MESOP FLASH : Medizinstudenten ohne Aufnahmeprüfung – und MedUni Graz plant Uni in Kurdistan

1 March 2015 – MedUni-Projekt als Aufreger: Warum in Graz minderjährige kurdische Studenten ohne Aufnahmeprüfung studieren dürfen – und wohin die MedUni ihre Professoren verleihen will. Von Didi Hubmann

Man muss in dieser Causa jedoch länger ausholen, um herauszufiltern, was Tatsache ist – und was nicht.Die Geschichte kam ins Rollen, als mehr als ein Dutzend kurdischer Studenten ins Medizinstudium einstiegen. Ohne Aufnahmeprüfung, wohlgemerkt.Zwei der Studenten sollen sogar minderjährig gewesen sein – die MedUni geriet in Verdacht, dass man in Graz trotz beschränkter Studenten-Kontingente ein Medizinstudium kaufen könne.Denn es tauchten Gerüchte auf, dass Gelder geflossen seien. Von mehreren Tausend Euro pro Kopf und Semester. Und es sei noch viel mehr Geld zu holen. Das wurde intern zitiert, spekuliert und weitererzählt. Sogar ein anonymer Brief zum Thema machte die Runde. Spricht man MedUni-Vizerektor Hans Peter Dimai darauf an, weist er alle Verdächtigungen empört zurück. „Alles völlig falsch, ich bin entsetzt. Die kurdischen Studenten sind außerordentliche Studenten. Dafür braucht man keine Aufnahmeprüfung. Das kann jeder aus der ganzen Welt machen. Sie zahlen ihre Gebühren wie jeder Student – sonst fließt kein einziger Cent an die MedUni. Wer so etwas behauptet, will uns schaden. Und nur ein Kurde war minderjährig.“ Aber Dimai weiß wahrscheinlich, wie das Bild vom verkauften Studium entstehen konnte.

Es hieß nämlich nicht nur, dass diese Studenten für ein Jahr in Graz bleiben, dann mit dem MedUni-Curriculum nach Erbil zu ihrer Heimatuni zurückkehren und im letzten Studienjahr wieder nach Graz zurückkehren, um bei uns ihren Abschluss zu machen. Dimai: „So etwas Ähnliches stand sogar vorübergehend – und leider sehr voreilig platziert – auf der Homepage jener kurdischen Universität, von der die Studenten stammen. Ich habe den Verantwortlichen dort ausrichten lassen, dass diese Inhalte von der Homepage entfernt werden müssen, weil es dafür keine rechtlichen Vorgaben gegeben hat. Rechtlich hätte dieses Konstrukt niemals gehalten.“

Wohl auch deshalb hält sich hartnäckig, dass die MedUni erst nach einem internen rechtlichen Gutachten selbst den Rückzieher von dem Projekt gemacht habe.  Aber das bedeutet nicht das Ende der Expansionspläne. Die Tatsachen: Ein ehemaliger bekannter Chirurg soll ein internationales Kooperationsnetz auf-/ausbauen – was von Dimai bestätigt wird. Und zwar von Kasachstan bis nach Irak/Kurdistan. Die MedUni braucht Geld, sie will deshalb ihr Know-how verkaufen. Kooperationen oder der Aufbau von MedUnis im Ausland bedeuten lukrative Aufträge.Dimai bestätigt außerdem, dass man über einen international agierenden Gesundheitsdienstleister eine MedUni à la Graz in Kurdistan installieren möchte.

Und wo? In Erbil. Das ist die „Heimatuni“ jener kurdischen Studenten, die in Graz studieren. Damit schließt sich der Kreis.

Langsam sickern jetzt interne Pläne durch, dass im Rahmen dieser Kooperationen MedUni-Professoren als „Entwicklungshelfer“ zu den Kooperationspartnern geschickt werden sollen – um dort zu unterrichten etc. Das sorgt in der Professorenschaft für massive Unruhe, weil viele „interne Probleme“ an der Uni nicht bewältigt seien und es keine Personalreserven dafür gebe.

Dimai nennt die Vorhaben der MedUni eine „Pionierarbeit“. Und man sei mit ausländischen Interessenten „im Kontakt“.