ANTWORT AN AKIF PIRINCCI

Sehr geehrter Herr Pirincci,

Ihr Artikel in der Achse des Guten vom 25.03.2013 „Das Schlachten hat begonnen“ ist genial. Der Satz über den schleichenden Genozid an jungen Männern erfährt eine mehrfache Bedeutung. Jeder vernunftbegabte Journalist sollte Sie darum beneiden!

Sie wissen genauso gut wie ich, dass es einen Genozid an jungen Männern nicht gibt.

Genozid, wie der Name sagt, betrifft das ganze Volk. Da eingeborene Frauen nach Ihren Aussagen vergewaltigt werden, ist ein Genozid letztendlich unmöglich. Doch kommt es weniger auf den Inhalt, mehr auf die Worte dieser Aussage an. Als Türke in Deutschland haben Sie sowohl Türken, als auch Deutsche mit „Genozid“, ob schleichend oder nicht, mitten in den Kopf getroffen.

Genozid ist nicht mit Holocaust gleichzusetzen. Auf Grund ihrer Geschichte jedoch assoziieren Deutsche wie Türken das Wort „Genozid“ mit dem Begriff „Holocaust“. Türken verstehen unter Genozid den Holocaust an die Armenier durch Türken vor 100 Jahren. Nach offiziellem türkischen Verständnis hat dieser Genozid und folglich dieser Holocaust niemals stattgefunden. Mit Ihrem Satz zwingen Sie den türkischen Leser sich gegen etwas aufzulehnen, was in seinem Denken nicht existiert. Zusätzlich wird er mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er mit Deutschen dort fortfährt, wo er mit Armeniern aufgehört hat. Sie stürzen damit sogar diejenigen Türken, der den Völkermord an die Armenier nicht verleugnen, in psychische Abgründe.

Schlimmer ergeht es den Deutschen. Alt- und Neonazis begrüßen zunächst, dass ein anständiger, anerkannter und gebildeter Bürger die Ermordung Deutscher durch Türken anspricht. Probleme haben sie damit, dass der anständige, anerkannte und gebildete Bürger für Nazis ein Ausländer ist und dass die Akzeptanz seiner Behauptung den Holocaust an sich, also an Juden, zwingend voraussetzt. Zum Glück für Nazis reicht deren IQ nicht aus, die Problematik zu erkennen.

Die meisten Schmerzen mit Ihren Sätzen bereiten Sie den Gutdeutschen. Seit dem Holocaust sind Deutsche Täter, nicht Opfer! Türken, die in Deutschland von Deutschen, also Tätern drangsaliert werden, können nur Opfer sein, niemals Täter! Die einzigen Nicht-Deutschen neben Amerikanern, die Täter sein dürfen, sind zionistische Juden, die palästinensische Araber, Opfer der Opfer, bedrängen. Das nur nebenbei. Mit Ihren Sätzen stellen Sie die geliebte gewohnte Ideologie der Gutdeutschen vom Kopf auf die Beine. Wen wundert es, dass Sie von diesen Deutschen angefeindet und bei Verlust des Türkentums selber zum Täter abgestempelt werden?

Der Gutdeutsche ist beseelt von dem Gedanken, dass die Deutschen wegen des Holocausts an die Juden aussterben müssen. Dazu benötigt er keine Türken. Nicht einmal als Werkzeug Gottes.

Mit bewundernswerten Grüßen

anti3anti