ALDAR XELIL – KURDISCHER HOHER RAT IN WESTKURDISTAN : INTERVIEW

Westkurdistan: Grenztor wird geöffnet

Qamishlo, Westkurdistan (Nordsyrien) 18.9.2012 – In Westkurdistan wird um eine Lösung für die wirtschaftliche Problematik zu finden und die Spendenhilfen aus den anderen Teilen Kurdistans und außerhalb Kurdistans, die gesammelt wurden, an ihr Ziel zu bringen, das Grenztor zu Südkurdistan geöffnet. Diese Entscheidung traf der Hohe Kurdische Rat.

Das Mitglied des Hohen Kurdischen Rates Aldar Xelîl sprach zur ANF und gab bekannt, dass eine Einigung über die Öffnung zustande gekommen ist. Xelîl sagte, dass sie planen, die Grenztore innerhalb eines Monats zu öffnen und des weiteren eine Delegation zu gründen.

Nachdem das westkurdische Volk in vielen Städten die Verwaltung in die eigene Hände genommen hat, hat sie mit den organisatorischen Arbeiten begonnen und im Rahmen dieser Arbeit eigene Institutionen aufgebaut. Auf der einen Seite werden diese Organisationsarbeiten fortgeführt und es wird sich darum bemüht, dass in jeder Lebenssituation Organisation geschaffen und die Bedürfnisse gedeckt werden. Auf der anderen Seite wurde entgegen der Bemühungen der Teilungen von einigen Seiten, durch den Willen der Kurden mit dem Hohen Kurdischen Rat eine Einheit gegründet. Mit dieser wichtigen Unternehmung sind die Kurden im Westen Kurdistans, die kaum Achtung genossen, nun eine starke Kraft geworden. Auch der Hohe Kurdische Rat führt systematische Unternehmungen durch und bemüht sich auch, die Probleme zu lösen. Einer dieser Probleme, das einige Seiten auch gegen den Hohen Kurdischen Rat anwenden wollen, ist das wirtschaftliche Problem. Der Hohe Rat bemüht sich jetzt darum für diese Problematik, die mit dem Beginn des Krieges in Syrien schlimmer geworden ist, eine Lösung zu finden und hat wichtige Schritte unternommen.

DIE SCHÄTZE KURDISTANS WURDEN GEPLÜNDERT

Westkurdistan hat reiche Schätze. Das Petroleum Syriens wird komplett in Kurdistan gewonnen und auch die ganze Landwirtschaft ist in Kurdistan zu finden. Doch das Baath-Regime Assads (Arabische Sozialistische Partei der Wiedererweckung) hat die Schätze Westkurdistan durch ihre Ausrottungspolitik nach Damaskus und Aleppo verlegen lassen. Diese Schätze der Kurden wurden erst mit der Erlaubnis des Regimes nach Westkurdistan gebracht. Die Kurden waren gezwungen das Notwendigste aus Aleppo zu holen. Die Kurden konnten aber die Sachen dann nicht mehr aus Aleppo transportieren, weil der Krieg dort immer stärker ausgeführt wird. Außerdem ist das Embargo gegen Syrien ein negativer Einfluss. Deswegen sind auch wirtschaftliche Probleme entstanden. Die Hilfe, die in den anderen Teilen Kurdistans und auch in anderen Staaten gesammelt wurde, kam wegen der geschlossenen Grenztore nicht im Westen an. Jedoch unternimmt der Hohe Kurdische Rat wegen dieser Problematik wichtige Schritte. Der Vorsitzende des Hohen Kurdischen Rates Aldar Xelîl machte bezüglich der jetzigen Situation der ANF gegenüber wichtige Bemerkungen über ihre Besprechungen wegen der wirtschaftlichen Lage und ihre Bemühungen für eine Lösungsfindung.

