MESOP EMPFEHLUNG ! : Die neuen Deutschen kennen keine Grenze / Kritische Anmerkungen zum Antinationalismus (BAHAMAS)

Von Rajko Eichkamp

I) Nichts geht leichter über die Lippen als eine wie auch immer geartete Warnung vor dem Nationa-lismus, nichts beweist besser, aus der deutschen Geschichte gelernt zu haben. Niemand, der auf sich hält, niemand, der gesellschaftliche Respektabilität beansprucht oder zumindest anstrebt, scheint ohne eine ebenso demonstrative wie beflissene Abscheuerklärung vor dem Nationalismus auszukommen. Die lautesten und routiniertesten Kritiker jeglichen Rückfalls ins finstere Zeitalter des Nationalen sind eingeschworene Kerneuropäer. Merkel, Schulz, Juncker, sie alle empfinden die Form des bürgerlichen Nationalstaats als Zumutung, als lästige Begrenzung ihrer Ambitionen; ihr Antinationalismus dringt auf Entgrenzung von Herrschaft, d.h. konkret: auf ein Maximum an Surplusprofit bei einem Minimum an gesellschaftlicher Regulation und sozialer Kompensation. Propagandistisch sekundiert wird dieses Programm von einem gemischten Chor an Mahnern und Warnern, der von Kirchentagen und Schullehrplänen über alle möglichen Bündnisse gegen rechts bis hin zu den deutschen Vertriebenenverbänden reicht, die man mit Fug und Recht als historische Vorläufer der No-border-Camps ansehen darf. Die Verlautbarungen der einen klingen mittlerweile fast wortgleich so wie die Flugblätter der anderen. So meldete ein Pressebericht vom Treffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Mai dieses Jahres: „Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat unmittelbar vor ihrem Pfingsttreffen zu einem größeren Miteinander in Europa aufgerufen. ‚Gerade wir Sudetendeutschen wollen keine Grenzen in dieses Mitteleuropa schneiden‘, sagte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt (CSU), am Freitag. Man brauche in Zeiten der Flüchtlingskrise nicht weniger, sondern mehr Europa. ‚Der Sudetendeutsche Tag soll Protest sein gegen jede Form von Nationalismus und Renationalisierung‘, betonte er.“ (1)

Nur auf den ers­ten Blick wirkt be­fremd­lich, dass ge­ra­de die ver­stock­tes­ten Re­van­chis­ten mit all ihren alten und neuen Nazis be­flis­se­ne Kri­ti­ker des Na­tio­na­lis­mus sind. Denn es war ja der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, sei­nem ers­ten Na­mens­be­stand­teil zum Trotz, der die bis­lang wirk­mäch­tigs­te post­na­tio­na­le Be­we­gung vor­stell­te, und das in jeder nur denk­ba­ren Hin­sicht: Nicht nur dass er sämt­li­chen Fort­schritt, der mit dem Auf­stieg der Na­tio­nal­staa­ten in Eu­ro­pa je ver­knüpft war – sei es die Rechts­gleich­heit zwi­schen den Staats­bür­gern, sei es die weit­rei­chen­de Ga­ran­tie, Tausch­ge­schäf­te in einer pa­zi­fi­zier­ten Öf­fent­lich­keit ohne Furcht vor un­mit­tel­ba­rer Ge­walt und ohne An­se­hen der Per­son ab­wi­ckeln zu kön­nen – ri­go­ros kas­sier­te; auch waren ihm Na­tio­nen an sich gleich­gül­tig, ja ein Dorn im Auge, in­klu­si­ve der ei­ge­nen. Denn Deutsch-Sein war ihm eine bio­lo­gisch-on­to­lo­gi­sche Ei­gen­schaft und keine ju­ris­ti­sche, folg­lich auch nicht an Gren­zen ge­bun­den, weder an geo­gra­phi­sche noch an mo­ra­li­sche. Die Vor­stel­lung vom so­ge­nann­ten Le­bens­raum sah die ganze Welt als Beute einer Horde re­spek­ti­ve Rasse, die aus ihrer Mitte all die eli­mi­nier­te, die nicht die rich­ti­ge Schä­del­form und Ab­stam­mungs­ur­kun­de auf­wei­sen konn­ten, und die ko­op­tier­te – un­ge­ach­tet von Mut­ter­spra­che und Rei­se­pass –, die die­sen Kri­te­ri­en bes­ser ge­nüg­ten. Die her­ge­brach­ten na­tio­nal­staat­li­chen Gren­zen und die mit ihnen ver­knüpf­ten Ga­ran­ti­en für die durch sie de­fi­nier­ten Ter­ri­to­ri­en und deren Ein­woh­ner waren dem na­zis­ti­schen Be­he­moth bes­ten­falls gleich­gül­tig, sie wur­den nach Be­darf um­ge­mo­delt, Du­o­dez­län­der ent­stan­den und ver­gin­gen teil­wei­se bin­nen Jah­res­frist, weil sie oh­ne­hin nichts an­de­res dar­stell­ten als vo­la­ti­le Ver­wal­tungs­ein­hei­ten einer Raub- und Ver­nich­tungs­öko­no­mie.

Dekonstruktion des Nationalstaats

Diese bü­ro­kra­ti­sche Vo­la­ti­li­tät im Um­gang mit dem klas­si­schen eu­ro­päi­schen Na­tio­nal­staat gleicht nicht nur von Ferne dem, was sich seit min­des­tens zwei Jahr­zehn­ten im Be­reich der stets er­wei­ter­ten Eu­ro­päi­schen Union ab­ge­spielt hat: Deren Pro­ze­de­re ist le­dig­lich des­halb si­gni­fi­kant fried­li­cher, weil es sich auf die kriegs­po­li­ti­schen Re­sul­ta­te der, wenn man so will, ers­ten Eu­ro­päi­schen Union, dem deut­schen Kern­eu­ro­pa des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, stüt­zen kann. Der öko­no­mi­sche Ra­tio­na­li­sie­rungs­vor­sprung die­ses Kern­eu­ro­pa, sprich Deutsch­land plus ge­le­gent­lich wech­seln­den Satra­pen, hat den mi­li­tä­ri­schen Ra­tio­na­li­sie­rungs­vor­sprung von einst er­setzt, oder bes­ser: be­erbt. Dass sich der herr­schen­de com­mon sense be­zie­hungs­wei­se der com­mon sense der Herr­schen­den de­zi­diert gegen die Na­ti­on wen­det, die einst fürs Ka­pi­tal frag­lo­se po­li­ti­sche Form von Pro­duk­ti­on und Re­pro­duk­ti­on, hat also durch­aus Tra­di­ti­on.

