Der Giftgasangriff auf die nordirakische Stadt Halabja jährt sich am 16. März 2013 zum 25. Mal

MEDIENMITTEILUNG : Zürich, 15. März 2013

Green Cross Schweiz fordert Studie über die Langzeitfolgen des Giftgasangriffs

Die Stadt und Region Halabja ist gezeichnet von Arbeitslosigkeit, Armut, Unterentwicklung und es fehlen klinische Einrichtungen, um den durch das Giftgas geschädigten Menschen zu helfen. Deshalb unterstützt Green Cross Schweiz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für bedrohte Völker seit Anfang 2008 Projekte der im Nordirak tätigen Entwicklungsorganisation WADI.

Einer der Schwerpunkte der Aktivitäten von Green Cross im Irak sind die mobilen Teams, welche die teilweise sehr abgelegenen Dörfer der betroffenen Region regelmässig besuchen und der lokalen Bevölkerung dadurch medizinische Betreuung und Beratung zugänglich machen. Wichtig sind auch die Trainings- und Aufklärungskurse, wo Frauen Wissen über Frauenrechte, Gesundheitsprobleme, Kindererziehung und über die Langzeitwirkung von Giftgas auf den Menschen vermittelt erhalten. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den von WADI initiierten Frauenzentren in Biara und Halabja. Seit 2008 konnten 28 957 Frauen auf diesem Weg erreicht werden. Um den Kindern Hoffnung und eine bessere Perspektive zu geben sowie Hygiene und andere wichtige Themen auf spielerische Weise näher zu bringen, zirkulieren mobile Spielbusse von Dorf zur Dorf. Mit einer Bibliothek, Musikinstrumenten und vielen Spielen, begleitet von Sozialarbeiterinnen und Gesundheitsfachleuten, hilft der Green-Cross-Spielbus 12 150 Kindern in der vom Giftgasangriff traumatisierten Kurdenregion, sich trotz allem gesund zu entwickeln.

Seit rund zehn Jahren ist bekannt, dass einige Gebiete Halabjas eine ungewöhnlich hohe Rate von Fehlgeburten und Missbildungen bei Neugeborenen aufweisen. Auch ist die Krebsrate viel höher als in anderen Gebieten Nordiraks, die nicht mit chemischen Waffen angegriffen wurden. Die dortige lokale Bevölkerung vermutet deshalb, dass Lebensmittel, Trinkwasser, Böden und Viehherden durch die Giftgase bis heute verseucht sind. Dadurch sind die Leute verunsichert und das Fehlen von Fakten macht es unmöglich, kompetent zu reagieren. Green Cross Schweiz fordert deshalb die Durchführung einer Studie über die gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen als Folge des Einsatzes von chemischen Waffen in der Region Halabja. Auf diesem Weg erhält die betroffene Bevölkerung Halabjas endlich Gewissheit über den effektiven Zustand ihrer Umwelt und wird je nach den Studienresultaten auch über mögliche Risiken und deren Vermeidung informiert.

Halabja vor 25 Jahren

Die Bevölkerung im nordöstlichen Teil der autonomen Kurdenregion im Nordirak wurde von der Anfal-Offensive besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. Traurige Berühmtheit erlangte unter anderen die Stadt Halabja, über der vom 16. bis 18. März 1988 von der irakischen Luftwaffe Giftgasbomben abgeworfen wurden. Beim Angriff mit Nerven- und Senfgas fanden nach unterschiedlichen Schätzungen bis zu 5000 Menschen, grösstenteils Kinder, Frauen und ältere Menschen, einen qualvollen Tod. Weitere 7000 bis 10 000 Menschen wurden so schwer verletzt, dass sie später an ihren Verletzungen starben oder dauerhafte Gesundheitsschäden erlitten. So leidet die Bevölkerung von Halabja und der zahlreichen, durch Truppen des Baath-Regimes bombardierten kurdischen Dörfer noch heute unter den Spätfolgen des Giftgasangriffs. Schwere Atemnot, Krebs, Missbildungen bei Neugeborenen, Totgeburten, Haut- und Augenkrankheiten, Unfruchtbarkeit und psychische Krankheiten treten in den betroffenen Regionen in einem erhöhten Mass auf.

Green Cross Schweiz setzt sich für die Bewältigung der Folgeschäden von Industrie- und Militärkatastrophen und der Sanierung von Altlasten aus der Zeit des Kalten Krieges ein. Im Vordergrund stehen die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen, die von chemischen, radioaktiven und andersartigen Verseuchungen betroffen sind, sowie die Förderung nachhaltiger Entwicklung im Sinne von Kooperation statt Konfrontation.

Green Cross International (GCI), gegründet von Michail Gorbatschow, ist eine unabhängige, gemeinnützige Nichtregierungsorganisation, die sich durch Interessenvertretung auf höchster Ebene und durch lokale Projekte einsetzt für die Bewältigung der miteinander verknüpften globalen Herausforderungen der Sicherheit, Armutsbekämpfung und Umweltzerstörung. GCI mit Sitz in Genf unterhält ein wachsendes Netzwerk von nationalen Organisationen in über 30 Ländern.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Nathalie Gysi, Geschäftsleiterin Green Cross Schweiz, unter Tel. 043 499 13 10.