TAUSENDE UNSERER LANDSLEUTE SIND ZUM FLÜCHTEN GEZWUNGEN WORDEN

Aldar Xelîl machte darauf aufmerksam, dass wegen der Revolution der wirtschaftlichen Lage in Westkurdistan schlecht wurde und gab Folgendes bekannt: „Das Petroleum Syriens stammt komplett aus dem Westen (Kurdistans). Getreide, Wolle, Oliven, Gerste alles entsteht in Kurdistan. Jedoch gibt es in Westkurdistan nicht mal eine Fabrik, eine Institutionen oder einfach eine Stelle, wo es bearbeitet werden kann. Der Staat hat immer ihre Städte als Basis genommen. Die kurdischen Gebiete sind vernachlässigt worden, daher sind unsere Leute von Anfang an in einer wirtschaftlich schlechten Situation. Wegen dieser Umstände sind tausende unserer Landsleute dazu gezwungen worden nach Damaskus und Aleppo auszuwandern, um ihren Unterhalt zu sichern.“

DIE KRIEGSUMSTÄNDE ÜBEN EINEN NEGATIVEN EINFLUSS AUF DIE VOLKSWIRTSCHAFT AUS

Xelîl sprach an, dass mit dem Beginn der Revolutionsphase selbst die grundlegenden Lebensmitteln ausgegangen sind. Und die Menschen, die zum Arbeiten nach Damaskus und Aleppo ausgewandert waren, sind wegen des Krieges zurück nach Hause gekehrt. Xelîl erklärte, dass das die Ursache dafür ist, dass der Handel nicht mehr funktioniert und folglich die Inflation entsteht. Aldar Xelîl definierte dieses als negativen Einfluss und führte seine Rede wie folgt fort: „Unter solchen Umständen leidert unser Volk unter vielen Schwierigkeiten. Ein Beispiel dafür ist, dass der Vorrat an Medikamenten, an Babymilch in Westkurdistan knapp wird. Hier ist das Zentrum für Getreide, jedoch gibt es Probleme mit (der Beschaffung von) Mehl. Auch Rohstoff, Petroleum, Gas reichen für die Bedürftigen nicht aus. Es sind Umstände der Arbeitslosigkeit, es gibt keinen Handel, die Vernetzung mit anderen Städten ist nicht vorhanden. Daraus resultieren wirtschaftliche Probleme.”

DIE LÖSUNG DER PROBLEME IST AUFGABE DES HOHEN RATES

Der Vorsitzende des Hohen Rates Xelîl sprach an, dass die Lösung dieses Problems Aufgabe des Hohen Rates ist und dass sie in dieser Thematik bereits Entscheidungen getroffen haben. Xelîl sagte, dass sie sich dazu entschlossen haben, für die Wirtschaft in der Gegend ein System zu entwerfen und dieses umzusetzen. Aldar Xelîl machte klar, dass zuvor alle wirtschaftlichen Bedürfnisse des Volkes durch Aleppo gedeckt worden sind, jedoch ist Aleppo nun mitten im Krieg und kann die andere Seite nicht mit ihren Produkte beliefern. Xelîl machte darauf aufmerksam, dass auf den kompletten syrischen Staat ein Embargo existiert und unter diesen Umständen erst nach einer Lösung gesucht werden musste.

GRENZTORE WERDEN GEÖFFNET

Xelîl machte darauf aufmerksam, dass einer der Gründe für ihre Reise nach Hewlêr folgender war und fuhrte seine Rede fort: „Wir wollten einen Weg ermöglichen. Das heißt nicht, dass wir etwas von ihnen wollen, sondern damit unser Volk die Möglichkeiten hat, seine Bedürfnisse selbst zu decken.“ Xelîl gab an, dass sie bei ihrem Treffen bei der Öffnung der Grenztore eine Einigung gefunden haben. Xelîl sagte, dass sie im Rahmen dieser Arbeit planen, dass die Grenztore innerhalb eines Monats geöffnet werden und danach eine Delegation entstehen wird und sagte weiter: “Wenn die Tore eröffnet werden, wird eine Delegation ins Leben gerufen. In Südkurdistan gibt es schon eine Delegation. Wenn beide Delegation vernetzt werden, werden künftige Probleme lösbar sein. Anders, mittels Schmuggel und auf illegalen Wegen, wird das Problem nicht zu lösen sein.” Xelîl verdeutlichte, dass es sein kann, dass internationale Kräfte dieses Vorhaben nicht gutheißen, jedoch sind ihre Bemühungen eine umanitäre Hilfe und er sagte Folgendes: „Wenn wir selbst an uns glauben, so genügt es. International gesehen ist das keine politische Beziehung, also es darf nicht als Resultat zweier Staaten verstanden werden. Es soll als eine humanitäre Beziehung betrachtet werden, die positive Ergebnisse mit sich bringt.”