Damit haben die post­mo­der­nen Theo­ri­en, die der Na­ti­on stets vor­war­fen, dass sie eine Bü­ro­kra­tie ge­wor­de­ne Ob­ses­si­on sei, ein ver­selb­stän­dig­ter Nor­ma­li­täts­dis­kurs, den es zu de­kon­stru­ie­ren gelte, auch ganz of­fen­sicht­lich ein­ge­büßt, was zu be­sit­zen sie schon immer nur vor­täusch­ten: Trif­tig­keit. Denn zum einen haben die Wal­ler­steins und An­der­sons mit der Rede von Kon­struk­tio­nen und Nar­ra­ti­ven das ei­gent­lich zu Er­klä­ren­de als Er­klä­rung aus­ge­ge­ben, also einen der äl­tes­ten theo­re­ti­schen Ros­s­täu­scher­tricks über­haupt be­nutzt; zum an­de­ren, und das ist viel wich­ti­ger, ist die einst auf dem Pa­pier her­bei­ge­wünsch­te De­kon­struk­ti­on der Na­tio­nal­staa­ten nun eine eu­ro­päi­sche Rea­li­tät, die das Fürch­ten lehrt: Die ge­mein­sa­me Wäh­rung ohne ge­mein­sa­men Sou­ve­rän un­ter­mi­niert Na­tio­nal­staa­ten ganz prak­tisch und er­weist eben­so prak­tisch, dass die Ge­mein­schaf­ten – Re­gi­on, Kom­mu­ne, Fa­mi­lie –, die aus dem Zer­fall des Na­tio­nal­staats gleich­sam na­tur­wüch­sig ent­ste­hen be­zie­hungs­wei­se wie­der­auf­er­ste­hen, in jedem Fall schlim­mer, ge­mei­ner und vor allem stär­ker vom Pri­mat un­mit­tel­ba­rer Ge­walt be­herrscht sind als die Rechts­räu­me, die die klas­si­schen Na­tio­nal­staa­ten vor­stell­ten. Denn deren In­sas­sen un­ter­stan­den zu­min­dest noch als Ver­ein­zel­te einem abs­trak­ten Ge­setz und nicht dem ge­wohn­heits­mä­ßi­gen Zwang der par­ti­ku­la­ren Über­le­bens­kol­lek­ti­ve als fleisch­ge­wor­de­nes Ex­em­plar einer Kul­tur, Re­li­gi­on oder Eth­nie.

Nichts an­de­res als die Re­le­ga­ti­on des vor­ma­li­gen In­di­vi­du­ums an diese Kol­lek­ti­ve haben die heu­ti­gen Staa­ten­hül­len Süd­eu­ro­pas nach dem Sou­ve­rä­ni­täts­ver­lust ihren In­sas­sen- noch zu bie­ten: Der Ge­sell­schaft droht der Rück­s­turz in halba­gra­ri­sche DIY-Sub­sis­tenz­ge­mein­schaf­ten, es herrscht die ab­so­lu­te Su­pre­ma­tie von Sippe und Schol­le – fi­nan­ziert mit Opas Rente oder er­wirt­schaf­tet durch die Ge­mü­se­zucht auf dem Fa­mi­li­en­grund­stück, oder bei­des, dort, wo es auch im Le­bens­all­tag der Men­schen einst­mals mehr als nur An­flü­ge von In­di­vi­dua­li­tät und Uni­ver­sa­li­tät gab. In Ita­li­en, Grie­chen­land, Por­tu­gal und Spa­ni­en, aber auch be­reits in Frank­reich ist die­ses Sze­na­rio kein Schreck­bild mehr, son­dern All­tag für den Teil der Be­völ­ke­rung, dem es qua Ju­gend und/oder Armut nicht ver­gönnt war, sich selbst oder zu­min­dest Teile des Ver­mö­gens in die nord­eu­ro­päi­sche Im­mo­bi­li­en- und Fonds­wirt­schaft hin­über­ret­ten zu kön­nen. Und auch im Nor­den gilt in der sub­si­di­är ori­en­tier­ten So­zi­al­po­li­tik längst der Pri­mat der Ge­mein­schaft vor dem ver­ein­zel­ten Bür­ger; ein Pri­mat, der alle Sphä­ren des All­tags durch­dringt. Wie tief und wie selbst­ver­ständ­lich, davon ver­mit­telt nicht zu­letzt die als Kul­tur ver­bräm­te Pro­pa­gan­da von Sa­ti­ri­kern, Ka­ba­ret­tis­ten und an­de­ren Volks­päd­ago­gen einen Ein­druck: Naht­los ver­bin­det sich hier Be­ju­be­lung or­ga­ni­sier­ter Min­der­heit aller Art (nur so ist zu er­klä­ren, wie im Geis­tes­haus­halt der „an­stän­di­gen Deut­schen“ Is­lam­ver­harm­lo­sung und Chris­to­pher-Street-Day-Se­lig­keit bruch­los ko­exis­tie­ren kön­nen) mit maß­lo­ser Be­schimp­fung der ein­sam vor sich hin ve­ge­tie­ren­den bio­deut­schen Stüt­ze­emp­fän­ger.

II.

An­ders als ihre post­struk­tu­ra­lis­ti­schen Ge­gen­stü­cke muss sich die kri­ti­sche Theo­rie der Na­ti­on nicht not­ge­drun­gen am re­gie­rungs­amt­li­chen An­ti­na­tio­na­lis­mus deutsch-eu­ro­päi­scher Pro­ve­ni­enz bla­mie­ren. Denn ihr ist Na­ti­on nicht ein­fach nur ein letzt­lich aus­tausch­ba­res Dis­po­si­tiv der eben­so ewi­gen wie ne­bu­lö­sen Macht, son­dern das sehr kon­kre­te his­to­ri­sche Re­sul­tat der Kriegs­er­klä­rung der im ka­pi­ta­len Sinne pro­duk­ti­ven Ge­sell­schafts­mehr­heit gegen die kon­sump­ti­ve Min­der­heit, (2) also der Über­nah­me des Staa­tes durch den drit­ten Stand, durch das Bür­ger­tum, das die Ver­tre­ter der bei­den an­de­ren Stän­de ent­we­der köpf­te und ver­jag­te oder as­si­mi­lier­te. Ex­ter­ri­to­ri­al blieb in die­ser his­to­ri­schen Kon­stel­la­ti­on zu­nächst das Pro­le­ta­ri­at, der so­ge­nann­te vier­te Stand. Der hatte tat­säch­lich in­so­fern kein Va­ter­land, als er zu die­sem auch kein nen­nens­wer­tes Steu­er­auf­kom­men bei­trug und dem­entspre­chend in den hoch­bür­ger­li­chen Re­pu­bli­ken nur sehr ein­ge­schränk­te po­li­ti­sche Re­prä­sen­ta­ti­on und schon gar keine staat­lich ver­brief­te Exis­tenz­si­che­rung besaß. Die­ser Zu­stand aber ließ sich gegen ein wach­sen­des und gegen seine Le­bens­be­din­gun­gen auf­be­geh­ren­des Pro­le­ta­ri­at auch durch noch so viel Re­pres­si­on nicht auf­recht­er­hal­ten, zumal die pro­le­ta­ri­sche Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on be­reits droh­te, ganz prak­tisch eine an­de­re, so­zia­lis­ti­sche Ge­sell­schaft vor­zu­be­rei­ten. Der vier­te Stand muss­te also in die Na­ti­on auf­ge­nom­men, seine Pro­duk­ti­vi­tät an­er­kannt wer­den, was ganz prak­tisch die Ver­staat­li­chung der auf den So­zia­lis­mus als vor der Tür ste­hen­den his­to­ri­schen Mög­lich­keit hin­deu­ten­den Ge­nos­sen­schaf­ten und ge­werk­schaft­li­chen Kran­ken- und Ren­ten­kas­sen be­deu­te­te.

