Karlsruher im Irak-Einsatz: “Ich würde es wieder tun” – THW im Nordirak

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Karslruhe (Ramona Holdenried) – 2,1 Millionen Iraker wurden nach Angaben des Technischen Hilfwerks (THW) von den Terror-Milizen des Islamischen Staat (IS) aus ihrer Heimat vertrieben. Das THW versucht in der Region Kurdistan und in Jordanien die Flüchtlinge durch den Aufbau von Camps zu unterstützen – unter ihnen auch ein Karlsruher. Mit ka-news hat er über die Lage vor Ort gesprochen.

Jakobus von Geymüller wollte helfen – und er hatte sich schon immer einen Auslandseinsatz gewünscht. Seit 1996 ist der Wahl-Karlsruher Mitglied beim THW der Fächerstadt, also immerhin schon 18 Jahre. Es ist bereits sein dritter Ortsverband. Als dann Ende des Jahres ein Arbeitgeberwechsel bei dem Architekten anstand, ergab sich mit einem Mal ein Zeitfenster. Man suchte “Bauleute” für den Einsatz im Irak, teilte man ihm mit. “Da habe ich nicht lange gezörgert”, erzählt Geymüller ka-news.

Zwei Anschläge lassen den Krieg präsent werden

Vom 12. Dezember bis einschließlich dem 29. Januar sollte Geymüller im Nordirak für das THW Karlsruhe im Einsatz sein. Die Einsatzstellen des THW befinden sich im Irak in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan. Insgesamt fünf Baustellen im Südosten und im Nordwesten würden ihn während seines Einsatzes erwarten. Das THW unterstützt dort die lokale Verwaltung beim Bau von Camps für syrische Flüchtlinge und irakische Binnenvertriebene wie beispielsweise die Jesiden. Geymüllers Aufgabe bei seinem siebenwöchigen Einsatz: Der 35-Jährige sollte auf der einen Seite mit kurdischen Ingenieuren die Planung und Ausschreibung für Baumaßnahmen ausführen, Leistungen an lokale Firmen vergeben und die Ausführung auf der Baustelle überwachen. Und das, obwohl der Krieg gar nicht weit entfernt war. “Die kurdischen Autonomiegebiete sind im Vergleich zum Rest des Iraks sehr sicher”, schildert er, “mir war schon bewusst, dass der Krieg nur 80 bis 100 Kilometer weg ist.” Vor Ort habe er ihn wenig präsent empfunden – zumindest für eine gewisse Zeit. “Während meines Aufenthaltes hat es zwei schwere Anschläge des IS etwa 50 Kilometer von Erbil entfernt gegegeben”, so der THW-Helfer, “diese Ereignisse haben die Nähe des Krieges wieder bewusst werden lassen, auch weil Freunde und Bekannte unserer kurdischen Partner betroffen waren.”

Zwei-Klassen-Gesellschaft in Flüchtlingscamps

Mit Flüchtlingen hatte der 35-Jährige in den sieben Wochen seines Einsatzes nur selten Kontakt. “Was ich vor aber Ort vor allem erlebt habe, war eine Zwei-Klassengesellschaft unter den Flüchtlingen”, berichtet er. Syrische Flüchtlinge habe man relativ gut versorgt. “In diesen Camps entwickelte sich sehr schnell eine rege Bautätigkeit, die Zelte verschwanden weitestgehend und wurden durch massive Unterkünfte ersetzt”, beschreibt Geymüller. Eine solche Entwicklung habe er in den Camps der irakischen Binnenflüchtlinge nicht beobachtet. “Zudem ist hier auch die Versorgung mit Sanitäranlagen deutlich schlechter, zumindest bei den in der Vergangenheit errichteten Camps”, so der Architekt.

Kälte, Hitze und knappes Trinkwasser

Problematisch werde es in den Camps vor allem, wenn es regnet. “Viele Zelten halten längerem Regenbefall nicht stand”, meint er, “bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist es kalt und bei stärkerem Schnellfall drohen die Zelte zusammenzubrechen. Auf der anderen Seite wird es im Sommer bei 50 Grad im Schatten unerträglich heiß.” Obwohl die meisten Flüchtlinge froh wären, einen sicheren Hafen gefunden zu haben, fehle es an wetterfesten Unterkünften, die auch den kulturellen Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Ein weiteres Problem: die Trinkwasserversorung. “Was ich gehört, aber nie live erlebt habe, ist, dass in einigen Camps die Verfügbarkeit von Trinkwasser zu Unmut geführt hat”, so Geymüller. Zurück in der Fächerstadt steht für den THW-Helfer dennoch eines fest: “Wenn es sich in Abstimmung mit meinem Arbeitgeber vertreten lässt, würde ich gerne noch einmal zurück gehen.”