MESOP : KURDISCHE FRAUEN PLANEN EIGENE EINKOMMENSPROJEKTE – OIKOCREDIT – Jörn Wittig

Jeden Abend haben sie berichtet, die beiden „Ulrikes“, life aus dem Senegal. Mein Beitrag kommt da dagegen mit Verspätung – aus Kurdistan, dem friedlichen Teil des Irak, wo es mich gleich nach der Studytour beruflich hin verschlug. Und wo Oikocredit gar nicht vertreten ist.

Auch ein islamisches Land und doch so ganz anders als der Senegal: heute, am Freitag ist hier „Sonntag“ – alles ruht. Anders im Senegal – dort freut man sich am Freitag aufs Wochenende, auf Samstag und Sonntag. Hier in Erbil hilft keine europäische Sprache – in Dakar war mit französisch alles möglich. Auf dem Land zwar auch nicht immer, da war dann teilweise Wolof gefordert; oder Sprachen aus anderen Ländern der Region, da man auf viele Migranten trifft.

Hier in Erbil sieht man zwar so gut wie keine verschleierte Frauen, die meisten aber mit Kopftuch und sich eher im Hintergrund haltend. Wenn dann in Arbeitstreffen auch Vertreterinnen aus Bagdad dabei sind, wird es noch „strenger“ und ich noch vorsichtiger beim Kontakt-Aufnehmen. Anders im Senegal: schauen Sie sich die Bilder von unserem Besuch der Mango-Fabrik an: farbenprächtig gekleidet, auf mich feierlich wirkend, stolz und von einem Moment in den anderen in eine tänzerische Bewegung übergehend.

Meine Gruppe in der Studytour war also in der Casamence unterwegs; das ist der ganz südlich gelegene Teil des Senegal, wo viel Armut herrscht. Durch Gambia vom nördlichen Senegal und damit auch der Hauptstadt Dakar getrennt; das macht das Leben und Wirtschaften nicht einfacher. Und schon gar nicht den Handel mit dem Haupt-Wirtschaftszentrum. Da scheinen die „Einstiegspfade“ zum direkten Verkauf verbaut bzw. in festen Händen. Die Mangofabrik musste daher einen europäischen Partner finden für ihre Produkte. Sonst hätte sie an einen Zwischenhändler verkaufen müssen mit wohl horrenden Gewinnspannen. Nur so lässt sich erklären, was Sambou Coly, der Oikocredit-Vertreter im Senegal uns erläutert: „Bisher haben die Bauern ihr Feld zum Abernten verkauft „wie gesehen“ mit einem Erlös von durchschnittlich 0.15 CFA pro Kilogramm Mango. Die neue Fabrik zahlt den Bauern 100 CFA pro Kilo für ihre Mangos, allerdings bereits geerntet – ab Feldrand.“ Außerdem gibt es so viele Mangos, dass sie zu einem Großteil auf den Bäumen vergammeln – einen Abnehmer zur Weiterverarbeitung zu Trockenobst gab es bisher nicht für diese Bauern.

Diese Situation hat Oikocredit und Sambou handeln lassen. Der Zusammenschluß von 19 „Gemeinde-Versammlungen“ aus der Region zu einer Kooperative der Mangobauern wurde von Oikocredit angeregt und unterstützt. Diese Kooperative, Oikocredit und ein dritter Partner haben dann die Fabrik finanziert; Oikocredit steuert noch einen Kredit über 300 000 Euro bei.

So werden die Bauern die nächste Ernte im April an die Fabrik liefern; es werden zum einen die frischen Früchte nach Europa vermarktet, dann aber noch zusätzlich Trockenfrüchte produziert werden. So können die Bauern mehr von ihrer Ernte verkaufen; es verfault weniger auf den Bäumen.

Oikocredit unterstützt über den Partner U-IMCEC auch Kleinbauern und Kleinstbetriebe mit Mikrokrediten; Sambou hat aber festgestellt, dass es hier – wie übrigens oft – an angemessen zahlenden Abnehmern fehlt und stellt daher fest: „Wir denken zunehmend in Wertschöpfungs-Ketten. Wir finanzieren Kleinkredite über unsere Partner, aber eben auch ein größeres Unternehmen, das letztendlich erst die Abnahme der Mangos und ein wirtschaftliches Arbeiten für die Bauern ermöglicht.“

Ganz nebenbei entstehen dabei noch 150 Arbeitsplätze in der Fabrik – zunächst einmal nicht für das ganze Jahr. Aber auch daran wird gearbeitet: In fast jeder der beteiligten 19 Gemeinden gibt es Frauen-Kooperativen; diese besitzen Land, das wie ein riesiger Schrebergarten ohne Zäune und Abgrenzungen von allen Frauen genutzt wird. Sie haben ein Nutzungsrecht, kein Eigentum – das heißt, falls eine Frau wegziehen sollte, kann sie das Land nicht verkaufen, sondern es wird dann an eine andere Frau zur Nutzung übergeben.

Solche Investitionsprojekte erfordern sehr viel Betreuung und Engagement der Oikocredit-Mitarbeiter vor Ort. Mein Eindruck deshalb: die Kombination aus Mikrokrediten und sorgfältig ausgewählten einzelnen Investitions-Projekten, möglichst wie hier unterstützt von genossenschaftlichen Strukturen, ist eine sinnvolle Vorgehensweise.

Jetzt werde ich mich aufmachen in Richtung Zitadelle, zu einem schönen alten Café dort und meinen Cay genießen.

Mehr Infos via: mesop@online.de