Kerrys Syrien-Problem ist Barack Obama

20min.ch – net – 5.2.2014 – In wichtigen Punkten ist John Kerry mit Obamas Syrien-Strategie uneins. Das behaupten Teilnehmer eines Geheimtreffens mit dem US-Aussenminister. John Kerry hat ein Problem. Seit Monaten tourt der Us-Aussenminister rund um die Welt mit dem Auftrag, in Syrien für Frieden zu sorgen. Doch sein grösster Widersacher kommt nicht unbedingt aus den Reihen der syrischen Konfliktparteien. Kerrys grösster Widersacher ist sein eigener Boss, Barack Obama. Dieser setzt nach Kerrys Meinung in Syrien auf die falsche Strategie.

Das soll Kerry diesen Sonntag bei einem Treffen mit Kongress- und Senatsabgeordneten hinter verschlossenen Türen am Rande der Sicherheitskonferenz in München gesagt haben. Und die Senatoren Lindsey Graham und John McCain erzählten dies brühwarm weiter, etwa gegenüber der «Daily Beast», der «Washington Post» und «Bloomberg View». Beide Senatoren sind Republikaner und setzen sich seit längerem für eine härtere Gangart der USA in Syrien ein.Ihren Aussagen zufolge sprach der US-Aussenminister in München Klartext: Angesichts der gescheiterten Syriengespräche in Genf sei es höchste Zeit, dass die USA die Rebellen mit Waffen beliefern. Dabei gehe es nicht nur darum, den Konflikt in Syrien zu beenden, sondern auch darum, die Al-Kaida zu stoppen, die im Krieg gegen Assad immer stärker wird.

«Kerry sprach offen darüber, die syrischen Rebellen mit Waffen zu versorgen. Er will eine Koalition gegen die Al-Kaida bilden, weil diese eine direkte Bedrohung darstellten», sagt Senatorin Graham. «Das war nicht überraschend», sagt Senator McCain, der bei dem privaten Gespräch ebenfalls zugegen war, «Kerry war schon immer für ein entschlosseneres Vorgehen».

Laut den Senatoren bestätigte Kerry, dass der Geheimdienst neue Hinweise für einen Al-Kaida-Angriff auf US-Territorium hat. «Die Bedrohung ist real. Die Sache gerät ausser Kontrolle», so der Aussenminister gemäss Graham wörtlich. Kerrys Sprecherin Jen Psaki dementierte, dass der Aussenminister eine Bewaffnung der Rebellen zum Thema gemacht habe. Sie unterstellte den Abgeordneten, ihre eigenen politischen Interessen zu verfolgen und tadelte sie für die Veröffentlichung der unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemachten Aussagen.

Damit steht Aussage gegen Aussage. Allerdings ist zu bemerken, dass Kerry bereits vor einem Jahr eine härtere US-Politik gegenüber Assad forderte. Nur so könne der syrische Präsident zu Verhandlungen gezwungen werden. Sein Anliegen scheiterte am Veto des Weissen Hauses. Zu gross ist die Furcht, dass Waffen für die Rebellen in die falschen Hände gelangen.

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