Frank A. Meyer über den Islam. Ex-Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus.
Darf man Gegner sein einer Religion, die das Mittelalter ins 21. Jahrhundert verlängert? Man darf, man soll, man muß ihr Gegner sein!
Darf man Feind sein einer Religion, deren militante Gläubigen ihr Mittelalter am liebsten der modernen Zivilisation aufzwingen möchten? Man darf, man soll, man muß ihr Feind sein
29.09.2012 – DER BLICK ZEITUNG – Zürich – Darf man Gegner des Islam sein? In der linken «Wochenzeitung» wirft Georg Kreis den Islamgegnern Rassismus vor. Der frühere Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus bemüht Analogien zum Antisemitismus und setzt Islamgegnerschaft praktisch damit gleich.
Gegner des Islam sind demnach politisch-moralisch höchst verwerflich. Und sie verstossen, weil Rassisten, sogar gegen das Gesetz. Noch verwerflicher als Islamgegner sind aus solcher Sicht Islamfeinde. Am verwerflichsten aber ist «Islamophobie», die krankhafte Angst vor dem Islam. Womit der Islamgegner endgültig abqualifiziert wäre, weil nicht ganz zurechnungsfähig. Wieso aber sind Begriffe wie «Islamgegner» und «Islamfeind» überhaupt Schimpfwörter? Der Islam ist eine Religion. Wie die christliche. Darf man Gegner der christlichen Religion sein, ihr gar feindlich gegenüberstehen? Selbstverständlich darf man das.
Gegen die Religion, die seit je und immer wieder der Bemäntelung irdischer Absichten und irdischer Herrschaft dient, wurde die freie Gesellschaft erkämpft. Eine Gesellschaft, die sich hütet vor religiösem Einfluss, die deshalb säkular und laizistisch verfasst ist: unsere offene Gesellschaft.
Die christliche Religion hat sich dieser wohl bedeutendsten Revolution der Geschichte unterzogen: der Protestantismus bereitwillig, da er ja mit Martin Luther selbst den emanzipatorischen Geist aus der Flasche liess, der Katholizismus widerstrebend, weil er sich Aufklärung und Moderne nicht länger verweigern konnte, es sei denn gegen seine eigenen Gläubigen.
Der Kampf gegen die Kirche geschah unter Absingen der bösesten Lieder. Seither bedeutet Religionsfreiheit auch Freiheit von der Religion sowie Freiheit vor der Religion. Und wehe, es treten Kleriker auf, die das Rad der Geschichte zurückdrehen möchten, wie beispielsweise die Pius-Brüder des Bischofs Lefebvre, die der autoritären, priesterbeherrschten und frauenfeindlichen Gesellschaft salbungsvoll das Wort reden – sie werden bekämpft, selbstverständlich. Sie dürfen bekämpft werden. Sie müssen bekämpft werden.
So sieht es doch jeder Demokrat! Oder nicht? Im Fall des Islam aber soll die demokratische Wehrhaftigkeit nicht gelten?
Der Islam ist eine Religion, die weder Reformation noch Aufklärung kennt, deshalb auch keinen säkularen und laizistischen Staat, keine religionsneutrale Demokratie, keine offene Gesellschaft. Nirgends in der islamisch beherrschten Welt konnten sich die freiheitlichen Grundwerte durchsetzen. Wir stellen es erschüttert fest.
Dem religionskulturellen Stillstand entspricht eine wirtschaftliche Verspätung, die durch das eitle Gepränge ölreicher Despotenstaaten wie der Vereinigten Emirate oder Saudi-Arabiens nur überblendet wird.
Neben Tausenden von Prinzen und Protzern bietet die islamische der übrigen Welt vor allem Abermillionen junger Menschen ohne sinnvolle Arbeit – und Hunderte Millionen menschenrechtlich benachteiligter und in Apartheid gehaltener Frauen.
Darf man Gegner sein einer Religion, die das Mittelalter ins 21. Jahrhundert verlängert? Man darf, man soll, man muss ihr Gegner sein! Darf man Feind sein einer Religion, deren militante Gläubigen ihr Mittelalter am liebsten unserer westlichen Zivilisation aufzwingen möchten? Man darf, man soll, man muss ihr Feind sein!
Karl Popper, der wohl bedeutendste Freiheitsphilosoph des 20. Jahrhunderts, hat das Schlüsselbuch zur Demokratie geschrieben, wie wir sie lieben und wie wir sie leben. Es heisst: «Die offene Gesellschaft und ihre Feinde», erschienen 1945 in England. Es richtet sich gegen faschistisches Führertum und marxistischen Messianismus.
Karl Popper war ein Feind aller Feinde der offenen Gesellschaft. Ist ein Rassist, wer Poppers Denken heute folgt, indem er sich gegen die religiös verschleierte autoritäre Ideologie des Islam stellt? Und was soll das mit Antisemitismus zu tun haben!
Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Verweigerung von Freiheit und Gleichheit. Juden durften nicht Bürger unter Bürgern sein, für die Nazis nicht einmal Menschen unter Menschen.
Die Kritik der Islamgegner aber fordert für Muslime das genaue Gegenteil: Ihre Religion soll endlich Frieden schliessen mit der offenen Gesellschaft, soll endlich die Freiheit des Einzelnen akzeptieren – vor allem die Freiheit der Frau; der Islam soll endlich die Demokratie respektieren, die säkulare und laizistische Staatsform.
All dies, damit Musliminnen und Muslime Bürger sein dürfen unter Bürgern, ohne in Konflikt zu geraten mit ihrem Glauben. Antisemitismus zielt auf Ausgrenzung und Entrechtung. Islamkritik zielt auf Integration und Gleichberechtigung.
Freilich nicht Gleichsetzung einer religiösen Ideologie der Ungleichheit und Unfreiheit mit unserer Ordnung der Gleichheit und Freiheit! Das nämlich wäre die Relativierung unserer Werte, die über Jahrhunderte erkämpft werden mussten, nicht zuletzt gegen die christliche Kirche. Diese Werte sind nicht verhandelbar.
Wer sie verhandeln will, weil er sie nicht akzeptiert – der ist unser Gegner.
http://www.blick.ch/news/politik/gegnerschaft-id2051233.html