JAN JOSEF LIEFERS WAR IN ALEPPO – EIN MUTIGER MANN

«Am Anfang haben wir gesagt, wir müssen einen Flächenbrand verhindern, und genau den haben wir jetzt», sagte Liefers. In der Angst, einen Fehler zu machen, mache der Westen womöglich den größten: «Wir begünstigen die Auslöschung derjenigen, die am ehesten unsere Partner sein könnten.»

Schauspieler Liefers nach Besuch in Syrien betroffen

Berlin – Schauspieler Jan Josef Liefers hat sich nach einem Kurzbesuch im syrischen Aleppo tief bewegt gezeigt. Nicht die Härte von Machthaber Baschar al-Assad überrasche die syrische Bevölkerung, sondern dass sie der Westen im Regen stehen lasse, sagte der 48-Jährige am Dienstag kurz nach seiner Rückkehr in Berlin. «Aus humanitärer Sicht gibt es noch große Möglichkeiten». Der Schauspieler hatte als Teil einer vierköpfigen Gruppe in weniger als zwei Tagen unter anderem Krankenhäuser und Schulen in den syrischen Städten Aleppo und Kilis besucht.

«Am Anfang haben wir gesagt, wir müssen einen Flächenbrand verhindern, und genau den haben wir jetzt», sagte Liefers. In der Angst, einen Fehler zu machen, mache der Westen womöglich den größten: «Wir begünstigen die Auslöschung derjenigen, die am ehesten unsere Partner sein könnten.»

Auslöser, die Reise gegen jede Vernunft auf sich zu nehmen, sei ein Dokumentarfilm des US-amerikanischen Journalisten Robert King gewesen. Angesichts dieser Bilder habe er sich gefragt, woher die seltsame Zurückhaltung der internationalen Gemeinschaft komme.

Das Wort Bürgerkrieg sei inzwischen beinahe irreführend, um die Lage in dem Land zu beschreiben. Syrien leide unter Staatsterror, den ein Machthaber gegen seine eigene Bevölkerung ausübe. Zur Situation der Bewohner Aleppos sagte Liefers: «Wenn es keine Unterstützung durch den Westen gibt, sind die wahrscheinlich in einem Jahr weg.» «Zwischen der Türkei und Aleppo gibt es kein einziges funktionierendes Krankenhaus mehr», sagte Jaka Bizilj, Gründer der Cinema for peace foundation, der die Reise begleitet hatte. Laut Anestis Ioannidis von der Hilfsorganisation Human Plus, der ebenfalls beteiligt war, fehle es in der Region momentan vor allem an Medikamenten, Verbandszeug und Babymilchpulver. Viele junge Frauen bildeten durch die Zustände in dem Krieg nicht genügend Muttermilch.

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