KURDWATCH NEWSLETTER – APRIL 2013
Aleppo: Andauernde Kämpfe in Schaikh Maqsud
KURDWATCH, 19. April 2013 – Seit dem 29. März 2013 dauern die Kämpfe im Aleppiner Stadtviertel Schaikh Maqsud an [weitere Informationen]. Das Viertel wird von Regierungstruppen regelmäßig mit Raketen beschossen.
Medienberichten zufolge sind bisher über vierzig Zivilisten ums Leben gekommen. Die Front verläuft zwischen dem Regime auf der einen und der Freien Syrischen Armee (FSA), den Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) sowie der Kurdische-Front-Brigade auf der anderen Seite. Die Kurdische-Front-Brigade soll ursprünglich vom Hohen Kurdischen Gremium – dem gemeinsamen Gremium aus Kurdischem Nationalrat und Volksrat von Westkurdistan – initiiert worden sein. Auf einem Gründungsvideo vom Januar 2013 sind sowohl Fahnen der FSA als auch der YPG zu sehen. Auf späteren Videos fehlen die PYD‑Fahnen. Darüber hinaus kündigte die Kurdische-Front-Brigade ihren vollständigen Übertritt zur FSA an. Die YPG verhindert eigenen Angaben zufolge derzeit den Einmarsch der Regierungstruppen nach Schaikh Maqsud, kämpft somit in Aleppo auf Seiten der Opposition.
Al‑Yaʿrubiya: Vierzehn Tote bei Luftangriff
KURDWATCH, 19. April 2013 – Bei einem Angriff der syrischen Luftwaffe auf das Dorf Tall Haddad (dreißig Kilometer westlich von al‑Yaʿrubiya [Tel Koçer]) sind mindestens vierzehn Zivilisten ums Leben gekommen. Der Angriff galt einer Einheit der Freien Syrischen Armee. Tall Haddad sowie die umliegenden Dörfer werden von Kurden und Arabern bewohnt. Die Gegend wird seit mehreren Wochen von der Freien Syrischen Armee kontrolliert.
Al-Qamischli: Keine Proteste aufgrund der Kämpfe zwischen Opposition und Regime
KURDWATCH, 18. April 2013 – Bei andauernden Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee (FSA) und Regierungstruppen hat es in der Woche vom 6. bis zum 12. April 2013 erneut zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Am 12. April forderten Demonstranten im ganzen Land erneut den Sturz des Regimes. Sie versammelten sich unter dem gemeinsamen Motto »Syrien ist zu stark, um geteilt zu werden«. In al‑Qamischli fanden erneut keine Demonstrationen statt. Grund dafür waren Kämpfe zwischen der FSA und Regierungstruppen [weitere Informationen]. In ʿAmuda kam es zu drei regimekritischen Demonstrationen, organisiert von der PYD, dem Kurdischen Nationalrat sowie von verschiedenen Jugendgruppen. In al‑Hasaka gab es drei Demonstrationen, organisiert von der PYD, dem Kurdischen Nationalrat sowie von arabischen Gruppen. In ad‑Darbasiya, ʿAin al‑ʿArab (Kobanî), al‑Dschawadiya (Çil Axa) und al‑Qahtaniya (Tirbesipî) gab es jeweils zwei Demonstrationen, eine organisiert von der PYD, die andere vom Kurdischen Nationalrat. Die wöchentlichen Demonstrationen des Kurdischen Nationalrats in al‑Malikiya und al‑Maʿbada (Girkê Legê) fanden am Samstag statt. In ʿAfrin und Raʾs al‑ʿAin (Serê Kaniyê) sowie in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Stadtvierteln von Aleppo und Damaskus gab es keine Proteste.
Al-Qamischli: Freie Syrische Armee startet Offensive
KURDWATCH, 18. April 2013 – Am 11. April 2013 hat die Freie Syrische Armee (FSA) mit einem Vorstoß zur Eroberung al‑Qamischlis begonnen. Aus mehreren von ihr kontrollierten arabischen Dörfern etwa zehn Kilometer südlich der Stadt beschoss sie den militärisch wichtigen Flughafen mit Boden-Boden-Raketen. Die Regierungstruppen antworteten ebenfalls mit Boden-Boden-Raketen. Die Kämpfe dauerten mindestens vierundzwanzig Stunden an. Wenigstens zwei Raketen der FSA schlugen in Wohnhäuser etwa zwei Kilometer nördlich des Flughafens ein, es gab jedoch weder Tote noch Verletzte unter der Zivilbevölkerung. Über die Zahl der Opfer unter den Kombattanten liegen keine Informationen vor. Tausende Bewohner verließen ihre Häuser im Umkreis des Flughafens.
