CAN DÜNDAR : DIE TRANSFORMIERUNG DER TÜRKEI / ZAHLEN & FAKTEN VORMODERNEN DASEINS
MESOP 23. 5. 2013 – Der türkische Journalist und Dokumentarfilmer Can Dündar traf vor einigen Jahren im türkischen Fernsehen auf Turan Eser, Generalsekretär der Föderation der Aleviten und Bektaschi. Dündar fragte ihn, warum in der Türkei vor den Wahlen immer über die »Aleviten und die Innenpolitik« gesprochen werde und die Sunniten völlig außer Acht gelassen würden. Turan Eser begründete dies mit erstaunlichen Zahlen über die Türkei.
Wie viele Schulen gibt es in der Türkei?
67.000
Wie viele Krankenhäuser gibt es?
1.220
Wie viele Moscheen gibt es?
85.000
Während es also für durschnittlich 60.000 Menschen 1 Krankenhaus gibt, wird eine Moschee für 350 Menschen bereitgestellt.
Wie viele (intakte, nutzbare) Kirchen gibt es?
270
Wie viele alevitische Gotteshäuser gibt es?
100
Wie viele Ärzte gibt es in der Türkei?
77.000
Wie viele geistliche Bedienstete?
90.000
Während also 900 Menschen ein Arzt zufällt, gibt es für 780 Menschen einen geistlichen Bediensteten (Imam, Hodscha, etc.)
Wie viele Büchereien gibt es in der Türkei?
1435
Wie viele Büchereien gibt es in Deutschland?
11.000
In wie vielen türkischen Großstädten gibt es ein Staatstheater?
13
In wie vielen türkischen Großstädten gibt es staatliche Korankurse?
81
Wie viele Korankurse gibt es insgesamt?
3852
In der Türkei gibt es nur einen Opernverein, 11 Ballettvereine, 18 Kunstvereine, 18 Kinovereine und 38 Theatervereine.
Aber wie viele Moscheebauvereine gibt es?
35.000
Seit der Regierungsübernahme der AKP hat sich das Budget des Präsidiums für Religionsangelegenheiten mehr als verfünffacht (2013). Im Jahr 2007 verfügte die Diyanet über ein Budget, das etwa doppelt so groß war, wie das des türkischen Innenministeriums.
Doch was sollen wir aus diesen Zahlen lernen? Can Dündar zieht folgendes Resümee:
»Sollte ein Land, das der Religionsapparatur (Diyanet) mehr Budget zur Verfügung stellt als den Universitäten und dieses Geld innerhalb eines Jahres sogar verdoppelt, nicht mal innehalten? Sollte ein Land, das mehr Imame ausbildet als Lehrer und Ärzte, mehr Moscheen baut als Krankenhäuser, mehr Korankurse eröffnet als Büchereien, seine Entscheidungen und Weichenstellung nicht neu überdenken?«