MESOP BACKGROUNDER BUCHMESSE 1017 – NO CONSPIRACY THEORY “FEUDALE SOUVERÄNISTEN” : ALS GEORGE SOROS & GARY COHN & DRAGHI DAS GRIECHENLAND-KRISEN-GESCHÄFT JUSTIERTEN UND SPÄTER JUCNKER SCHÄUBLE PRÄPARIERT ÜBERGABEN- ( EINE STORY VON GOLDMAN SACHS) –
Neuerscheinung: George Papakonstantinou – Game Over – Griechenland in der Krise: Der Insiderbericht – Aus dem Englischen von Jens Bastian – Buchmesse 2017 (Unions Verlag)
„ …… Das improvisierte Treffen in den Schweizer Alpen berührt dabei eines der Leitmotive seiner Schilderungen. Immer wieder geht es darin nämlich um die in demokratischen Gesellschaften notwendigerweise fragile Balance zwischen Transparenz und Geheimhaltung, die in der Euro-Krise zeitweilig eine wichtige Rolle spielte.
Im November 2009 zum Beispiel kam Gary Cohn (Goldman Sachs, jetzt Mitglied der Regierung Trump) nach Athen, damals Vorstandsvorsitzender der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs.
Papandreou und (Finanzminister) Papakonstantinou wollten mit ihm darüber beraten, ob die erdrückende Schuldenlast des Landes mit Hilfe der New Yorker Finanzhasardeure in langfristigere Verbindlichkeiten umgewandelt werden könne. (Wobei der jetzige EZB Chef und damalige Goldmann-Sachs Man sie beraten hatte)
Aber natürlich durften die Medien und über sie die Märkte keinesfalls von den Beratungen erfahren, denn dann käme Panik auf, und alles wäre für die Katz. Also traf man sich nicht in der Villa Maximos, dem von Journalisten umlagerten und gerüchtedurchlässigen Regierungssitz griechischer Ministerpräsidenten, sondern heimlich in einem Hotel vor den Toren Athens.
Als George Soros nach Athen kam, hielt man es ähnlich, denn Medienberichte über ein Treffen des Regierungschefs und seines Finanzministers mit dem Großinvestor hätten wilden Spekulationen über Griechenlands baldige Zahlungsunfähigkeit Vorschub geleistet – zu einem Zeitpunkt, als der „Rettungsschirm”, der Griechenland seit Mai 2010 vor einem Staatsbankrott und dem Ausscheiden aus der Eurozone bewahrt, noch nicht aufgespannt oder auch nur erfunden war.
Formal galt zu Beginn der Krise schließlich immer noch das vor Einführung des Euros gegebene Versprechen, jedes Land der Eurozone werde für seine Schulden selbst geradestehen. So steht es im Vertrag von Maastricht, Artikel 1o4b, Abschnitt 1: Weder die Gemeinschaft noch ein Mitgliedstaat der Eurozone haften für die Schulden anderer Mitgliedstaaten. „No bailout” wird die 1992 beschlossene Nichtbeistandsklausel genannt.
Am Anfang der griechischen Krise stand sie noch da als einsamer Fels in der Schuldenbrandung, doch wurde immer klarer: Die Eurozone konnte sich entweder daran halten und Griechenland mit unabsehbaren Folgen für den Rest der Eurozone bankrottgehen lassen. Oder sie konnte Griechenland retten, was manchen als Vertragsbruch erschien, später aber vom Europäischen Gerichtshof und vom Bundesverfassungsgericht für rechtmäßig erklärt wurde.
„Während die Panik wuchs”, schreibt Papakonstantinou über diese Zeit, habe er einen Anruf von Jean-Claude Juncker erhalten, der ihn für den 5. Mai zu einem weiteren Gehenntreffen nach Luxemburg einbestellte. Eingeladen waren außerdem unter anderem der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble und der Präsident der Europäischen Zentralbank. „Ich informier te den Premierminister, erhielt meinen Marschbefehl, sagte niemandem außer meiner Frau, wohin ich verreiste, buchte einen Flug nach Deutschland, um Fragen aus dem Weg zu gehen, warum ich nach Luxemburg reiste, wenn dort keine Sitzung angesetzt war, und erwischte einen Anschlussflug.”
Doch als Papakonstantinou nach der Landung in Luxemburg sein Mobiltelefon einschaltete, hatte er Hunderte entgangene Anrufe: „Das Treffen war durchgesickert, und in den Medien ganz Europas kochten Gerüchte über einen bevorstehenden Austritt Griechenlands aus der Eurozone hoch.” Andererseits stellte Papakonstantinou beruhigt fest, dass die Rettungsmaschine längst angelaufen war: Während die Griechen sich auf eine weitere Eurogruppensitzung vorbereiteten, „arbeitete der europäische institutionelle Apparat – trotz öffentlicher Dementis – energisch hinter den Kulissen, um die Grundlagen für eine mögliche Intervention zugunsten Griechenlands vorzubereiten.”
Immer wieder schildert Papakonstantinou, mit welcher Nervosität er und Papandreou dem Nachrichtenfluss folgten. Da berichtete das „Wall Street Journal”, in der Europäischen Zentralbank in Frankfurt kursiere ein vertrauliches Papier, in dem das Szenario des EU-Austritts eines nicht genannten Landes erörtert werde – schon sanken die Aussichten Griechenlands, sich an den Märkten Geld zu leihen. Die „Financial Times” thematisierte die Kapitalflucht aus griechischen Banken – sofort stürzte die Athener Börse ab. Selbst als Papakonstantinou auf der elitären, als verschwiegen geltenden Bilderberg-Konferenz vage die Frage eines Schuldenschnitts für Griechenland anschnitt, wurde er von einem amerikanischen Teilnehmer zur Seite genommen und gewarnt, das Thema besser nicht öffentlich anzusprechen. „Eine Umstrukturierung der Schulden, in welcher Form auch immer, wurde weiterhin als ein Tabu betrachtet, sogar in solch einer vertraulichen Umgebung wie der Bilderberg-Konferenz”, wundert sich Papakonstantinou noch Jahre später.
Manchmal arbeitete die mediale Gerüchteküche freilich auch zum Vorteil Athens: Als die Nachrichtenagentur Reuters Anfang 2010 anonyme deutsche Regierungsquellen zitierte, laut denen Berlin „im Prinzip” entschieden habe, Griechenland Geld zu geben, bewerteten die Kapitalmärkte Griechenland auf einen Schlag besser – nur um bei der nächsten negativen Nachricht wieder umso heftiger umzuschlagen. „
Aus FAZ/FAS 15 Okt 2017 von Michael Martens