ʿAfrin: El‑Partî-Mitglied ermordet
KURDWATCH, 17. April 2013 – Am 6. April 2013 ist ein Mitglied der Kurdischen Demokratischen Partei in Syrien (el‑Partî) von ʿAbdulhakim Baschar, ʿAli Sido ʿAbdo (geb. 1978 in Radschu, verheiratet, keine Kinder), in der Nähe einer Landstraße bei Radschu tot aufgefunden worden. Der Leichnam wies Folterspuren sowie Schussverletzungen im Kopfbereich auf. ʿAbdo war seit dem 4. April 2013 verschwunden. Muhammad Salih Khalil, Mitglied des Politbüros von el‑Partî, erklärte gegenüber KurdWatch: »Die YPG hat ʿAbdo mehrmals bedroht, ich kann aber nicht sagen, dass die YPG ihn ermordet hat. Für eine solche Beschuldigung benötigt man sichtbare Beweise. Allerdings haben YPG und PYD bereits mehrmals Mitglieder unserer Partei bedroht oder entführt, vor einigen Tagen ist sogar eines unserer Parteimitglieder ermordet worden« [weitere Informationen zum Fall].
Damaskus: Regierung plant neue Provinzen
KURDWATCH, 17. April 2013 – Regimenahe syrische Medien haben Anfang April über Regierungspläne berichtet, denen zufolge die Anzahl der syrischen Provinzen von vierzehn auf siebzehn erweitert werden soll. Diesen Berichten zufolge sollen die Provinzen al‑Hasaka, Aleppo und Homs geteilt werden. Die Stadt al‑Qamischli und ihre Umgebung sollen ebenso zu einer neuen Provinz werden wie das Umland von Aleppo, das von der Stadt Aleppo getrennt werden soll. Darüber hinaus ist die Schaffung einer Provinz bei Tadmur (Palmyra) in der syrischen Wüste geplant. Die Regierung hat sich bislang nicht offiziell zu den Plänen geäußert. Die Umstrukturierung könnte zur Schaffung von zwei überwiegend kurdischen Provinzen führen: Der Provinz al‑Qamischli, die neben der gleichnamigen Stadt die überwiegend kurdischen Gebiete im Nordosten Syriens oder einen Teil derselben umfassen könnte sowie eine Provinz, die die überwiegend kurdischen Bezirke ʿAfrin und ʿAin al‑ʿArab (Kobanî) einschließen würde. Diese Bezirke machen den Großteil der ländlichen Gebiete der jetzigen Provinz Aleppo aus. Ein Grund für die Umstrukturierung könnte darin liegen, dass die Regierung Provinzen schaffen möchte, die nicht unter Kontrolle der Freien Syrischen Armee (FSA) stehen – dies würde auf die beiden kurdischen Provinzen sowie die neue Wüstenprovinz zutreffen. Problematisch an letzterer wären die geringe Einwohnerzahl (unter 100 000) sowie die Tatsache, dass es in der Provinz keine Stadt im syrischen Rechtssinn geben würde – eine solche muss mindestens 50 000 Einwohner haben.
Al-Qamischli: Trauermarsch für getötete YPG‑Kämpfer
KURDWATCH, 12. April 2013 – Bei andauernden Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee (FSA) und Regierungstruppen hat es in der Woche vom 30. März bis zum 5. April 2013 erneut zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Die Kämpfe konzentrierten sich auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo, die Hauptstadt Damaskus sowie die Gegend um Homs und Darʿa. Am 5. April forderten Demonstranten im ganzen Land erneut den Sturz des Regimes. Sie versammelten sich unter dem gemeinsamen Motto »Wir sind Flüchtlinge, Ehre und Würde sind unser Motto«. In al‑Qamischli fanden keine Demonstrationen statt. Anhänger der Partei der Demokratischen Union (PYD) organisierten dort jedoch einen Trauerzug für drei am Vortag getötete YPG‑Kämpfer [weitere Informationen zum Fall]. In ʿAmuda und ad‑Darbasiya nahmen PYD‑Anhänger an einem Trauerzug für einen weiteren YPG‑Kämpfer teil, der bei einem Unfall ums Leben gekommen war. In Damaskus und ar‑Raqqa feierten Anhänger der PYD den Geburtstag von Abdullah Öcalan. In ʿAmuda kam es zu zwei regimekritischen Demonstrationen, organisiert vom Kurdischen Nationalrat sowie von verschiedenen Jugendgruppen. In al‑Hasaka gab es drei Demonstrationen, organisiert von der PYD, dem Kurdischen Nationalrat sowie von arabischen Gruppen. In ad‑Darbasiya, ʿAin al‑ʿArab (Kobanî), al‑Dschawadiya (Çil Axa) und al‑Qahtaniya (Tirbesipî) organisierte der Kurdische Nationalrat jeweils eine Demonstration. Die wöchentlichen Demonstrationen des Kurdischen Nationalrats in al‑Malikiya und al‑Maʿbada (Girkê Legê) fanden am Samstag statt. In ʿAfrin und Raʾs al‑ʿAin (Serê Kaniyê) sowie in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Stadtvierteln von Aleppo und Damaskus gab es keine Proteste.
