MESOP LBGTI CULTURE : Der postmoderne Feminismus als Totengräber der Frauenrechtsbewegung

JETZT KLAPPTS AUCH MIT DEM FEMINISMUS NICHT MEHR / NEUE UNÜBERSICHTLICHKEIT

… da muß Max Horkheimer wieder ran, der wie Teddie W. (alte weisse Männer!) von LBGT Kultur nicht die Bohne gehalten hätte.

Lesenwerter Text dennoch, wenn auch späteste Erkenntnis   – SPME Universität Potsdam·Mittwoch, 8. März 2017

– Ein Kommentar zum 8. März  –  Der Feminismus dieser Tage ist vielerorts infantil, affektiv, projektiv, antiuniversalistisch und antiisraelisch. Identitätspolitik, Safe Spaces, Sprechverbote, Triggerwarnungen, quasi religiöse Lustfeindlichkeit. Hieß es 1979 in Teheran noch: “Freedom is neither Eastern nor Western; it is universal!”, heißt es heute: “Hijab is empowerment”. Die basalsten individuellen Freiheiten werden für einen (linken) rassistischen Ethnopluralismus preisgegeben, die Analyse der warenproduzierenden, kapitalistischen Gesellschaft auf ein einfaches Herr-Knecht Verhältnis verkürzt, in der der Herr stets “weiß” und männlich ist.

Sexualisierte Werbung macht vielen Feministen heute mehr Angst, als religiöse Zwangs-(De)Sexualisierung. Die Sehnsucht nach Emanzipation wird ins Fremde halluziniert, die Schuld im Eigenen gesucht, der Westen ist böse, der Islam ein legitimer Partner für die Gleichberechtigung der Frau. Dabei geht es den Post-Feministen scheinbar gar nicht mehr um den Kampf gegen das Patriarchat, also die Beseitigung unmittelbarer, direkter Herrschaft des Vaters, des Mannes, der in der westlichen Welt ohnehin von der vermittelten Herrschaft des Rechtsstaates geschwächt bzw. verdrängt wurde. Das Patriarchat ist zu einem unreflektierten Kampfbegriff geworden, der Identität schaffen soll gegen etwas, das nicht oder nur bedingt verstanden wird, gegen eine mythische Macht, ist nur noch eine begriffliche Reduktion, die zu nichts mehr als zu Männerhass taugt und als Begriff bereits die soziale Wirklichkeit schaffen soll. Doch es sind die kapitalistischen Verhältnisse, menschengemacht, die die Realität schaffen, keine Begriffe, die Sprache ist nicht das Haus des Seins.

Die Patriarchen dieser Tage sind längst nicht mehr christlich, von ihnen geht wenig Gefahr für Leib und Leben aus und falls doch, erfährt das Individuum, erfährt die Frau in den westlichen Demokratien Schutz durch den Rechtsstaat. Sie hat das Recht den Mann strafrechtlich zu belangen. Dass es auch anders laufen kann, zeigen die Verhältnisse von sexistischen Macho-Männerhorden in Teilen Südamerikas, in denen der korrupte, marode Staat dem Individuum nicht viel bieten kann, aber wenigstens ein gesellschaftliches Bewusstsein und eine Möglichkeit zur Besserung der Verhältnisse vorhanden ist, weil kein totalitärer, religiöser Sittenkodex die Frauen unsichtbar oder mundtot macht, sozialen Fortschritt nicht gänzlich verunmöglicht. In mehrheitlich muslimischen Ländern existiert diese Form der, durch Frauenrechtsbewegungen hart erkämpfte und in seiner Entwicklung längst nicht beendete Standard, formaler geschlechtlicher Gleichstellung nicht. Dass es der Islam ist, der den Frauen das Leben auf Erden zur Hölle macht, sehen die Feministen von heute nicht, sie stellen ihren falschen Antirassismus vor die Gleichberechtigung der Frau.