Von der Nation zum Volksstaat

Das aber ver­än­der­te den Cha­rak­ter der Na­ti­on nach­hal­tig: Diese war zuvor eine Art durch mi­li­tä­ri­sche und in­fra­struk­tu­rel­le Er­for­der­nis­se auf ein be­stimm­tes Ter­ri­to­ri­um be­grenz­te Welt­re­pu­blik des Ka­pi­tals, an der teil­zu­ha­ben nicht un­be­dingt an Spra­che oder Her­kunft ge­bun­den war, son­dern viel­mehr an die Fä­hig­keit, eine bür­ger­lich-selb­stän­di­ge Exis­tenz zu füh­ren: par­ti­ku­la­rer Vor­schein eines mög­li­chen Uni­ver­sa­len. Je so­zia­ler die Re­pu­blik aber wurde, desto mehr wan­del­te sie sich not­ge­drun­gen zu einer Ver­si­che­rungs­an­stalt mit ein­ge­schränk­ten Zu­gangs­kri­te­ri­en, zum „Volks­staat“ Las­sal­le’scher Prä­gung. Der Na­tio­nal­staat muss­te, um als So­zia­lis­muser­satz und über den Klas­se­ne­go­is­men ste­hen­der so­zia­ler Schlich­ter und Not­ver­sor­ger ernst ge­nom­men zu wer­den, auch die bür­ger­li­che Klas­se in die Pflicht neh­men, zuvor rein pri­va­te Re­ve­nu­en tat­säch­lich um­ver­tei­len – und des­halb wie­der­um die Zahl der auf den „Volks­staat“ im Zwei­fels­fall An­ge­wie­se­nen li­mi­tie­ren, schein­bar ob­jek­ti­ve Zu­ge­hö­rig­keits­kri­te­ri­en auf­stel­len. Das wie­der­um kam den Wün­schen der po­ten­ti­ell vom Volks­staat Ab­hän­gi­gen ent­ge­gen, woll­ten diese doch auf einen un­an­fecht­ba­ren, am bes­ten bio­lo­gisch-ge­nea­lo­gisch be­grün­de­ten An­spruch­s­ti­tel po­chen kön­nen, eben auf die Zu­ge­hö­rig­keit zur Na­ti­on, be­glau­bigt in der schon bei Ge­burt zu­ge­teil­ten Staats­bür­ger­schaft.

So sehr diese Ver­än­de­rung un­zwei­fel­haft einen so­zia­len und po­li­ti­schen Fort­schritt dar­stell­te, der nicht nur das all­ge­mei­ne Wahl­recht mit sich brach­te, son­dern ganz grund­le­gend hö­he­re Le­bens­er­war­tung und Ru­he­stand ohne Hun­ger, so of­fen­sicht­lich ist ihre Kehr­sei­te. Ganz kon­kret wird diese in den Mas­sen­krie­gen des 19. und 20. Jahr­hun­derts: Durch die Ket­tung der in­di­vi­du­el­len Exis­tenz­ga­ran­tie an den Staat be­sitzt die­ser seine Bür­ger mit Haut und Haa­ren; seine In­sti­tu­tio­nen tei­len Leben und Tod zu, So­zi­al­amt und Schüt­zen­gra­ben ge­hö­ren un­mit­tel­bar zu­sam­men. Als all­ge­mei­ne Ten­denz aber be­för­dert der Volks­staat vor allem die Wie­der­kehr des Tri­ba­len und Sip­pen­haf­ten, das ius san­gui­nis er­setzt nach und nach das ius soli, im Volk schlum­mert die Rasse; schon Fried­rich En­gels war alles an­de­re als wohl bei der Na­tio­na­li­sie­rung der Ar­bei­ter­ver­si­che­rung. (3) Denn so gleich sich die Bür­ger im In­ne­ren der na­tio­na­len Ver­si­che­rungs­an­stalt sein sol­len, so klar ge­schie­den müs­sen sie von den Nicht­bür­gern sein und blei­ben. Me­ta­phy­si­sche Ver­wand­schafts­ban­de er­set­zen des­halb mit exakt der­sel­ben Not­wen­dig­keit, wie der, dass der Ka­pi­ta­lis­mus Krise in Per­ma­nenz ist, die frü­he­ren phy­si­schen der Sippe. Waren diese aber auf­grund der vor­ka­pi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen einst un­hin­ter­frag­te Exis­tenz­be­din­gung für die agra­ri­sche Be­völ­ke­rungs­mehr­heit, un­mit­tel­bar mit der Not­wen­dig­keit des Selbst­er­halts der Ein­zel­nen ver­bun­den und in­so­fern ra­tio­nal durch­sich­tig, so ten­die­ren die als so­zia­le Groß­sip­pen be­stimm­ten Na­tio­nen zu will­kür­li­cher und ent­grenz­ter Bös­ar­tig­keit: Die uni­ver­sa­le Gleich­heit, die ne­ga­tiv in der Aus­tausch­bar­keit eines jeden durch jeden an­de­ren er­fah­ren wird, zieht die be­haup­te­te Un­gleich­heit wider bes­se­ren Wis­sens nach sich. Damit trägt die Na­ti­on die post­na­tio­na­le Ra­se­rei des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zwar als Po­tenz in sich, ist ihr aber nicht ein­fach gleich­zu­set­zen. Denn es bleibt ein alles ver­än­dern­der, alles ent­schei­den­der, qua­li­ta­ti­ver Schritt, wenn die Rechts­gleich­heit aller we­nigs­tens auf einem klar be­stimm­ten Ter­ri­to­ri­um durch die ver­ab­so­lu­tier­te Un­gleich­heit auf einem un­be­stimm­ten Ter­ri­to­ri­um er­setzt wird. Der Beu­te­zug im Namen der ari­schen Rasse (oder ge­gen­wär­tig: der is­la­mi­schen Umma), ach­tet keine Gren­ze, weil er auch die letz­te Er­in­ne­rung an die Gleich­heit all des­sen, was Men­schen­ant­litz trägt, in sei­nem uni­ver­sa­li­sier­ten Par­ti­ku­la­ris­mus aus­zu­lö­schen trach­tet.

III.