BIS JETZT GAB ES FÜR DEN WESTEN KEINE HILFE

Über die Hilfe für Westkurdistan, die in anderen Teilen Kurdistans und anderen Staaten zusammengekommen ist, gab Aldar Xelîl Informationen und sprach diese Punkte an: „Etwas Hilfe war zusammengekommen, doch weil die Wege alle versperrt waren, ist sie in Westkurdistan nicht angekommen. Deswegen hat die Umgebung, die die Hilfe in Kurdistan sammelte, diese auf kurdische Landsleute, die aus Westkurdistan nach Südkurdistan geflohen sind und sich in Zeltlagern platzieren ließen, verteilt. Wir haben auf unserer Reise nach Hewlêr mit den Vereinigungen, die Hilfe brachten, ein Zusammentreffen gehabt. Auch sie möchten, dass die Wege geöffnet werden und unsere Delegation mit ihnen in Kontakt bleibt. Wenn der Weg jetzt offen wird, sind diese Institutionen bereit, ihre Unterstützung fortzuführen. Wenn der Plan mit der Grenze aufgeht, wird diese Hilfe Westkurdistan erreichen.“ Besprechungen, die einige in der Umgebung wegen der wirtschaftlichen Lage mit dem Hohen Kurdischen Rat hatten, schätzte Xelîl so ein: „Gerade sind wir in der Revolutionsphase, der Kampf dauert noch an. Noch gibt es die Regierung, noch sind die Wege, mit internationalen Organisationen in Kontakt zu kommen, nicht geöffnet. Es gibt einige Länder, die ihre wirtschaftliche Problematik nicht lösen können und somit auf Hilfe von außen angewiesen sind. Jedoch gibt es nicht einmal diese Möglichkeiten für uns, wir sind eine gesellschaftliche Bewegung. Wir strengen uns an, dass die Möglichkeit gegeben ist zugunsten unseres Volkes zu handeln und sie nicht in der Verantwortung Anderer oder Gruppen zu belassen.

Aldar Xelîl stellte fest, dass, weil ihr Wirtschaftskomitee noch nicht entstanden ist und es auch keine Zentrale des Hohen Kurdischen Rates gibt, es noch keine klare Adresse gibt, die Menschen keinen ordentlichen Gebrauch davon machen können. Xelîl sagte, dass sie die Not ihrer Leute sehen und sie sich in naher Zukunft um die Lösung bemühen und dies eine Aufgabe des Hohen Rates ist.

AUFRUF AN DAS VOLK UND DIE HILFSORGANISATIONEN

Xelîl machte zum Ende seiner Erklärungen diesen Aufruf an das Volk: „Damit unser Volk ein neues Leben anfangen kann, vielleicht während der Revolution, wird daher nicht alles einfach sein. Jedoch müssen wir uns darum bemühen, die Möglichkeiten auf die beste Weise auszutzen. Xelîl rief die Hilfsinstitutionen und Hilfsorganisationen auch wie folgt auf: „Wir sind kein Volk, dass sofort bettelt, wenn jemand Almosen gibt. Wenn ein Lastwagen zu Hilfe kommt, teilt uns nicht einem Platz zu, wie Bettler. Wir sind nicht so ein Volk. Wir wollen ein marktwirtschaftlichesSystem erarbeiten, eine aufrechte Kommunikation erschaffen. Für die Institutionen und Organisation, die uns in dieser Hinsicht helfen möchten, sind wir bereit, sie zu empfangen und den Kontakt herzustellen.“

NÛKURD, dieKurden.de, 16.09.2012