 

Statt Frauen in den globalen Kampf für Freiheit und Gleichberechtigung des Individuums einzuspannen, das Glücksversprechen für alle einzufordern, wird das bürgerliche Individuum lieber gleich ganz vernichtet, dekonstruiert und Freiheit im Namen kultureller Eigenarten relativiert. Ein Schlag ins Gesicht für die Frauen der Welt, die im Namen von Scharia oder Kastensystem um ihre physische Unversehrtheit fürchten müssen. Der Post-Feminismus ist durchsetzt von einem negativen Universalismus, einem poststrukturalistischen Hirngespinst, das sich die Einheit der Vielen, durch die westliche Macht unterdrückten Gruppen, Identitäten, Clans und Kulturen herbei sehnt. Für ihn existieren nur noch Wahrheiten, keine Wahrheit, grenzenlose, kollektive Vielfalt statt der freien Assoziation von Individuen. Die Überlagerung antirassistischer Ideologie und sofern vorhanden, regressiver Kapitalismuskritik im heutigen Post-Feminismus sind wie geschaffen für einen Antizionismus. Dem jüdischen Staat wird Partikularismus und Nationalismus vorgeworfen, der neue negative Universalismus aber, ist antinational und kommt ohne Grenzen aus. Dem Juden unter den Staaten wird die Existenzberechtigung aberkannt, denn die Nation sei künstlich, konstruiert. Das Wesen des Juden sei doch die Wurzellosigkeit, die in der Diaspora eingeübt wurde, also warum dann noch ein jüdischer Nationalismus? Die Post-Feministen sind blind für die Geschichte, blind für den Antisemitismus und ganz besonders blind für die Antisemiten, denn diese sind eben keine Rassisten, sondern Antisemiten. Und so übernehmen die Post-Feministen gleichsam die antisemitischen Stereotype und öffnen ihrerseits die Tür für ebenjene. Die Sehnsucht nach der grenzenlosen, postnationalen Welt, ist dem Wunsch der grenzenlosen Umma sehr nah, einzig der Jude steht diesem Projekt im Wege, da sind sich Postmoderne und Islamisten einig. Der Jude bzw. Israel soll in die antisemitische Welt geworfen werden, in eine Welt, die dem, aus ihrer falschen gesellschaftlichen Ordnung entspringenden, Vernichtungswillen gegen ihn wenden, an ihm das Ritual der Zivilisation vollziehen würde. Der feministische Israelhass wirkt immer noch wie der Kampf gegen den allmächtigen Vater, gegen die Vaterreligion und gegen den vermeintlichen “Erfinder“ des Patriarchats. Neben der antisemitischen Brüdervereinigung, die dem Juden die Triebauslebung, die ihnen selbst verwehrt ist, vorwerfen, sind es heute die antisemitischen Schwestern, die die Schuld des Triebverzichts im Judentum suchen und Israel als Sinnbild dieses Erbes betrachten, dass sich endlich aufzulösen hat. Der Jude unter den Staaten bleibt das Objekt falscher Projektion und unbewussten Hasses. Ihm wird noch immer der Sieg der Zivilisation über den zerstörerischen Naturzustand vorgeworfen und seine reine Existenz als ein Akt der gewaltsamen Penetration, in das Gebiet der Palästinenser, betrachtet. Dieses Symbol der männlichen Penetration macht für den Post-Feminismus das Wesen des westlichen (Post) Kolonialismus aus, der exemplarisch für einen Akt männlicher Unterwerfung der natürlich ans Land gebundenen Autochthonen dieser Erde steht. Der westliche Kulturimperialismus ist für sie nur die Weiterführung des Kolonialismus, wie ihn schon die Nationalsozialisten betrieben haben, ein männlicher, weißer Raubzug. Für Butler und Co. ist der NS nur die extreme Form der aufgeklärten männlich-bürgerlichen Gesellschaft, nicht dessen Verrat und so begeben sie sich selbst in die Fahrwasser der Gegenaufklärung, unfähig die Aufklärung dialektisch zu betrachten und bereit die Shoa zu relativieren. Die Palästinenser und die Muslime seien die neuen Juden, Geschichte wiederhole sich.