Die post­na­tio­na­le Selbst­zer­stö­rung des Na­tio­nal­staats ist in ihm selbst an­ge­legt. Doch sie hat als po­li­ti­sche Form sogar den ka­ta­stro­phi­schen Auf­he­bungs­ver­such des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus über­lebt, die Nach­kriegs­kon­junk­tur gab dem Volks­staat seine zi­vi­le Ge­stalt für ei­ni­ge Jahr­zehn­te zu­rück. Die Selbst­zer­stö­rungs­ten­denz mach­te sich nun­mehr auf an­de­re, öko­no­mi­sche Weise gel­tend, der mo­der­ne Anti- bzw. Post­na­tio­na­lis­mus ist Re­sul­tat einer schlei­chen­den, aber den­noch epo­cha­len Ver­än­de­rung: der De­indus­tria­li­sie­rung, der, wenn man so will, De­lo­ka­li­sie­rung und Trans­na­tio­na­li­sie­rung der Pro­duk­ti­on, und damit der Au­ßer-Kurs-Set­zung des ehe­ma­li­gen vier­ten Stan­des, der Ar­bei­ter­klas­se in den ehe­ma­li­gen Me­tro­po­len der In­dus­tria­li­sie­rung. Der klas­si­sche Volks­staat ero­diert seit den sieb­zi­ger Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts ste­tig genau in dem Maße, wie das Ka­pi­tal die tech­no­lo­gisch-lo­gis­ti­schen Mit­tel in die Hand bekam, trans­na­tio­na­le Pro­duk­ti­ons­ket­ten ef­fek­tiv zu or­ga­ni­sie­ren und lean pro­duc­tion vom ka­pi­ta­len Wunsch­traum zum pro­le­ta­ri­schen Alb­traum zu ma­chen.

Bis zu die­sem Zeit­punkt, als sich vor nun über 40 Jah­ren das Ka­pi­tal pro­to­ty­pisch und mo­dell­haft in Groß­bri­tan­ni­en die ein­hei­mi­sche Ar­bei­ter­klas­se vom Hals schaff­te und seine „Prof­tit­klem­me“ (An­d­rew Glynn / Bob Sut­cliff) da­durch löste, dass es ganze In­dus­trie­zwei­ge (Kohle, Stahl, Tex­ti­li­en, ja sogar die Au­to­pro­duk­ti­on) ein­fach schloss, um über­see­isch in­ves­tie­ren und pro­du­zie­ren zu las­sen, waren So­zio­lo­gie wie Re­vo­lu­ti­ons­theo­rie davon aus­ge­gan­gen, dass Mo­no­po­li­sie­rung des Ka­pi­tals, Zen­tra­li­sie­rung der Pro­duk­ti­on und ge­steu­er­te Struk­tu­rie­rung der Ge­sell­schaft in eins fie­len. Nicht vor­ge­se­hen war der jetzt ein­tre­ten­de Fall, dass die Ak­ku­mu­la­ti­on des Ka­pi­tals nur noch wei­ter­ge­hen konn­te, indem die Pro­duk­ti­on de­zen­tra­li­siert und die Ge­sell­schaft de­struk­tu­riert wurde, und dass damit Ver­wal­tung und Pro­duk­ti­on sich kom­plett von­ein­an­der tren­nen, oder an­ders ge­sagt, dass die Orte der Mehr­wer­trea­li­sie­rung aber­tau­sen­de Ki­lo­me­ter von den Orten sei­ner Pro­duk­ti­on ent­fernt lie­gen kön­nen. Die Mar­gen stie­gen, ohne dass die Schorn­stei­ne mehr rauch­ten; die Ver­ödung der klas­si­schen In­dus­trie­re­gio­nen, seien es die eng­li­schen Mid­lands, das deut­sche Ruhr­ge­biet oder das in­dus­tri­el­le Herz­land der Ver­ei­nig­ten Staa­ten, das heute mit grim­mi­gen Humor als Rust Belt be­zeich­net wird, schien der Pro­spe­ri­tät von Fi­nanz­plät­zen wie Lon­don, For­schungs­schwer­punk­ten wie dem Si­li­con Val­ley oder Clus­tern spe­zia­li­sier­ter Tech­no­lo­gie­pro­duk­ti­on wie in Würt­tem­berg nichts an­ha­ben zu kön­nen, im Ge­gen­teil.

Das abgehängte Proletariat

Das Ka­pi­tal hatte damit nicht nur seine bür­ger­li­chen Ket­ten ge­sprengt, wie am Ende des 19. Jahr­hun­derts, als der Staat und die Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten den Fa­bri­kan­ten kas­sier­ten, son­dern es war noch einen lange Zeit un­vor­stell­ba­ren Schritt wei­ter­ge­gan­gen: Es muss­te mit der Aus­la­ge­rung der Mas­sen­pro­duk­ti­on, der De­indus­tria­li­sie­rung an den tra­di­tio­nel­len Stand­or­ten, sei­nen his­to­ri­schen Ant­ago­nis­ten, die Ar­bei­ter­klas­se, nicht mehr kos­ten­in­ten­siv be­frie­den, son­dern hatte ihn schlicht aufs Ab­stell­gleis ge­scho­ben. Und die mensch­li­chen Re­lik­te die­ser Klas­se an den Orten der still­ge­leg­ten Pro­duk­ti­on waren noch nicht ein­mal mehr dem Hun­ger preis­ge­ge­ben, wie die Ar­beits­lo­sen des 19. Jahr­hun­derts, oder dem höl­li­schen Elend ihrer Lei­dens­ge­nos­sen noch in den drei­ßi­ger Jah­ren des 20. Jahr­hun­derts: Durch die enor­me Ver­bil­li­gung der zum Le­bens­er­halt not­wen­di­gen Waren – wie bei­spiels­wei­se Tex­ti­li­en – im Zuge die­ser neuen in­ter­na­tio­na­len Ar­beits­tei­lung, konn­ten die Über­flüs­si­gen im Ver­gleich zu frü­he­ren Epo­chen halb­wegs kom­for­ta­bel am Leben er­hal­ten wer­den, ohne dass diese ge­sell­schaft­li­chen faux frais die Ak­ku­mu­la­ti­on sub­stan­ti­ell be­las­tet hät­ten.

Das Ab­sur­dum, das Marx und En­gels im Kom­mu­nis­ti­schen Ma­ni­fest als po­li­ti­schen End­punkt des Ka­pi­ta­lis­mus an­ge­se­hen hat­ten, dass näm­lich im Fort­gang der Ak­ku­mu­la­ti­on die herr­schen­de Klas­se den Ar­bei­ter „er­näh­ren muss, an­statt von ihm er­nährt zu wer­den“, ist damit von der lo­gi­schen Vor­aus­set­zung der Re­vo­lu­ti­on zur alo­gi­schen Folge ihres Aus­blei­bens ge­wor­den – gül­tig für „die Dauer des ewi­gen Deutsch­lands“, wie Max Hork­hei­mer die­sen Zu­stand als Da­seins­grund des au­to­ri­tä­ren Staa­tes be­reits 1938 hell­sich­tig be­schrieb. (4) Die­ser Zu­stand wie­der­um ver­än­dert die Ge­schäfts­grund­la­ge der Na­ti­on tief­grei­fend: Sie war so­wohl in ihrer klas­sisch-bür­ger­li­chen wie in ihrer volks­staat­lich-pro­le­ta­ri­schen Va­ri­an­te immer ein Zu­sam­men­schluss der zu­min­dest po­ten­ti­ell Pro­duk­ti­ven im Sinne ka­pi­ta­ler Ver­wer­tung; und nur unter die­ser Maß­ga­be wurde das Pro­le­ta­ri­at ein­ge­mein­det und mit nicht zu­letzt so­zia­len Staats­bür­ger­rech­ten ver­se­hen. Doch in der de­indus­tria­li­sier­ten Ge­sell­schaft ent­fällt genau das, wor­auf diese Rech­te fuß­ten: Denn das Pro­le­ta­ri­at schei­det aus den pro­duk­tiv schei­nen­den Klas­sen aus, wird un­brauch­ba­rer Kost­gän­ger der So­zi­al­sys­te­me, wi­der­wil­lig durch­ge­füt­tert und al­len­falls schein­be­schäf­tigt von einem Staat, der im Rah­men sei­ner her­ge­brach­ten Gren­zen auf in­dus­tri­el­le, im klas­si­schen Sinne pro­duk­ti­ve Ar­beit immer we­ni­ger an­ge­wie­sen ist, was die Rede von der „Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft“ be­zie­hungs­wei­se der „Wis­sens­ge­sell­schaft“ be­zeugt.