Al-Qamischli: Regimeanhänger töten drei YPG‑Kämpfer
KURDWATCH, 12. April 2013 – Am 4. April 2013 haben bewaffnete Mitglieder des regimenahen arabischen Stammes Tai eine Mühle in Qanat as‑Suwais, einem kurdischen Viertel al‑Qamischlis, besetzt. Sie verließen die Mühle, als sie von Kämpfern der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) umzingelt wurden. Kurz darauf errichteten Tai, unterstützt von der syrischen Armee, einen Kontrollpunkt am stark befahrenen Kreisverkehr, von dem aus die seit Monaten gesperrte Straße zum Flughafen abzweigt. Eine Einheit der YPG, die den Kontrollpunkt passierte, wurde einer YPG‑Erklärung zufolge von dort beschossen, drei Kämpfer der YPG getötet. Nach Angaben der YPG hat diese daraufhin mehrere Kontrollpunkte des Regimes in al‑Qamischli angegriffen, sechs Soldaten getötet und mehrere festgenommen. Die getöteten YPG‑Mitglieder wurden am 5. April in al‑Qamischli beigesetzt. Am selben Tag stürmten bewaffnete Tai die Verwaltung der Getreidesilos in Qanat as‑Suwais.
Aleppo: Tote Zivilisten bei Kämpfen in Schaikh Maqsud
KURDWATCH, 11. April 2013 – Am 29. März 2013 hat die Freie Syrische Armee, mehrere kurdische Einheiten inklusive, Stellungen von Regierungstruppen im mehrheitlich kurdisch bewohnten Aleppiner Stadtviertel Schaikh Maqsud angegriffen. Daraufhin beschoss die syrische Armee das Viertel mit Boden-Boden-Raketen. Mindestens fünf Zivilisten kamen ums Leben, darunter zwei Kinder. Die Kämpfe dauerten in den folgenden Tagen an. Zahlreiche Menschen flohen Richtung ʿAfrin, wo sie bei Verwandten oder in öffentlichen Gebäuden unterkamen.
ʿAmuda: Yekîtî wählt neuen Generalsekretär
KURDWATCH, 8. April 2013 – Am 29. und 30. März 2013 haben insgesamt 246 Delegierte, davon circa zehn Prozent Frauen, aus dem In- und Ausland am 7. Parteitag der Kurdischen Einheitspartei in Syrien (Yekîtî) in ʿAmuda teilgenommen. Zum neuen Generalsekretär wurde Ibrahim Biro, zu seinem Stellvertreter Hasan Salih gewählt. Darüber hinaus wählten die Delegierten ein neues Politbüro aus dreizehn Personen. Dieses soll später um drei weitere Mitglieder aus ʿAin al‑ʿArab, Aleppo und ʿAfrin erweitert werden. Parteimitglieder aus diesen Städten sollen aus Sicherheitsgründen nicht zum Parteitag nach ʿAmuda gereist sein. Die jeweiligen Ortsgruppen werden daher ihre Politbürovertreter in einer Nachwahl bestimmen. Der Parteitag, der nach Tahsin Khairi Mamo, einem in der Haft verstorbenen Parteimitglied benannt worden war, bestätigte die politische Linie der Yekîtî und bekannte sich zu den folgenden Zielen: – Sturz des diktatorischen Regimes und Umsetzung der Ziele der syrischen Revolution: Freiheit und Würde. – Bildung eines demokratischen, föderalen, pluralistischen und säkularen Syriens. – Freiheit für alle politischen Gefangenen, die von der Regierung inhaftiert wurden. Die Yekîtî ist die einzige kurdische Partei in Syrien, die zum fünften Mal in Folge einen neuen Parteichef wählt, ohne dass es deshalb zur Spaltung der Partei kommt.