Israel & Kurdistan: Zwei Nationen, eine Geographie

VON ISRAEL LERNEN …….. !

Um von Israel zu lernen, sollten die Kurden die irakische Armee Tag und Nacht überwachen, ihre Bewaffnung studieren, in die Gedankenwelt ihrer Armeegeneräle gelangen und jede Bewegung analysieren.

DIE KURDEN.DE

21.5.2013 – Kurden.de – Der 65. Jahrestag der Gründung Israels dieses Monats ist, denke ich, eine passende Gelegenheit für die Führer Kurdistans, für einen Moment über die Zukunft ihres eigenen Landes nachzudenken. Was können wir aus den Erfahrungen eines anderen kleinen Landes lernen, das es zustande gebracht hat, zu existieren und allen Ungleichheiten zum Trotz in einer feindlichen Umgebung kräftig zu wachsen?

Können Demokratie und Freiheit allein das Überleben Kurdistans garantieren? Sind moderne Flughäfen oder die Präsenz ausländischer Ölkonzerne die besten Schutzvorrichtungen für dieses Land? Kein Zweifel, diese sind wichtig. Aber sind sie die Schlüsselfundamente, die das Überleben Israels für mehr als sechs Jahrzehnte garantiert haben?

Israel ist eine Demokratie. Es glaubt an Menschenrechte und genießt fortschrittliche Technologie sowie Handelsbeziehungen mit der Welt. Aber sie alle sind Errungenschaften. Sie wurden geschaffen unter dem sicheren Schatten einer starken Armee, einer schlagkräftigen Luftwaffe und eines effizienten Nachrichtendienstes.

Ohne schlagkräftige bewaffnete Kräfte und sichere Grenzen sind Bürgerrechte oder ökonomische Entwicklungen nicht zu erreichen oder einfach zu bewahren.

Seit 1948 war es die Hauptaufgabe aller israelischen Führer gewesen, sicherzustellen, dass keine arabischen bewaffneten Kräfte ihre Grenzen oder ihren Luftraum passieren und feindliche Organisationen keine Raketen in den jüdischen Staat schießen. Erst nach der Sicherstellung dieser Voraussetzungen haben sich israelische Führer auf die Förderung von Demokratie und Freiheiten fokussiert.

In Kurdistan, indem wir so viel über die Bekämpfung von Korruption und die Einhaltung von Menschenrechten oder einer Zivilgesellschaft sprechen – ohne zuerst unsere Grenzen und die Sicherheit unserer Bürger sicherzustellen – geben wir uns offen der Zerstörung preis? Israel hat nicht so lange in einer feindlichen Umgebung überlebt, indem es nur Leitsprüche von Gerechtigkeit und Bürgerrechten ausgesprochen hat.

Wie Israel, das Feinde an seiner Haustür hat, müssen wir nichts anderes  als nach unseren eigenen Toren sehen, um die unmittelbarste Bedrohung unserer eigenen Existenz ausfindig zu machen: Unser Nachbar Irak. Seit dem Tag, an dem der Irak geschaffen wurde, wird Bagdad für immer Kurdistan als sein Eigenes betrachten. Schiitische und sunnitische Führer sind gleichermaßen unzufrieden mit kurdischer Autonomie. Sie betrachten die Region als gestohlenes Land und würden es nur allzu gerne mit Gewalt zurücknehmen.

Der Irak selbst befindet sich nicht in der Gefahr einer Invasion. Dennoch kauft Bagdad Panzer aus Amerika und Kampfflugzeuge aus Russland. Seine Nachbarn betrachten den Irak als einen arabischen und islamischen Bruder, doch jeden Tag vergrößern irakischer Führer die Armee und stärken die Sicherheitskräfte. Das ist der Grund, warum Kurdistan eine starke Armee und moderne Technologie benötigt.

Israel und Kurdistan sind beide sehr klein und Beute wie die bitteren Realitäten kleiner Nationen. Die rasante Nazi-Okkupation Belgiens während des zweiten Weltkrieges, Iraks Invasion in Kuwait im Jahre 1991 und die nach Georgien rollenden russischen Panzer in 2008 sprechen von dem tragischen Schicksal kleiner Länder, wenn feindliche Nachbarn die Entscheidung treffen, einzudringen.