Die postmodernen Feministen kämpfen gegen ein Gespenst in den westlichen, vaterlosen Gesellschaften und übersehen den islamischen Patriarchen neben sich. Besonders die jungen Feministen dieser Tage führen nur noch einen Kampf für ihren eigenen Narzissmus, einen Kampf für eine widerspruchsfreie Gesellschaft, die ihren eigenem Narzissmus dienlich ist, einen Kampf gegen die notwendigen Ansprüche der Außenwelt an das Individuum. Ihre kollektive, infantile Parallelwelt bietet ihnen dabei den nötigen Schutz vor der Realität, vor Verletzung. Der Widerspruch der Zivilisation löst in ihnen ein Unbehagen gegen diese aus, darum verteufeln sie das Westliche, tun sich mit seinen Gegnern zusammen. Und hierin liegt die Gefahr postfeministischen Denkens: einerseits dem “Patriarchat” im Westen den Kampf ansagen, aber den Islam als patriarchalste Formation der Gegenaufklärung immunisieren und sich mit diesem gegen den westlichen, weißen Mann solidarisieren. Dabei ist es doch heute der Islam, der ebenfalls im Konflikt mit sich selbst und seinen regressiven religiösen Auflagen, der Frau das Leben zur Hölle macht. Die eigenen Triebe, das Begehrte, werden verdrängt und die Versagung dessen auf den Westen projiziert, konkreter auf den Juden. Die islamische Welt sitzt auf einem sexuell aufgeladenen Pulverfass. Aus Angst vor der eigenen Sexualität, produziert der Islam stetig neue Verbote, die aus den religiösen Quellen hergeleitet, immer zu erst die Frau treffen, denn sie ist es die Sünde bringt und der Westen lässt dieser Sünde freien Lauf.

 

Das Bündnis zwischen einem, auf Expansion ausgerichteten, politischen Islam und dem Feminismus ist gefährlich, denn es fällt dem Individuum in den Rücken, setzt es dem Kollektiv aus und wirft den Kampf für die Gleichberechtigung um Jahrzehnte zurück, wenn er die Verschleierung der Frau als Akt antisexistischer Praxis verdreht. Der Schleier ist das Symbol totaler islamischer Sexualisierung, der Unterwerfung der Frau durch den Mann, seiner Triebe und er ist das Symbol für Ungleichheit und Gewalt gegen Frauen. Die iranischen Frauen haben 1979 nicht umsonst gegen dieses Instrument islamischer Herrschaft gekämpft. Doch sie haben den Kampf verloren, viele gingen ins Exil, mussten fliehen. Sie wurden und werden von den westlichen Feministen verraten, denn der Kampf gegen den kolonialen, westlichen Blick, steht dem Kampf um universelle Freiheit entgegen.

Wider den Kulturrelativismus stehen (auch heute noch) die selbstbewussten, liberalen und säkularen Muslima im Iran, im gesamten Nahen Osten und in den westlichen Demokratien, die sich aus dem Korsett der Umma befreien wollen, unter Androhung von Strafe und unter Einsatz von Leib und Leben. Diese Frauen gilt es zu unterstützen, sie nicht allein zu lassen, diesen Frauen gilt unsere Solidarität.

Was bleibt ist:

Die so genannte freie Welt an ihrem eigenen Begriff zu messen, kritisch zu ihr sich verhalten und dennoch zu ihren Ideen zu stehen, sie gegen Faschismus hitlerscher, stalinscher oder anderer Varianz zu verteidigen, ist Recht und Pflicht jedes Denkenden. Trotz dem verhängnisvollen Potenzial, trotz allem Unrecht im Innern wie im Äußern, bildet sie im Augenblick noch eine Insel, räumlich und zeitlich, deren Ende im Ozean der Gewaltherrschaften auch das Ende der Kultur bezeichnen würde, der die kritische Theorie noch angehört.

(Max Horkheimer: Vernunft und Selbsterhaltung. Frankfurt 1970.)

 

Literaturempfehlung:

  • Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur. Stuttgart 2010
  • Freud, Sigmund: Der Mann Moses und die monotheistische Religion. Stuttgart 2010
  • Göllner, Renate/ Radonic, Ljiljana (Hg.): Mit Freud. Gesellschaftskritik und Psychoanalyse. Freiburg 2007
  • Gruber, Alex/ Lenhard, Philipp: Gegenaufklärung. Der postmoderne Beitrag zur Barbarisierung der Gesellschaft. Freiburg 2011
  • Horkheimer, Max/ Adorno, Theodor W. : Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt 1969
  • Max Horkheimer: Vernunft und Selbsterhaltung. Frankfurt 1970.
  • Maani, Sama: Respektverweigerung. Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten. Und die eigene auch nicht. Wien 2015
  • Marcuse, Herbert: Triebstruktur und Gesellschaft. Frankfurt a. M. 1979
  • Trumann, Andrea: Eine Kritische Theorie des Geschlechterverhältnisses. In: Sans Phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik. Heft 9, Herbst 2016

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