Jeder Zehnte ein Flüchtling / von Thomas von der Osten-Sacken

In Jordanien leben etwas mehr als sechs Millionen Einwohner. Inzwischen sind alleine nach Jordanien geschätzte 600 000 Syrer geflohen, das Zaatari Camp im Norden des Landes sei, so heißt es, mittlerweile die viertgrößte syrische Stadt.  Man stelle sich einmal vor, was hierzulande geschehe, Deutschland würde 8 Millionen Flüchtlinge aufnehmen. Das entspräche 10% der hiesigen Bevölkerung. Apropos Flüchtlinge: Es handelt sich, nach Worten des UN-Flüchtlingshilfswerkes, längst um die größte Flüchtlingskatatastrophe nach 1945.  Interessiert das irgendwen? Nicht wirklich.

Es hat noch nicht einmal eine, dieser ansonsten so obligatorischen und unerträglichen, ARD- und ZDF Spendengalen gegeben. Sollen sie doch verrecken, die Syrer. Sollen Jordanier, Libanesen, Türken und Iraker doch sehen, was sie mit all den Flüchtlingen machen. Hauptsache die kommen nicht nach Europa und Hauptsache es gibt keinen Krieg in Syrien.

Inzwischen sterben die ersten Flüchtlinge den Hungertod und viele werden, sollte die Lage sich nicht ändern, noch folgen. Auch Polio ist ausgebrochen. In Europa wird man das wohl bald als Grund anführen, warum keine weiteren Flüchtlinge mehr aufgenommen werden sollten, schließlich könnten sie ja den Virus einhschleppen.

Wie es Syrern derweil in Ägypten und Libyen geht, schildert eindrückliche eine Reportage aus Al-Ahram. Erst kürzlich hatte auch Amnesty einem Bericht schwere Vorwürfe gegen die ägyptische Regierung erhoben:

Syrische und palästinensische Flüchtlinge, die vor dem internen bewaffneten Konflikt nach Ägypten fliehen, werden dort rechtswidrig festgenommen, wochenlang inhaftiert und abgeschoben. Mindestens zweimal wurden Gruppen von Flüchtlingen nach Syrien abgeschoben und damit rücksichtslos den Gefahren des anhaltenden internen bewaffneten Konflikts ausgesetzt.

http://jungle-world.com/von-tunis-nach-teheran/2415/