“… für Flüchtlinge die Hölle” – Syrien

05. Februar 2014 – Aus einem Interview in Huch mit Thomas v. der Osten-Sacken über die syrische Flüchtlingstragödie:

Erstaunlich ist, wie lange Europa eigentlich überhaupt nicht auf die syrische Flüchtlingskrise reagiert hat. Ich erkläre mir das daraus, dass die syrischen Flüchtlinge zum großen Teil aus sehr armen Bevölkerungsschichten kommen. Der syrische Konflikt ist ja vielschichtig, aber er hat eigentlich begonnen in den kleineren Städten und vor allem auch bei der ärmeren Bevölkerung.

Die besteht in Syrien hauptsächlich aus Sunniten, während die Eliten Christen und Alawiten sind. Nun können Leute die arm sind wenig Geld für Schlepper bezahlen. Eine sichere Passage aus dem Osten nach Europa mit einem Schlepper kostet durchschnittlich zwischen 4000 und 5000 Dollar pro Person. Das konnten die meisten Syrer nicht aufbringen. Für lange Zeit hat das deshalb die Europäer gar nicht gejuckt, weil man wusste: Die Syrer kommen einfach nicht weiter, sondern bleiben in den regionalen Flüchtlingslagern hängen.

Der Hintergrund, dass man jetzt in Europa aufwacht in Bezug auf die syrische Flüchtlingskrise, ist ein doppelter: Bis August hatten sehr viele geflüchtete Syrer gehofft, dass Assad gestürzt wird und sie danach in ihr Land zurückgehen können. Mit dem sogenannten Chemiewaffendeal zwischen den USA und Russland war klar, der Westen hat keinerlei Interesse Assad zu stürzen und ab dem Moment hat sich der Blick der Syrer nach Europa gerichtet, weil sie für Syrien keine Hoffnung mehr haben. Die Fluchtroute für die meisten geht jetzt über Libyen, wo ihnen eine relativ billige Passage angeboten wird, nämlich im Moment so um die
700-800 Dollar pro Person. Nur ist diese Route natürlich extrem unsicher, weil die Boote völlig überladen und in extrem schlechtem Zustand sind. Das heißt, es war abzusehen, dass früher oder später relativ viele von diesen Seelenverkäufer-Schiffen im Mittelmeer absaufen. Der Landweg hingegen ist zu.

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