Elb-Fähre gekapert: Erstes Verfahren eingestellt (PKK)

26.7.2013 – NDR – Über die Kaperung einer Hamburger Hafenfähre im April vergangenen Jahres ist am Donnerstag vor dem Harburger Amtsgericht erstmals vor Gericht verhandelt worden.

Angeklagt war eine junge Frau wegen Nötigung und Freiheitsberaubung. “Es hätte eine schlimme Katastrophe geben können” sagte die Jugendrichterin. Dennoch folgte sie dem Vorschlag des Staatsanwaltes und stellte das Verfahren ein, wie NDR 90,3 berichtete. Die zur Tatzeit 20-Jährige muss aber als erzieherische Maßnahme einen Aufsatz schreiben – über die Grenzen der politischen Meinungs- und Demonstrationsfreiheit. Gegen ihre acht Komplizen wird später verhandelt.

Die Angeklagte sagte, man habe auf die veränderte Situation in der Türkei aufmerksam machen wollen. In ihrer ehemaligen Heimat werde wieder gefoltert, Menschen würden hingerichtet. Allein 2.300 Kinder würden in Gefängnissen sitzen. Die Tat sollte auch auf die Haftsituation des in der Türkei inhaftierten ehemaligen Führers der kurdischen Arbeiterpartei, Abdullah Öcalan, aufmerksam machen.

79 Fahrgäste kamen mit Schrecken davon

Mehrere Kurden hatten die Hafenfähre besetzt. Die 79 Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. Verletzte gab es nicht. Denn die geforderte Reise in die Türkei wurde von der Wasserschutzpolizei auf Höhe Teufelsbrück gestoppt und die Piraten ließen sich ohne Widerstand festnehmen. Sie hatten zuvor die Brücke der “Elbmeile” gestürmt und den Kapitän daran gehindert, in Finkenwerder anzulegen. Anschließend entrollten sie ein Bild von Öcalan. Einige Passagiere alarmierten per Handy die Polizei.

Die Wasserschutzpolizei rückte mit vier Schiffen aus. Unterstützt wurde sie an Land von 23 Streifenwagen sowie aus der Luft von einem Hubschrauber. Gleichzeitig sperrten die Beamten die Elbe zwischen Köhlbrand und Mühlenberger Loch. Als die treibende Fähre mit einer Tonne zu kollidieren drohte und somit Passagiere gefährdet wurden, griff die Wasserschutzpolizei ein.

Ermittlungen wegen Nötigung und Freiheitsberaubung

Vier Frauen und fünf Männer im Alter von 16 bis 26 Jahren wurden festgenommen – sechs türkische Staatsangehörige und drei Deutsche türkischer Abstammung. Die Informationsstelle Kurdistan bekannte sich zu der Aktion. Sie sprach von einer Form zivilen Ungehorsams. “Wir wollten niemanden in irgendeiner Form Gewalt antun oder Schaden zufügen.”

http://www.ndr.de/regional/hamburg/elbfaehre163.html