So sehr also der ehe­ma­li­ge drit­te Stand mit der Kas­sa­ti­on der Zir­ku­la­ti­ons­sphä­re be­reits im her­ge­brach­ten au­to­ri­tä­ren Volks­staat seine ge­sell­schaft­li­che Au­to­no­mie ein­büß­te und zu einem Heer von Voll­zugs­be­am­ten des Staa­tes sel­ber oder der mit ihm or­ga­nisch ver­knüpf­ten In­dus­trie­kon­glo­me­ra­te de­ge­ne­rier­te, so sehr wird nun der ehe­ma­li­ge vier­te Stand vom not­wen­di­gen le­ben­den Be­triebs­mit­tel der Ak­ku­mu­la­ti­on zu einer Erb­last der un­ter­ge­gan­ge­nen Epo­che der Na­tio­nal­öko­no­mi­en. Was einst­mals Klas­sen­kampf war, wird da­durch ein blo­ßer Ver­tei­lungs­kampf um Re­ve­nu­en, in den das Ex-Pro­le­ta­ri­at kaum mehr vor­zu­brin­gen hat, als eben die in der ver­gan­ge­nen Epo­che er­run­ge­nen Ver­si­che­rungs- und Teil­ha­be­rech­te, die mit der Zu­ge­hö­rig­keit zur Na­ti­on ver­knüpft sind. Der ehe­ma­li­ge drit­te Stand aber, das eta­ti­sier­te Bür­ger­tum sitzt schon qua Funk­ti­on in der Po­si­ti­on, die Re­ve­nu­en zu ver­tei­len, deren Ur­sprung nicht mehr in Bir­ming­ham, son­dern in Ban­gla­desch liegt. Je älter und damit ver­fal­le­ner der na­tio­na­le An­spruch­s­ti­tel ist, den das zum Pre­ka­ri­at ab­ge­stie­ge­ne Pro­le­ta­ri­at vor­zu­brin­gen hat, desto wi­der­wil­li­ger er­folgt die Ali­men­tie­rung, desto eher blü­hen Ideen, wie Ver­sor­gungs­an­sprü­che an den Staat um­di­ri­giert wer­den kön­nen, wie also die Pre­ka­ri­er dazu ge­bracht wer­den kön­nen, we­ni­ger den Staat als ihr un­mit­tel­ba­res Um­feld als Le­bens­rück­ver­si­che­rung zu be­nut­zen: die an­sons­ten un­ver­ständ­li­che staat­li­che Vor­lie­be für die mos­le­mi­sche Groß­sip­pe, die das Aus­bre­chen in­di­vi­du­ell An­spruchs­be­rech­tig­ter ver­hin­dert und der Fa­mi­li­en­pfer­che statt Woh­nun­gen ge­nü­gen, hat hier ihren Ur­sprung.

Der Pro­le­ta­ri­er hat nun also so­zu­sa­gen nicht mehr als sein Va­ter­land zu ver­lie­ren, auf das zu po­chen ihm aber so madig wie mög­lich ge­macht wer­den soll. Das ist der so­zi­al­po­li­ti­sche Kern des neuen An­ti­na­tio­na­lis­mus, der die Kost­gän­ger des Volks­staats ent­we­der mund­tot ma­chen oder bes­ser noch, nach dem Bilde der post­bür­ger­li­chen Exis­tenz um­mo­deln möch­te.

Die Pre­ka­ri­er sol­len sich, ob­schon sie da­durch nichts zu ge­win­nen haben, we­nigs­tens den Zu­mu­tun­gen jener post­bür­ger­li­chen Exis­tenz un­ter­wer­fen, also auf an­ge­stamm­te Rech­te ver­zich­ten, wie es die Nach­fah­ren des ehe­ma­li­gen Bür­ger­tums vor­ma­chen. Die näm­lich sind nicht nur fak­tisch, son­dern auch dem ei­ge­nen Selbst­ver­ständ­nis nach längst keine Bür­ger mehr. Als Ex­po­nen­ten der Zi­vil­ge­sell­schaft, die die Li­qui­da­ti­on des Ant­ago­nis­mus von bour­geois und ci­toy­en be­reits im Titel trägt, gehen sie viel­mehr voran bei der Re­pri­va­ti­sie­rung so­ge­nann­ter Le­bens­ri­si­ken, bei der an­ti­zi­pie­ren­den Selbst­ver­ant­wor­tung, nur ja schlank und ge­sund zu blei­ben, bei der Über­i­den­ti­fi­ka­ti­on mit noch der al­ler­über­flüs­sigs­ten Tä­tig­keit, beim En­ga­ge­ment weit über das Ge­for­der­te und Gra­ti­fi­zier­te hin­aus. Im Zeit­al­ter der ge­ne­ra­li­sier­ten Über­flüs­sig­keit ist das Leben auch in der Nähe der Fleisch­töp­fe für viele ziem­lich un­ge­müt­lich ge­wor­den, das, was der Ar­bei­ter­klas­se in toto ge­schah, zu nichts mehr ge­braucht zu wer­den, ist na­he­zu jedem min­des­tens ins­ge­heim prä­sent, der sich im Ver­wal­tungs-, Wis­sens- und Kul­turdschun­gel noch be­haup­tet oder fest­krallt. Den in den Ap­pa­ra­ten und ihrem immer wei­ter de­re­gu­lier­ten Um­feld, dem gan­zen Ar­chi­pel öf­fent­lich ge­för­der­ter Pro­jek­te, Kul­tur­ver­ei­ne und Start-ups, er­ring­ba­ren Jobs und Po­si­tio­nen ist die be­lie­bi­ge Aus­tausch­bar­keit derer, die sie be­set­zen, mehr als deut­lich ein­ge­schrie­ben; das umso mehr, als sach­li­che Qua­li­fi­ka­tio­nen nicht nur eine ge­rin­ge Halt­bar­keit be­sit­zen, son­dern von will­kür­li­chen Kom­pe­ten­zen ver­drängt wer­den. Die zu­neh­men­de Ent­wer­tung von Bil­dungs­ti­teln mit­samt den frü­her idea­ler­wei­se durch sie ra­ti­fi­zier­ten Er­fah­run­gen und Fä­hig­kei­ten, und die Ver­ach­tung, die das Post­bür­ger­tum allen als läs­tig wahr­ge­nom­me­nen Re­lik­ten des Groß­bür­ger­li­chen, Pro­fes­so­ra­len, Ho­no­ri­gen im Ges­tus der Zeit­ge­nos­sen ent­ge­gen­bringt, sind davon ein Sym­ptom. Mit den Rest­be­stän­den des ehe­ma­li­gen Pro­le­ta­ri­ats wer­den auch die des Bil­dungs­bür­ger­tums ent­sorgt.

