Deutscher Antiimperialismus: Verkommenheit hat einen Namen

Von Thomas von der Osten-Sacken – :  Joachim Guilliard vom Heidelberger Friedensforum, der bis vor kurzem noch “Zehn Euro für den irakischen Widerstand” sammelte, denunziert heute seine alten Jihadisten-Kumpels aus dem Irak, als CIA-Söldner in Syrien zu kämpfen. Dort nämlich führen sie ihren heiligen Krieg nicht gegen die Amis und andere finstere Imperialisten, sondern das Regime Bashar al-Assads, den nicht nur Faschisten und Nazis aller Couleur unterstützen, sondern auch und von ganzem Herzen die  “Antiimperialistische Aktion” in Deutschland.

In Duisburg, einem wahren hotbed des Antiimperialismus, wird Guilliard gemeinsam mit einem Herrn Abdallah Abdallah und auf Einladung der Linksjugend und der Antiimperialistischen Aktion über die wahren Hintergründe des Syrienkrieges aufklären. Herr Abdallah ist seines Zeichens nicht nur Parlamentsabgeordneter in Damaskus, sondern auch Vorsitzender der “Nordkoreanisch Syrischen Freundschaftsvereinigung” und in der Einladung heißt es:

Der syrische Aufstand ist eine getarnte, gut geplante und von außen gesteuerte Militäroperation des Westens. Die überwiegende Mehrheit der „Freien Syrischen Armee“ rekrutiert sich aus ausländischen radikalen „Jihadisten“, welche einen Gottesstaat errichten wollen und bezahlten Söldnern. Sie werden durch die US-Imperialisten und den mit ihnen alliierten arabischen Diktaturen Katar und Saudi-Arabien, finanziert, militärisch ausgebildet und nach Syrien eingeschleust, um dort gegen die syrische Regierung zu kämpfen.

Sanktionen gegen Syrien nämlich sind ganz böse und dass nun ernsthaft auch Genossinnen aus dem eigenen Lager von der Bundesregierung fordern, keine Dual Use Güter mehr an das Regime in Damaskus zu exportieren, nachdem ruchbar wurde, dass jahrelang aus Deutschland alles mögliche Zeugs geliefert wurde, das auch zur Herstellung von Giftgas benötigt wird, empört den Guilliard sehr, der in seinem Magenblatt “Junge Welt” deshalb der Hoffnung Ausdruck verleiht, dass ja kein solcher Lieferstopp verhängt wird:

Der Wahlkampf ist vorbei, und so bestand Hoffnung, daß damit auch die Anstrengungen der Partei Die Linke und von Bündnis 90/Die Grünen enden würden, aus der Lieferung von sogenannten Dual-Use-Gütern (d.h. sowohl für zivile als auch militärische Zwecke nutzbar) an Syrien einen Skandal zu machen und einen Stopp solcher Exporte zu erreichen. (…)

Die Fakten selbst geben keinen Anlaß für die ganze Aufregung und lassen Gysis und Lochbihlers Äußerungen als pure Demagogie erscheinen. Gemäß der Liste des Bundeswirtschaftsministeriums handelt es sich bei den inkriminierten Stoffen um vier Basischemikalien, die, wie Salz- oder Schwefelsäure breite Verwendung in der Industrie finden: Natrium-und Kaliumcyanid, Fluorwasserstofflösungen und Ammoniumhydrogendifluorid.

Diese Antiimps und Friedensfreunde,  sie sind so verkommen, es fällt schwer, noch die richtigen Worte zu finden. In ihrer Begeisterung für den syrischen Diktator lassen sie, ohne mit der Wimper zu zucken, selbst die, sonst so heißgeliebten, Palästinenser schmächlich hängen, die offenbar als Objekt der Solidarität  nur taugen, wenn’s gegen die Zionisten geht, und die nun, eingekesselt von Shabiba Milizen und syrischer Armee im Yarmouk Camp verrecken oder den Hund des Nachbarn essen können.

“I have watched the poorer families eat stray dogs because they have nothing else,” said Ehab, a resident of the Yarmouk camp, speaking to The Telegraph via Skype. “There is no food here now.” Shops in the camps were “completely bare” and the tight siege was preventing any movement in or out of the camp, Ehab said. The only prioper food remaining was small quantities of rice.

Selber schuld, dass so viele von ihnen gegen und nicht, wie aufrechte Heidelberger Friedensfreunde, an der Seite von Assad kämpfen. Sonst müssten sie auch kein Bombardement und keine Hungerblockade erleiden.

Aber sollte bald ein neuer Konflikt irgendwo ausbrechen, in dem Jihadisten dann erneut gegen die USA, Israel oder ein prowestliches Regime in die Schlacht ziehen, der Guilliard wird die selben sunnitischen Gotteskriegern wieder  als Kampfgenossen begrüßen und mit dem Klingelbeutel für sie durch Heidelbergs Strassen ziehen.

Auch in Ghouta, wo das syrische Gas abgeworfen wurde, hungern die Überlebenden des Angriffs, weil das Regime weder Nahrungsmittel noch Hilfsgüter durchlässt.

Und im Irak bombt Al Qaida täglich weiter. Warum eigentlich? Hatten die Guilliards uns nicht erklärt, dass es einzig gegen die Besatzung ginge und ums Selbstbestimmungsrecht der Völker? Die vermeintlichen Besatzer sind seit Jahren weg, der Terror ist geblieben, zwischenzeitlich sogar schlimmer geworden. Aber das schert sie natürlich einen Dreck, diese Freunde des Friedens, sie ziehen weiter, zur nächsten Schlacht, eilen, dem nächsten großen Führer im Kampf gegen Imperium und Zion zur Seite zu stehen.

Source: jungle world – 24.10.2013