Die Region Kurdistan ist so klein, dass eine Armee ihre bevölkerungsreichsten Städte binnen von wenigen Minuten erreichen kann. Einem Kampfjet genügten  nur ein paar Sekunden, um  ihre entlegensten Dörfer zu erreichen. Was hat also Israel getan, um für Größe zu kompensieren?

Der wichtigste Schritt war die ununterbrochene militärische Bereitschaft. Die Israeli Defense Forces (IDF) sind rund um die Uhr in Alarmbereitschaft, Piloten nur einige Meter von ihren Flugzeugen entfernt und Truppen bewachen jede Spannweite der Grenzen wie Falken.

Letztes Jahr töteten radikale Islamisten eine Reihe von ägyptischen Grenzsoldaten, kaperten ihre Fahrzeuge und versuchten Israel zu infiltrieren. Aber ein IDF-Helikopter, der scheinbar seit 65 Jahren auf solch eine Gelegenheit wartet, war unmittelbar in der Luft und stoppte die Eindringlinge mit einer tödlichen Rakete.

Im vergangenen Jahr wurden zweimal unbemannte Drohnen vom Libanon nach Israel geschickt. In beiden Fällen wurden sie noch über libanesischem Territorium niedergeschossen. Auch in diesem Monat schlug Israel zu und zerstörte ein Waffenforschungszentrum in Damaskus sowie einen Konvoi, von dem ausgegangen wurde, er würde iranische Waffen an die Hisbollah liefern.

Inzwischen hat der Mossad seit seiner Gründung erbarmungslos Menschen in verschiedenen Welthauptstädten getötet, von denen man geglaubt hatte, sie hätten israelische Bürger getötet, würden gegen Israel ausgebildet werden, Waffen für die Feinde Israels konstruieren oder zum Vorteil Israels Nachbarn Waffen kaufen.

Israel wurde dazu gezwungen, diese Schritte zu unternehmen, weil es ein kleines Land ist und seine Nachbarn geschworen haben, es eines Tages aus der Karte zu wischen. Israel ist der einzige Ort, den das jüdische Volk als seine wahre Heimat betrachtet. Es ist der einzige Ort, an dem sie nicht  herausragen, weil sie Juden sind. Es ist ein Ort, an dem ihre Herzen sind. Theodor Herzl, David Ben-Gurion, Moshe Dayan, Golda Meir und Menachem Begin wollten alle das Gleiche: Eine Heimat für die Juden, um sie vor der ewigen Verfolgung in fremden Ländern zu schützen. Kann nicht das gleiche Argument für die Kurden gelten? Sind sie nicht glücklich in ihrem eigenen Land? Ist Kurdistan nicht der einzige Ort, wo die Kurden mit Würde leben können und nicht ihre Identität zu verbergen brauchen?

In seinen Kriegen mit den Arabern hat Israel  immer versucht, die Luftwaffe des Feindes auf den Start-und Landebahnen zu zerstören sowie feindliche Panzer zu zerschlagen, noch bevor  sie die Sinai-Wüste oder Golanhöhen passieren konnten. Israelische Führer wissen sehr wohl, dass sobald der Feind erst einmal die Grenze überschritten hat, es bereits zu spät ist.

Um von Israel zu lernen, sollten die Kurden die irakische Armee Tag und Nacht überwachen, ihre Bewaffnung studieren, in die Gedankenwelt ihrer Armeegeneräle gelangen und jede Bewegung analysieren.

Weil die Kurden Bergkämpfer sind und wenig Erfahrung mit dem Kampf auf offenem Gelände haben, ist es wichtig, dass sie neue Taktiken lernen. Andernfalls könnten die offenen Ebenen südlich von Kirkuk, nördlich von Diyala und außerhalb von Mossul nur zu gut zur Ursache der kurdischen Niederlage werden.

Dieser Artikel schlägt nicht die Trommeln des Krieges. Er will nur sagen, dass das Überleben dieser kleinen kurdischen Heimat auf einer Armee, fortschrittlichen Waffen und gutgenährten Soldaten beruht.

Für jeden irakischen Panzer müssen die Kurden eine Waffe besitzen, für jeden Soldaten muss es zwei Peschmerga geben und für jeden von Bagdads Plan müssen die Kurden eine Konterstrategie haben.

Ein Kommentar aus dem Englischen von Ayub Nuri: “Israel and Kurdistan: Two Nations, One Geography”, erschienen am 19.05.2013 auf rudaw.net. Übersetzt von Firat C. (DieKurden)