MESOP : JAKOB AUGSTEIN EIN MEDIANER DEUTSCHER LINKER ANTISEMIT

Jakob der Spinner / Von Claudio Casula

In Amerika kann sich jeder Verrückte problemlos eine Waffe zulegen. Von dem „im Zweifel linken“ Jakob Augstein darf man annehmen, dass er das ganz furchtbar findet. Allerdings ist da dieser Mr. Horovitz. Er hat sich eine Schusswaffe zugelegt, seit sein Nachbar, ein Mann mit krimineller Vergangenheit, der auch häuslicher Gewalt nicht abgeneigt ist, ihm jeden Morgen über den Zaun zuruft, dass er Mr. Horovitz und seine Familie sehr bald kaltmachen werde.

Als der Nachbar schließlich eine großkalibrige Waffe erwerben will, plädiert Augstein vehement dafür, ihm eine zu verkaufen. Das sei nur recht und billig, denn Mr. Horovitz habe ja auch eine, und das raube der Nachbarschaft die Stabilität. Außerdem sei Mr. Horovitz ein unangenehmer Zeitgenosse, der solle sich mal nicht so haben, wenn der Nachbar Waffengleichheit fordere. Alles klar? Näheres entnehme man dem wirren Elaborat, mit dem der SpiegelOnline-Kolumnist Jakob Augstein heute seine israelkritische Anhängerschaft beglückte und mit dem er sich nachdrücklich für einen der vorderen Plätze in den nächsten „Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs“ des Simon Wiesenthal Centers empfiehlt.

Augstein ist davon überzeugt, dass Israel über Nuklearwaffen verfügt. Nun, wenn überhaupt, dann ist dem seit mehr als viereinhalb Jahrzehnten so, ohne dass der jüdische Staat jemals den möglichen Einsatz von Atomwaffen im äußersten Notfall auch nur angedeutet, geschweige denn ein Land in seiner ekelhaften Nachbarschaft je bedroht hätte – anders als umgekehrt, denn keine Woche vergeht, ohne dass ein iranischer Geistlicher, Politiker oder Militär Israel die baldige Vernichtung in Aussicht stellt, von den Kettenhunden der Ayatollahs etwa im Libanon gar nicht zu reden.

Gegenwärtig unterstützt Teheran neben der radikalislamischen Hisbollah schiitische Milizen in Syrien und dem Irak sowie die Huthi-Milizen im Jemen, ist ohne Zweifel der eifrigste Unterstützer dschihadistischen Terrors und eine weitere Gefahr für die gesamte, ohnehin schon am Abgrund stehende Region.

Die eigene Bevölkerung hält die Islamische Republik seit nunmehr 36 Jahren unter der Knute, richtet hin, foltert, hängt Schwule an Baukränen auf und lässt Ehebrecherinnen steinigen. Augstein sieht das nicht so, der „Iran sei ja nicht die Karikatur, die wir uns malen“, ob in Öl oder Acryl lässt er offen, ebenso wie die Frage, ob es statthaft sein könnte, uns für diese Freveltat beizeiten mit halbautomatischen Waffen niederzumähen.

Der „Economist“ schreibe schließlich, dass der Westen „ein veraltetes und verzerrtes Bild von Iran habe“; offenbar hat sich dort vieles zum Guten gewendet, ohne dass es außer dem ominösen „Economist“-Redakteur und Jakob Augstein jemand mitgekriegt hätte. Es gebe keinen Anlass, so der Hamburger Millionär weiter, „die Machthaber von Teheran für verrückter zu halten als ihre Pendants in Washington und Jerusalem“, denn für einen Linken unserer Tage sind ein brutaler Gottesstaat und zwei liberale Demokratien eine Soße, wenn die Aversion gegen diese beiden Demokratien – zufällig von jeweils sechs Millionen Juden bevölkert – nur ausgeprägt genug ist.

Die gefährlichste Region der Erde, in der täglich Hunderte und Tausende hingemetzelt werden, bringt Augstein nicht um den Schlaf, dafür die gefühlt von Israel verursachte Instabilität des Nahen und Mittleren Ostens, denn, nicht wahr, „israelische Flugzeuge (haben) 1981 Ziele im Irak bombardiert und 2007 in Syrien“ – dergestalt die Stabilität verhindernd, die ein atomar bewaffneter Irak unter Saddam Hussein und ein atomar bewaffnetes Syrien unter Assad gewiss garantiert hätten.

Es sei eine Anomalie, so Augstein, dass Israel die einzige Atommacht im Nahen Osten sei, daher gönnt er den Ayatollahs, die ihre Anhänger auf den Straßen Teherans „Tod, Tod Israel“ skandieren lassen, eigene Nuklearwaffen. Obwohl es natürlich auch noch anders ginge: „Wer Iran die Bombe verweigern will, muss sie Israel nehmen“, meint Augstein, der auch nichts dagegen hätte, wenn die Zerstörung des jüdischen Staates mit konventionellen Waffen bewerkstelligt würde.

„Die iranische Bombe kommt sowieso – na und?“ Das fasst ganz wunderbar zusammen, was der Linke Jakob Augstein aus der Geschichte gelernt hat – nämlich den eliminatorischen Antisemiten von heute unter keinen Umständen in den Arm zu fallen. Und sollte Bibi Netanyahu tatsächlich „Israel tief in die internationale Isolation geführt“ haben, müsste ihm Augstein alle paar Tage parfümierte Dankschreiben und kistenweise anständigen Rotwein zukommen lassen, denn genau das ist es ja, was sich der Sohn seines Vaters sehnlichst wünscht. Der jüdische Staat isoliert und sturmreif geschossen – allerdings von anderen, man selbst trägt diesmal keine Schuld, im Gegenteil, man hat ja immer wieder gewarnt. – Vor Mr. Horovitz.