Der fünfte Stand

Nur mehr durch die to­ta­le, bis tief ins Phy­si­sche, ja in Ha­bi­tus und Ges­tus der Ein­zel­nen rei­chen­de An­pas­sung an die Flui­di­tät des Ka­pi­tals ge­lingt dem pa­ni­schen, post­bür­ger­li­chen Sub­jekt mehr schlecht als recht eine immer brü­chi­ge­re, aber ge­ra­de des­we­gen umso ag­gres­si­ve­re Selbst­ver­si­che­rung eig­ner Pro­duk­ti­vi­tät und Nütz­lich­keit. Eine Selbst­ver­si­che­rung, die den fau­len, zahn­lo­sen, ver­blö­de­ten und pas­si­ven Pre­ka­ri­er eben­so wie den Schma­rot­zer, der sich, statt mit an­zu­pa­cken, auf sei­nen il­le­gi­ti­men Pri­vi­le­gi­en aus­ruht, als Ne­ga­tiv­fo­lie braucht, um sich der ei­ge­nen Exis­tenz­be­rech­ti­gung zu ver­si­chern. Hier ent­steht jene Schicht, die den „Auf­stand der An­stän­di­gen“ trägt, ja in ge­wis­ser Weise bil­det die­ses Mi­lieu der ge­ra­de noch eben so Mit­kom­men­den in sei­ner Selbst­wahr­neh­mung einen neuen, wenn man bei der klas­si­schen Zähl­wei­se blei­ben will, „fünf­ten Stand“, der sich phan­tas­ma­go­risch kon­sti­tu­iert als neue Na­ti­on ohne Gren­zen. Deren An­ge­hö­ri­ge fol­gen jedem Wink der vo­la­til ge­wor­de­nen ka­pi­ta­len Ad­mi­nis­tra­ti­on wahl­wei­se als hy­per­en­ga­gier­ter Funk­tio­när oder als kul­tu­rel­ler Fei­gen­blatt­trä­ger von Stand­ort zu Stand­ort.

Diese Phan­tas­ma­go­rie ist dabei mehr als blo­ßer Wahn, sie be­stimmt die Rhe­to­rik des juste mi­lieu, das die an­ge­stamm­ten An­spruch­s­ti­tel qua Na­tio­nen­zu­ge­hö­rig­keit zu­guns­ten mul­ti­na­tio­na­ler Brauch­bar­keit kün­di­gen möch­te. Die­ses in­ter­na­tio­na­lis­ti­sche Mi­lieu, das die Frei­heits­ver­spre­chen des In­ter­na­tio­na­lis­mus end­gül­tig zu kas­sie­ren sich an­schickt, ver­tritt einen So­zi­al­dar­wi­nis­mus, der gänz­lich ohne Bio­lo­gie aus­kommt, des­sen na­tür­li­che Aus­le­se schlicht im Aus­hal­ten oder Nicht­aus­hal­ten der to­ta­len Mo­bi­li­sie­rung, der to­ta­len Ver­füg­bar­keit, der to­ta­len Ver­in­ner­li­chung des Leis­tungs­t­er­rors be­steht. Die ein­zi­ge Gren­ze, die die­ses Mi­lieu ak­zep­tiert, ist die Front­li­nie zwi­schen den Ab­ge­häng­ten und den ge­sell­schaft­lich Wert­vol­len, die täg­lich En­ga­ge­ment zei­gen, ohne sel­ber an­de­re An­sprü­che an den Staat zu for­mu­lie­ren als Pro­jek­tan­trä­ge oder Ein­ga­ben um EU-Sub­ven­tio­nen. Der ur­bür­ger­li­che Im­puls des „Wer nicht ar­bei­tet, soll auch nicht essen“ wird in nach­bür­ger­li­chen Zei­ten zur per­ma­nen­ten Dro­hung, dass, wer sich nicht en­ga­giert, auch noch die Grund­ver­si­che­rung ver­wir­ken könn­te.

Sel­ten ist das un­ver­hüll­ter dar­ge­legt wor­den als vom Pro­fes­so­re­n­ehe­paar Her­fried und Ma­ri­na Münk­ler, das mit sei­nem Best­sel­ler Die neuen Deut­schen ge­ra­de die Buch­hand­lun­gen be­glückt. Es fei­ert die Über­for­de­rung be­zie­hungs­wei­se den Aus­fall ad­mi­nis­tra­ti­ver In­fra­struk­tur im Zuge der so­ge­nann­ten Flücht­lings­kri­se als eine Art Ent­stop­fung des „Jung­brun­nen(s) der Ge­sell­schaft“ (5) und er­klärt die Mi­gra­ti­on zur bio­po­li­ti­schen Not­wen­dig­keit, für die der ri­si­ko­freu­di­ge „neue Deut­sche“ gerne das Nö­ti­ge leis­ten werde: näm­lich den Ver­zicht auf alle „Be­schäf­ti­gungs­hemm­nis­se“, also auf staat­li­che Re­gu­la­tio­nen wie den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn, um dafür die Freu­den einer be­rei­cher­ten Kul­tur und einer mo­bi­le­ren Le­bens­wei­se zu ge­nie­ßen. Schö­ner leben durch die Krise also, wobei der Mi­grant als deren Fer­ment dient, als „Bote des pro­duk­ti­ven Un­glücks“ – so geht Ver­tei­lungs­kampf von oben, so sieht sich der fünf­te Stand als Na­ti­on von mor­gen, in der die un­nüt­zen Esser end­lich rich­tig auf Trab ge­bracht wer­den, ohne dass die „alten Deut­schen“ sich da­ge­gen noch auf ihre Staats­an­ge­hö­rig­keit be­ru­fen könn­ten. Ge­ra­de die tüch­ti­ge Auf­ar­bei­tung der Ver­gan­gen­heit er­mög­licht es den neuen Deut­schen, jed­we­den nicht al­lein durch Fut­ter­neid, son­dern auch durch ra­tio­na­le Ein­sicht in die ei­ge­ne De­klas­sie­rung be­grün­de­ten Pro­test gegen die so­zi­al­po­li­ti­schen Fol­gen der Mi­gra­ti­ons­po­li­tik als Aus­druck von ewig­gest­ri­gem Na­tio­na­lis­mus zu des­avou­ie­ren.

IV.

