MESOP MIDEAST WATCH : Geschichte von Israel und Palästina (1833-heute)

Teil 1 QUELLE CAFE TEL AVIV

  1. Juli 2018 Schlesinger jr. Allgemein

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Geschichte von Israel und Palästina / Geschichte des Nahostkonflikts

 

1833

Palästina ist ein “gutes Kolonialprojekt”

Der französische Orientalist Alphonse de Lamartine besucht Palästina. Lamartine erstellt für die französische Regierung ein politisches Resümee: Palästina sei kein richtiges Land. Es sei deshalb ein sehr gutes imperiales oder koloniales Projekt.

Lamartine war damit der geistige Vorgänger des Zionisten Leon Zangwill, von dem der Satz stammen soll:

Palästina ist ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land

(womit die weltweit verstreuten Juden der “Diaspora” gemeint waren).

1838

England eröffnet Konsulat in Jerusalem

Großbritannien beobachtet mit Sorge, wie die Großmächte Rußland und Frankreich versuchen ihre Positionen im Vorderen Orient zu stärken. Rußland sieht sich dort als Schutzmacht der orthodoxen Christen, während sich Frankreich als Interessenvertreter der katholischen Christen versteht. Das protestantische England muss sich sein “Klientel” erst schaffen. Dafür wurden vor allem die Juden ausgewählt.

1840

England wirbt für Rückkehr der Juden nach nach Palästina

Nachdem England einen Vorwand braucht, sich im Vorderen Orient als Schutzmacht zu positionieren werden die Juden als Schutzbefohlene angesehen. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wird in der Politik und in den Medien Englands dafür geworben, dass Juden nach Palästina zurück kehren sollten. Der einflußreiche Lord Shaftesbury setzt 1940 eine Anzeige in die TIMES und bewirbt die jüdische Ansiedlung.

1862

Moses Hess verfasst “Rom und Jerusalem – Die letzte Nationalitätenfrage”

Der deutsch-jüdische Philosoph und Journalist Moses Hess – zeitweise ein Kollege von Karl Marx bei der Rheinischen Post in Köln – ist von der italienischen Freiheitsbewegung unter Garibaldi beeindruckt. Unter diesem Eindruck gibt Hess das Buch “Rom und Jerusalem” heraus. Darin spricht er sich für eine jüdische Rückkehr nach Palästina aus. Er wirbt für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, die sich vor allem der Landwirtschaft widmen soll. Unter Zionisten gewinnt der von Hess geprägte Begriff “Rücknahme des Bodens” im Lauf der Zeit große Popularität.

1866

Dunant wirbt für Kolonisierung Palästinas

Henry Dunant, der französische Begründer des Internationalen Roten Kreuzes, ruft zur Schaffung einer Gesellschaft zur Erneuerung des Orients auf. Das Ziel ist die massenhafte Kolonisierung Palästinas – auch von Juden – unter dem Protektorat von Napoleon III. So wie die Engländer sahen auch die Franzosen die Juden als eine Art Erfüllungsgehilfen vor Ort an.

1881

  1. März 1881

Ermordung des russischen Zaren Alexander II.

In der Folge der Ermordung kommt es im ganzen russischen Reich bis 1884 immer wieder zu schweren Ausschreitungen gegenüber Juden. Sie werden beschuldigt hinter dem Attentat zu stehen. Ein wahrscheinlich schwerwiegenderes Motiv für die Pogrome besteht im Vorwurf, die Juden würden die russischen Arbeiter und Bauern ausbeuten. So lautet ein Flugblatt der südrussischen Arbeiter-Gewerkschaft beim schweren Pogrom in Kiew. Gemeint war der tatsächlich vorhandene als Zinswucherer und Landpächter

1882

Leo Pinsker gibt das Werk “Autoemanzipation” heraus

Der polnisch-russische Jude Leo Pinsker verfasst unter dem Eindruck der schweren anti-semitischen Pogrome dieser Zeit eines der Frühwerke des beginnenden Zionismus. In dem anonym auf deutsch herausgegebenen Buches wendet sich Pinsker von seinem früheren Vertrauen in die Möglichkeiten der Assimilation ab und spricht sich für einen eigenen jüdischen Staat aus.

Mai 1882

Rußland erlässt anti-jüdische “Mai-Gesetze”

Konstantin Pobedonostsev, der Vorsitz der “Heiligen Synode” der russisch-orthodoxen Kirche, beschreibt die Ziele dieser Gesetze so:

Ein Drittel der Juden wird zum Christentum konvertieren,

ein Drittel wird verhungern,

und ein Drittel wird aus dem Land fliehen.

1882 – 1903

Erste Alijah

Die erste jüdische / zionistische Welle von Einwanderern gelangt nach Palästina (20.000 bis 30.000 Personen). Der Begriff Alijah kommt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie “Aufstieg”. Damit ist sowohl der geografische Anstieg nach dem höher gelegenen Jerusalem gemeint, als auch eine vermeintliche spirituelle Erhebung, die mit der Einwanderung verbunden sein soll. In Bezug auf die spirituelle Erhebung waren es nicht selten Massen von Mosquitos der malaria-verseuchten Gegenden, die diese Erwartungen völlig unromantisch zerstörten.

1886

  1. Oktober 1886

Geburt von David Ben Gurion

Im polnischen Plonsk wird David Gruen geboren. Als David Ben Gurion wird er zum Staatsgründer Israels (1948).

1891

Reisebericht von Achad Haam

Achad Haam, mit bürgerlichem Namen Asher Ginzberg und einer der populärsten zionistischen Denker seiner Zeit, schreibt nach einer Palästina-Reise:

Die jüdischen Siedler behandeln die Araber mit Feindseligkeit und Grausamkeit, betreten widerrechtlich ihr Land, schlagen sie schamlos ohne hinreichenden Grund und sind sogar stolz darauf.

Die Juden waren Sklaven im Land ihres Exils, und plötzlich befinden sie sich in grenzenloser wilder Freiheit […].

Diese plötzliche Veränderung hat in ihren Herzen eine Neigung zur Tyrannei erzeugt, wie es immer geschieht, wenn Sklaven zu Herrschern werden.

1894

Oktober 1894

Beginn der Dreyfus-Affäre

Alfred Dreyfus, Hauptmann im französischen Generalstab, wird unter der Anschuldigung des Hochverrats verhaftet. Er wird verurteilt zu lebenslanger Verbannung und dazu verbracht auf die Teufelsinsel vor der südamerikanischen Küste. Er wird 1906 wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Für viele war die “Dreyfus Affäre” ein weiterer Beleg für den scharfen Antisemitismus jener Zeit.

1896

Theodor Herzl gibt das Buch “Der Judenstaat” heraus

Der österreichische Journalist und Publizist Herzl ist erschüttert von der Dreyfus-Affäre in Frankreich. “Der Judenstaat” wird zur Gründungs-Schrift des politischen Zionismus, und erzielt große Resonanz unter europäischen Juden.

Über den Antisemitismus seiner Zeit schreibt Herzl:

In Russland werden Judendörfer gebrandschatzt, in Rumänien erschlägt man ein paar Menschen, in Deutschland prügelt man sie gelegentlich durch, in Österreich terrorisieren die Antisemiten das ganze öffentliche Leben, in Algerien treten Wanderhetzprediger auf, in Paris knöpft sich die sogenannte bessere Gesellschaft zu, die Cercles schließen sich gegen die Juden ab.

 

Herzl wird zur zentralen Figur des politischen Zionismus.”

Quelle: Cafe Tel Aviv