AD SYRIA : Schöne neue Welt / von Thomas von der Osten-Sacken

Nein, universalistische Werte, die sind ja eh nur eine Erfindung weißer Männer. Endlich ist die Message angekommen. Beim Guardian sowieso, in dem ein saudischer Mann, aber immerhin dann doch ein Vertreter der colored people, erklären darf, warum kulturspezifisch Frauen in seinem Land eh nicht Autofahren wollen, weshalb man ihnen es auch gar nicht zu gestatten brauche, ja das Verbot deshalb eigentlich keines sei.

Auch im Weißen Haus liest man offenbar den Guardian und ist eh ja ganz furchtbar kultursensibel, mag, wenn’s um den Nahen Osten geht, gar nicht mehr von Demokratie oder Menschenrechten sprechen, Terroristen in der Region sind neuerdings irgend eine Erscheinung, die von sonstwo kommt, aber auf keinen Fall etwas mit dem Islam zu tun hat;  überhaupt jeder hat so seine Kultur und sollte die des anderen auch achten und sich ja nicht einmischen.

Gestern, bei seinem Besuch in Saudi Arabien, wurde John Kerry gefragt, was er denn von dem Fahrverbot für Frauen hielte und antwortete, als habe er den Guardian unter dem Arm und außerdem zwei Semester Postkolonialismus an der HU Berlin studiert:

It’s up to Saudi Arabia to make its own decisions about its own social structure choices and timing for whatever event.

Sollten die USA ihre Annäherung an den Iran weiter so intensiv betreiben, bald schon könnte Kerry in Teheran weilen, und dann, sollte wer ihn nach Steinigungen, am-Kran-aufhängen und anderen, ganz kulturspezifischen Eigenarten der islamischen Republik befragen, eine ähnlich verständnisvolle Antwort geben. Andere Länder andere Sitten eben.

Jungle world 6-11-2013