen”.

Der Theologe Helmut Gollwitzer forderte Neudeck auf, lieber etwas im Lande Vietnam zu tun, als die Boatpeople zu retten. “Dieses Land ließ uns bis Herbst 1988 gar nichts im Lande tun”, klagte Neudeck später Gollwitzers Haltung in einem Buchbeitrag an.

Mit dem Argument, Neudeck lade durch seine Einsätze nur noch mehr Vietnamesen ein, auf überladenen Booten in See zu stechen, torpedierten Bund und Länder seine Mission. Das Kontingent für die Aufnahme vietnamesischer Flüchtlinge wurde auf wenige Tausend begrenzt. Allein der sehr persönliche Einsatz des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU), der viele Vietnamesen ins Land holte, sorgte später für Lockerung.

Auch in den USA kochte der Streit um die Flüchtlinge hoch, fokussiert in der Auseinandersetzung zwischen Joan Baez und Jane Fonda, die über Wochen in den Magazinen der USA ausgetragen wurde. Baez zeigte Mitgefühl mit den Flüchtlingen, hatte in einem offenen Brief Vietnams Regierung hart kritisiert. Fonda blieb auch nach Kriegsende absolut solidarisch mit Hanoi, fuhr gegen Baez schweres Geschütz auf. Die Einheitsfront der Anti-Vietnamkriegsbewegung war zerbrochen. An den Boatpeople.

http://www.welt.de/incoming/article141694178/Die-falschen-Fluechtlinge.html