Der spä­tes­tens seit der Agen­da 2010 of­fi­zi­el­le An­ti­fa­schis­mus der An­stän­di­gen folgt über­deut­lich den Le­bens­im­pe­ra­ti­ven jenes fünf­ten Stan­des. Das al­lent­hal­ben pro­pa­gier­te zi­vil­ge­sell­schaft­li­che En­ga­ge­ment ist le­dig­lich die po­li­tisch-mo­ra­li­sche Über­hö­hung des je in­di­vi­du­el­len En­ga­ge­ments, das gerne und frei­wil­lig De­re­gu­la­ti­on und Sub­si­dia­ri­tät auf sich nimmt, um we­nigs­tens of­fi­zi­ell und dem Schein ge­sell­schaft­li­cher Re­pu­ta­ti­on nach nicht zur Klas­se der Ab­ge­häng­ten ge­zählt zu wer­den. Und das umso mehr, als sich die Grund­la­gen des Da­seins von Pro­jek­trit­tern und Hartz-IV-Emp­fän­gern immer stär­ker äh­neln: Die Pro­jek­tan­trä­ge, Ar­beits­be­rich­te und -plä­ne der fle­xi­bi­li­sier­ten Kul­tur- und Wis­sen­schafts­p­re­ka­ri­er sind re­gel­mä­ßi­ge Re­chen­schafts­be­rich­te zwecks Le­gi­ti­ma­ti­on der ei­ge­nen öko­no­mi­schen Exis­tenz, an deren Sinn nicht ein­mal mehr ihre Ver­fas­ser glau­ben. Wie die Hartz-IV-Emp­fän­ger sind sie Al­mo­sen­emp­fän­ger des eu­ro­päi­schen Be­he­moth, der le­dig­lich die Be­fug­nis­se, nicht aber die Ver­pflich­tun­gen des klas­si­schen au­to­ri­tä­ren Staa­tes über­nom­men hat: Die einen, die Sub­ven­tio­nen gegen En­ga­ge­ment emp­fan­gen, wir­ken le­dig­lich des­we­gen re­spek­ta­bel, weil sie sich die Dis­kre­di­tie­rung der an­de­ren, die Sub­ven­tio­nen für ihr schlich­tes Da­sein be­kom­men, zur Auf­ga­be ge­macht haben.

In die­sem Ver­tei­lungs­kampf von oben wer­den über­kom­me­ne an­ti­deut­sche Po­li­ti­k­ri­tua­le am­bi­va­lent. So sehr es die Be­woh­ner die­ses oder jenes „Drecks­nests“ ver­dient haben mögen, einen un­lieb­sa­men Be­such von der An­ti­fa der Nach­bar­stadt zu be­kom­men, so sehr be­fin­den sich sol­che Ak­tio­nen, ob sie es wol­len oder nicht, immer auch im Ein­klang mit jenen An­stän­di­gen, die sich in ihren an­geb­lich sa­ti­ri­schen Print- und Fern­seh­for­ma­ten vor hä­mi­schem Ge­läch­ter gar nicht ein­krie­gen kön­nen, wenn es gegen die stam­meln­den säch­si­schen So­zi­al­hil­fe­emp­fän­ger geht. Un­be­dingt zu re­flek­tie­ren wäre bei der­lei Ak­tio­nen, dass die ur­sprüng­lich an der Kri­tik des spä­ten Volks­staats der Kohl-Ära ge­won­ne­nen Feind­be­stim­mun­gen nicht in blan­ken Zy­nis­mus gegen alle auf seine Re­lik­te und Rest­be­stän­de bit­ter An­ge­wie­se­nen um­schla­gen, dass man sich also nicht als neuer Deut­scher im Münk­ler­schen Sinn auf­führt, sich nicht zum Vor­ab­kom­man­do des bio­po­li­ti­schen Ver­jün­gungs­wahns und der so­zia­len Ge­walt­ku­ren macht, wie sie die sich an­ti­na­tio­nal und an­ti­ras­sis­tisch ge­rie­ren­den Uto­pis­ten des fünf­ten Stan­des for­dern. In den Mi­gran­ten, die sich bis nach Eu­ro­pa durch­ge­schla­gen haben, be­wun­dern jene Uto­pis­ten gar nicht ein­mal klamm­heim­lich die Fä­hig­keit zur rohen Ge­walt, die den Kern der als Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit und Fle­xi­bi­li­tät hoch­ge­hal­te­nen So­zi­al­kom­pe­ten­zen aus­macht. Mutig im Sinne an­ti­deut­scher In­ter­ven­tio­nen wäre daher der Be­such sol­cher Drecks­or­te, die sich, an­ders als die Schnell­ro­das oder Hei­den­aus, of­fi­zi­el­ler und of­fi­ziö­ser Pro­tek­ti­on si­cher sein kön­nen, weil in ihnen die von den neuen Deut­schen ho­fier­te Ge­walt zu sich sel­ber kommt – Orte wie die Neu­köll­ner Al-Nur-Mo­schee bei­spiels­wei­se.

Der progressive Gehalt der Nation

Das Mit­schwim­men der An­ti­fa im Main­stream der Ent­gren­zung birgt aber noch mehr häss­li­che Kon­se­quen­zen als die eben ge­zeich­ne­te: näm­lich die an­ti­na­tio­nal da­her­kom­men­de De­le­gi­ti­ma­ti­on des Zio­nis­mus und damit Is­ra­els. Denn Is­ra­el ist längst nicht mehr al­lein der „Jude unter den Staa­ten“, wie Leon Po­lia­kov gern und häu­fig zi­tiert wird, es er­scheint mehr und mehr als der letz­te Nazi unter den Staa­ten – eth­no­kra­tisch und ana­chro­nis­tisch, wie es Tony Judt dem Land 2003 vor­warf und damit stil­bil­dend wirk­te (6) ­–, weil das Land nicht mit­ma­chen kann und will bei der kern­eu­ro­päi­schen Auf­kün­di­gung der Na­ti­on. Es muss die Gren­zen sei­nes Ter­ri­to­ri­ums klar zie­hen, es muss zwi­schen drin­nen und drau­ßen eben­so klar un­ter­schei­den, es kann – bei Stra­fe eines neuen Ho­lo­caust – die Bil­dung einer post­na­tio­na­len Ag­glo­me­ra­ti­on auf sei­nem Ge­biet nicht zu­las­sen, wie es ihm von er­klär­ten Fein­den und ver­meint­li­chen Freun­den von Agam­ben bis Brum­lik emp­foh­len wird. Der Staat der Juden muss ein jü­di­scher Staat blei­ben, also eine Na­ti­on im klas­si­schen Sinne – oder die Juden wären glo­bal auf den Sta­tus des ewig bes­ten­falls ge­dul­de­ten Schutz­be­foh­le­nen zu­rück­ge­sto­ßen.

