MESOP NEWS “IN ZEITEN DER FEMINISTISCHEN LBGT CULTUR“: DIE HAUPTMÄNNINEN VON KÖPENICK

  • WAS IN DER DDR ERLAUBT WAR IST JETZT VERBOTEN ! – ISLAMISTEN GEMEINSAM  MIT FEMINISTEN –

Rathaus von Berlin-Köpenick Bizarrer Kleinkrieg um Nacktfotos auf dem Amt – Von Ricarda Breyton | Stand: 02.03.2017

Aktbilder einer Fotoausstellung erregen regelmäßig die Gemüter im Rathaus Köpenick. 2016 haben sich angeblich Muslime beschwert. Jetzt argumentiert die Amtschefin mit dem Schutz von Mitarbeiterinnen.

Jedes Jahr im Frühling stellen Berliner Laienfotografen ihre Bilder für ein paar Wochen im Köpenicker Rathaus aus. Die Fotos sind von gemischter Qualität; eine bunte Sammlung aus Landschaftsbildern, Porträtaufnahmen und Gebäudefotografien. An sich eine harmlose Provinzveranstaltung im Südosten Berlins – würden einzelne Fotografen nicht auch immer wieder Aktbilder aufhängen und sich Mitarbeiterinnen darüber aufregen.

Der Streit ist der Grund, dass die diesjährige Ausstellung jetzt abgesagt wurde und das Köpenicker Rathaus in die Schlagzeilen gerät. Schon wittert die verantwortliche Gesellschaft für Fotografie Zensur.

Denn der Streit um die Nacktbilder hat in Köpenick längst Tradition. Schon 2010 hat das Rathaus Bilder verbannt, 2016 erneut. Die Fronten sind spätestens seit letztem Jahr verhärtet: Auf der einen Seite steht die Gesellschaft für Fotografie – eine durchsetzungsstarke Institution, die die DDR überdauert hat und die Wert darauf legt, dass sie seit mehr als 20 Jahren die Erlaubnis hat, ihre Fotos unzensiert im Rathaus auszustellen.

 Auf der einen Seite stehen einige nicht minder hartnäckige Mitarbeiterinnen der Verwaltung, die beschlossen haben, die Aktbilder vor ihren Bürotüren zu bekämpfen.

Häufiger Stein des Anstoßes: Die Bilder des Köpenicker Urgesteins Wolfgang Hiob, der lange selbst im Bezirk gearbeitet hat und nun vor allem Fotograf ist. Einige seiner Fotos zeigen nackte Frauen in Posen, die man als erotisch bezeichnen könnte – auf Heuballen, Tüchern, Sanddünen. 2010 kommt es zum Eklat, als er Akte in einer eigenen und zuvor genehmigten Ausstellung im Rathaus zeigt. Mitarbeiterinnen und Besucherinnen fühlten sich durch die Bilder gestört, heißt es vom Bezirk, die Bürgermeisterin lässt die Ausstellung verlegen, der Ärger ist groß.

Männliche Mitarbeiter sind für die Akt-Fotos

2016 eskaliert die Situation erneut, als im Rahmen der alljährlichen Frühjahrsausstellung der Gesellschaft für Fotografie abermals ein Aktbild von Wolfgang Hiob verbannt wird. „Fairy“ ist das Foto einer nackten Frau, die sich auf einem Tuch rekelt. Von den Ausstellungsmachern wird es ausgerechnet in einem viel besuchten Flur positioniert. Mitten in der Ausstellungszeit lässt die zuständige Kulturamtsleiterin das Bild und ein weiteres Aktfoto abhängen.

Besonders heikel: Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, schiebt die Kulturamtsleiterin eine Begründung nach. Die religiösen Gefühle von Menschen mit Migrationshintergrund sollten durch die Bilder nicht verletzt werden. Der Bezirksstadtrat rudert zurück, die Sache mit den Menschen mit Migrationshintergrund wird entschuldigt. Denn die hatten sich gar nicht beschwert.

Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, dem sich die paar Mitarbeiterinnen verschrieben haben, denn so leicht kommen sie gar nicht gegen die in ihren Augen obszönen Bilder an. Nach dem Vorfall 2010 hatte die Bezirksversammlung ausdrücklich beschlossen, auf jedwede Auswahl der gezeigten Bilder zu verzichten. Außerdem gibt es auch im Rathaus durchaus einige männliche Mitarbeiter, die explizit auf der Seite der Aktaussteller stehen.

„Wir haben Jugendschutzgesetze zu beachten“

In diesem Jahr nun ein neuer Eklat – und zwar bevor die Ausstellung überhaupt beginnt. Die nun zuständige Bezirksstadträtin Cornelia Flader war bestrebt, die Sache im Vorfeld zu klären, und lud Vertreter der Gesellschaft für Fotografie zu einem Vorgespräch ein. In kleinem Kreis wollte sie die Fotografen dazu bringen, keine Aktbilder mehr aufzuhängen, beziehungsweise auf Wunsch des Rathauses wieder abzuhängen.

Doch die Situation eskaliert. Flader schickt der Gesellschaft für Fotografie im Anschluss an das Gespräch einen Verfahrensvorschlag, den sie „Vereinbarung“ nennt und in der auch die Abnahme der Bilder gerechtfertigt wird. Doch die Fotografen empfinden die dort aufgestellten Anforderungen als Zensur. Von einer Vereinbarung wissen sie nichts und kündigen ihrerseits ihre Teilnahme an der Ausstellung beim Bürgermeister auf.

„Es geht nicht um Zensur“, sagt Flader. „Wir haben Jugendschutz- und Arbeitnehmerschutzgesetze zu beachten.“ Sie erklärt, dass die Arbeitnehmer einem besonderen Arbeitnehmerschutz unterliegen und dass die Arbeitsfähigkeit einiger Mitarbeiterinnen durch die Bilder gefährdet sei. Und sie erzählt, dass eine interne Umfrage ergeben habe, dass neun von zehn Mitarbeiterinnen sich an den Bildern stören würden. Allerdings nur in ihrer Kulturabteilung.

Die Bilder hängen jetzt an anderer Stelle

Den Vorsitzenden der Gesellschaft für Fotografie irritiert hingegen, dass keine der Frauen sich mit ihm über die Kunst unterhalten wollte. „Ich hatte letztes Jahr angeboten, mit den ,betroffenen’ Frauen sprechen zu wollen, mir die Argumente anzuhören“, sagt Hans-Jürgen Horn. Doch das sei brüsk abgelehnt worden. „Es ist schade, dass Frau Flader jetzt keine andere Möglichkeit findet als die Zensur.“

Beide Seiten beteuern, dass man gerne zu einem gütlichen Ausgleich gekommen wäre. Doch das hat in diesem Jahr nicht geklappt. Die Gesellschaft für Fotografie hat jetzt entschieden, die Bilder an anderer Stelle zu zeigen. Ob Aktbilder dabei sein werden, kann sie noch nicht sagen. www.mesop.de