THEO VAN GOGH FINALES :  FAST DIE GESAMTE DEUTSCHE AUTOPRODUKTION GEHT AN CHINA!

Elektroautos : Desaster mit Ansage – für VW und Co.

Von Holger Schmidt FAZ – 22.08.2024, 15:56Lesezeit: 3 Min.

 

Solange die Chinesen Autos mit Verbrennungsmotoren gekauft haben, liefen die Geschäfte für VW, Mercedes oder BMW glänzend. Jetzt ist der Markt in Richtung elektrischer Antriebe gekippt. Mit fatalen Folgen.

Manchmal geht Disruption ganz schnell. In China ist der Anteil der „New Energy Vehicles“, also reiner Elektroautos und Plug-in-Hybride, in nur vier Jahren von sechs auf 50 Prozent hochgeschossen. Nicht nur weil E-Autos günstiger sind, mit billigerem Strom fahren und schneller zu bekommen sind. Sondern auch weil die Fahrzeuge von BYD & Co. vergleichbar gut, deutlich digitaler und inzwischen einfach als „cooler“ als VW oder BMW wahrgenommen werden. Entsprechend findet sich unter den Top-10 der meistverkauften E-Autos in China nur noch Tesla als einziger ausländischer Hersteller. Kaum besser sieht es für die etablierten Player im Segment der Plug-in-Hybride aus: Alle zehn Toppositionen werden von Autos aus China besetzt, darunter neun BYD-Modelle.

Mit der Beschleunigung der Transformation zu digitalen Elektroautos sind die Marktanteile der klassischen Anbieter wie GM, VW, Mercedes, BMW, Toyota oder Stellantis von zusammen 57 Prozent im Jahr 2020 auf heute 38 Prozent eingebrochen, weil sie nur noch im schrumpfenden Verbrennersegment relevant sind. Da der chinesische Markt aktuell kaum noch wächst, kommt es zu einem Verdrängungswettbewerb, den die heimischen Anbieter immer stärker dominieren.

Für die Strategen in Wolfsburg, Detroit oder Tokio ist China nach vielen Jahre als Garant sprudelnder Gewinne innerhalb kürzester Zeit zum schmerzhaften Symbol für die „vercoachte“ Transformation in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung geworden. Die Hoffnung, mit den Verbrennerverkäufen die Transformation überbrücken zu können, hat sich zumindest in China in Luft aufgelöst, da sich der Markt schneller wandelt als erwartet.

In Deutschland fahren die Hersteller diese Strategie aber unbeirrt weiter, obwohl die Bilanz bei den Elektroautos kaum besser aussieht. Im Juli sind die Verkäufe der VW-Elektroautos um 47 Prozent (ID.3) und 68 Prozent (ID4./ID.5) gegenüber dem Vorjahr eingebrochen, während Mercedes-Modelle in der Rangliste der Top-15-Elektroautos gar nicht erst auftauchen. Um sich mehr Zeit zu verschaffen, stecken die Hersteller nun wieder mehr Mühe ins Lobbying, um das „Verbrenner-Aus“ nach hinten zu schieben. Zudem versucht die Politik, die Konkurrenz aus China mit Zöllen fernzuhalten.

Der Plan könnte zumindest kurzfristig Luft verschaffen: Der Anteil der Elektrofahrzeuge an den Neuzulassungen ging in Deutschland zuletzt wieder zurück, und auch die Importe aus China gaben nach. Laut einer Untersuchung von Dataforce ging die Zahl der neuen Elektrofahrzeuge, die chinesische Autohersteller wie BYD und SAICs Marke MG im vergangenen Monat in der EU registrierten, im Vergleich zu Juni um 45 Prozent zurück. Die Zölle, die importierte Autos um bis zu 48 Prozent teurer machen, zeigten zumindest im Juli Wirkung.

Doch die Strategien in Wolfsburg, Stuttgart oder München, möglichst lange zweigleisig zu fahren, könnten sich als kurzsichtig erweisen, wenn sich immer mehr Automärkte transformieren. Neben China könnten die USA bald eine wichtige Rolle spielen. Während die demokratische Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris ohnehin den Wandel zur Elektromobilität befürwortet, schlägt jetzt auch ihr Konkurrent Donald Trump unerwartet versöhnliche Töne an. „Sie machen ein großartiges Produkt”, sagte Trump im Gespräch mit Tesla-Chef Elon Musk. „Das bedeutet nicht, dass jeder ein Elektroauto haben sollte, aber das sind Kleinigkeiten … Ihr Produkt ist unglaublich.“ Vor seinem Gespräch mit Musk hatte der ehemalige Präsident noch behauptet, die Produktion von Elektrofahrzeugen und nachhaltigen Energiequellen seien schlecht für die Wirtschaft. Er wolle die nachhaltige Energiepolitik der Biden-Harris-Administration zugunsten der heimischen Ölförderung direkt „am ersten Tag“ aufheben.

Unterdessen holt sich zumindest der Volkswagen-Konzern „Nachhilfe“ bei der digitalen Konkurrenz. VW hat viel Geld in den US-Anbieter Rivian und den chinesischen Hersteller XPeng investiert, um von deren Digitalkompetenz zu profitieren. Audi wird nach Medienberichten seine Fahrzeuge in China mit einem intelligenten Fahrsystem von Huawei ausstatten, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.