In zu­nächst merk­wür­dig an­mu­ten­der Ver­keh­rung ist in den Augen der An­ti­se­mi­ten heute das Ver­bre­chen der Juden nicht mehr, zur Staats- und Na­ti­ons­bil­dung nicht fähig zu sein, wie es Hit­ler und Ro­sen­berg noch un­ter­stell­ten, son­dern so ent­schlos­sen genau an dem fest­zu­hal­ten, was die Apo­lo­ge­ten der Tren­nung von Pro­duk­ti­on und Ter­ri­to­ri­um unter allen Um­stän­den los­ha­ben wol­len: an der Na­ti­on in „ihrer zu­zei­ten au­ßer­or­dent­lich pro­gres­si­ven Funk­ti­on“, (7) als Agens his­to­ri­schen Fort­schritts aus dem Fli­cken­tep­pich per­sön­li­cher Ab­hän­gig­kei­ten, un­mit­tel­ba­rer Ge­walt­ver­hält­nis­se und ge­nea­lo­gi­scher Bluts­ban­de, die am Ende der bür­ger­li­chen Ära in mo­der­ni­sier­ter Ge­stalt zu­rück­keh­ren und ge­sell­schaft­li­che Klas­sen eben­so wie das for­ma­le Recht kas­sie­ren. Be­son­ders bit­ter schmerzt diese Apo­lo­ge­ten, dass die bei­den Zu­stän­de, die späte Na­ti­on ei­ner­seits und die zeit­ge­nös­si­sche Ra­cke­ti­sie­rung an­de­rer­seits, so sinn­bild­lich an der is­rae­li­schen Gren­ze auf­ein­an­der­pral­len und damit an den ver­ge­hen­den, ja ei­gent­lich ver­gan­ge­nen uto­pi­schen Ge­halt der bür­ger­li­chen Na­ti­on eben­so er­in­nern, wie sie die dys­to­pi­sche Zu­kunft des glo­ba­len Ban­den­kriegs düs­ter und leb­haft vor Augen hal­ten. Solch his­to­risch pro­gres­si­ver Ge­halt der Na­ti­on, Schutz der Bür­ger vor un­mit­tel­ba­rer Ge­walt und Rechts­staat­lich­keit, wie sie Is­ra­el unter töd­li­cher Be­dro­hung von außen und innen auf­recht­er­hält, ist wohl das, was dem spä­ten Hork­hei­mer vor Augen stand, als er in Stich­wor­te zu einer Theo­rie des Na­tio­na­lis­mus dar­auf hin­wies, dass eine Kri­tik des Na­tio­na­lis­mus nur von „der Theo­rie einer guten Ge­sell­schaft aus“ zu leis­ten sei, wobei es auf „die Über­füh­rung ein­zel­ner be­rech­tig­ter Ele­men­te des Na­tio­na­lis­mus […] in den Be­griff der rich­ti­gen Ge­sell­schaft“ an­kom­me. (8) Die Ge­sell­schaft aber, die denen vor Augen schwebt, die heute den Na­tio­na­lis­mus ge­bets­müh­len­haft kri­ti­sie­ren, ist alles an­de­re als eine „gute“ – und auf jeden Fall eine schlech­te­re, als es die heu­ti­ge in Is­ra­el ist, genau weil das Land daran fest­hält, Staat und Na­ti­on zu sein.

V.

Kri­tik soll­te, nach Marx’ Wor­ten, „Ver­hält­nis­se da­durch zum Tan­zen zwin­gen, dass man ihnen ihre eigne Me­lo­die vor­singt“. (9) Was die Kri­tik am Na­tio­na­lis­mus an­geht, so selbst­ver­ständ­lich sie im Kern war, ver­hält es sich mitt­ler­wei­le eher so, dass es die Ver­hält­nis­se sel­ber sind, die dem vor­geb­li­chen Kri­ti­ker be­reits die Me­lo­die vor­sin­gen. Unter den Be­din­gun­gen der glo­bal dif­fun­dier­ten Fa­brik und des damit ver­bun­de­nen Rück­falls von Ge­sell­schaft in Netz­wer­ke und Ban­den dient wohl­fei­le Kri­tik an der Na­ti­on kei­nem welt­bür­ger­li­chen Fort­schritt mehr. Denn der wäre ja nur auf Basis jenes Fort­schritts, den die Na­ti­on einst brach­te, über­haupt als sol­cher denk­bar: Die Abs­trak­ti­fi­zie­rung des Rechts und die Ein­he­gung der Ge­walt sind das Un­ter­pfand der Mög­lich­keit eines Ver­eins frei­er Men­schen, nicht aber das kom­mu­ni­tä­re Ra­cket – genau die­sem ar­bei­tet der An­ti­na­tio­na­lis­mus, der kei­ner­lei Idee von einer „guten Ge­sell­schaft“ mehr be­sitzt, in der ge­gen­wär­ti­gen his­to­ri­schen Kon­stel­la­ti­on zu. Der kur­ren­te An­ti­na­tio­na­lis­mus ist auf ein Ver­dikt her­un­ter­ge­kom­men, mit dem der Un­ter­klas­se jeder An­spruch auf Ver­bes­se­rung ihrer Le­bens­um­stän­de rund­weg be­strit­ten wird; er hat nichts mehr mit der klas­sen­lo­sen Welt­ge­sell­schaft zu tun, viel aber mit schran­ken­lo­ser und ent­grenz­ter Herr­schaft auf der Höhe der Zeit, und ist in sei­ner Bös­ar­tig­keit dem Na­tio­na­lis­mus eben­bür­tig.

Rajko Eich­kamp (Ba­ha­mas 74/2016)

Anmerkungen:

  1. Quel­le: www.onetz.de/bayern-r/politik-by/sudetendeutsche-warnen-vor-nationalismus-mehr-europa-d1668654.html, Zu­griff am 7.9.2016
  2. Vgl. Joa­chim Bruhn: Was deutsch ist. Zur kri­ti­schen Theo­rie der Na­ti­on, Frei­burg 1994, S.36ff.
  3. So merk­te er in sei­ner Kri­tik des so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Pro­gramm­ent­wurfs 1891 an: „Hier möch­te ich zu be­den­ken geben: Diese Punk­te for­dern Ver­staat­li­chung 1. der Ad­vo­ka­tur, 2. der Ärzte, 3. der Apo­the­ker, Zahn­ärz­te, Heb­am­men, Kran­ken­pfle­ger etc. etc., und fer­ner wird spä­ter die to­ta­le Ver­staat­li­chung der Ar­bei­ter­ver­si­che­rung ge­for­dert. Ob das alles dem Herrn von Ca­pri­vi an­ver­traut wer­den darf? Und ob das im Ein­klang steht mit der vor­an­ge­gan­ge­nen Los­sa­gung von allem Staats­so­zia­lis­mus?“ Marx-En­gels-Wer­ke (MEW) Bd. 22, 237, Ber­lin 1956 ff..
  4. MEW 4, 437 bzw. Max Hork­hei­mer: Der au­to­ri­tä­re Staat, in: Ders. u.a.: Wirt­schaft, Recht und Staat im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, Frank­furt 1984, 55.
  5. Her­fried Münk­ler / Ma­ri­na Münk­ler: Die neuen Deut­schen. Ein Land vor sei­ner Zu­kunft, Rein­bek 2016, 10 und pas­sim
  6. Vgl.: Tony Judt: Is­ra­el: The Al­ter­na­ti­ve, in: New York Re­view of Books, 23.10.2003.
  7. Theo­dor W. Ador­no: Zur Lehre von der Ge­schich­te und der Frei­heit (Vor­le­sun­gen 1964/65), 156.
  8. Max Hork­hei­mer: Ge­sam­mel­te Schrif­ten, Bd. 14: Nach­ge­las­se­ne Schrif­ten 1949–1972, 429.
  9. Karl Marx: Zur Kri­tik der He­gel­schen Rechts­phi­lo­so­phie, MEW 1, 381