THEO VAN GOGH “LÜGE!” : ENTSCHULDIGUNG !- Gil Ofarim legt Geständnis ab – Verfahren wird gegen Geldzahlung eingestellt

 

DIE WELT 28-11-23

Gil Ofarim im Landgericht in Leipzig

„Die Vorwürfe treffen zu“: Der Sänger Gil Ofarim hat im Verleumdungsprozess gegen sich überraschend ein Geständnis abgelegt. Ofarim hatte in einem Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Er entschuldigte sich und muss nun einen Geldbetrag sowie Schmerzensgeld zahlen.

Das Verfahren gegen den Sänger Gil Ofarim vor dem Leipziger Landgericht ist am Dienstag gegen die Auflage einer Zahlung von 10.000 Euro eingestellt worden. Vorangegangen war am Vormittag ein Geständnis Ofarims. „Die Vorwürfe treffen zu“, hatte Ofarim sichtlich bewegt gesagt. Der jüdische Sänger bat den Mitarbeiter Markus W. des Leipziger Hotels „Westin“ um Entschuldigung. „Es tut mir leid, ich habe das Video gelöscht“, sagte er.

Das Verfahren wurde daraufhin gegen die Auflage zur Zahlung von 10.000 Euro eingestellt, die Ofarim zur Hälfte an die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig sowie den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz spenden muss. Hinzu kommt ein Schmerzensgeld in unbekannter Höhe, auf das sich der Geschädigte W. und Ofarim einigten.

PROZESS GEGEN MUSIKER

An einer Stelle sitzt Ofarim minutenlang wie ein geschlagener Hund auf dem Bürgersteig

„Die Kammer ist davon überzeugt, dass das heutige Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht“, sagte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler. In dem Prozess sei es vor allem um die zuverlässige Feststellung des Sachverhalts gegangen. Nach der Aussage einer neutralen Zeugin, mithilfe der Videoaufnahmen, des Gutachtens und nun auch des Geständnisses des Angeklagten seien „alle Zweifel und Spekulationen in dieser Sache endgültig beseitigt“, teilte das Gericht mit.

Dem Künstler waren unter anderem Verleumdung und falsche Verdächtigung sowie Betrug und falsche Versicherung an Eides statt vorgeworfen worden. Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen das Leipziger Hotel erhoben. Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotel-Mitarbeiter wurde eingestellt.

Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim am Dienstag vor Gericht. Der Hotelmanager nahm die Entschuldigung an.

Durch die Entschuldigung des Angeklagten sei der Hotelmanager wirkungsvoller rehabilitiert worden, als es durch ein Urteil möglich gewesen wäre, teilte das Gericht mit. Die Strafkammer habe zudem in ihrer Entscheidung berücksichtigt, dass auch der Angeklagte durch den Vorgang erhebliche Nachteile erlitten habe. Die Einstellung des Verfahrens ermögliche Ofarim jetzt einen „befreiten Neustart“.

Ofarim hatte in dem Video geschildert, dass der Hotel-Mitarbeiter ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der Mitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.

Die Staatsanwaltschaft hatte umfangreich ermittelt. Es sei herausgekommen, dass sich der angebliche Antisemitismus-Vorfall in dem Hotel nicht so zugetragen habe, wie der Musiker es in dem Video geschildert hatte, hieß es. Das Gericht hatte bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt.