WEST KURDISTAN SOLIDARITÄT

Im Juli hatte die syrische Armee weitgehend die Kontrolle über den kurdisch geprägten Nordosten des Landes abgegeben. Aktivisten der unbewaffneten Komitees haben daraufhin die administrativen Funktionen in der Region übernommen und für relative Stabilität gesorgt. Doch seit vier Tagen geht die Armee mit Luftangriffen gegen das Städtchen Ras al Ain an der türkischen Grenze vor. Das Komitee aus Qamischli hat ein Lagezentrum eingerichtet – und braucht dringend finanzielle Unterstützung, um humanitäre Hilfe organisieren zu können.
Helfen Sie mit, die Notfallaktionen zu finanzieren!

Lieber Guy Debord,

eigentlich galt der kurdisch geprägte Nordosten Syriens mehrere Monate hinweg als vergleichsweise ruhig, seit kurdische Parteien und Koordinationskomitees die zivile Kontrolle übernommen hatten. Doch vor einigen Tagen ist die Lage im Städtchen Ras al Ain eskaliert: Kämpfer der Freien Syrischen Armee haben begonnen, die letzten Kräfte des Regimes aus der Stadt zu vertreiben, woraufhin das Regime mit heftigem Beschuss und Angriffen reagierte. Seit gestern setzt das syrische Militär auch Hubschrauber und Kampfflugzeuge gegen das Städtchen direkt an der türkischen Grenze ein.

Allein am ersten Tag haben die Angriffe mindestens 20 Todesopfer gefordert und ein Drittel der Bevölkerung in die Flucht getrieben, wie uns das Komitee Qamischli berichtet, das mit anderen die Aktivitäten in Ras al Ain an der türkischen Grenze koordiniert. Als Sofortmaßnahme hat das Komitee ein Lagezentrum aufgebaut, das humanitäre Hilfe koordiniert, das zivile Leben organisiert und mit Dialogen versucht zu verhindern, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen kurdischer und arabischer Bevölkerung kommt. Zur Finanzierung dieser Notfallaktionen haben uns die AktivistInnen um finanzielle Hilfe gebeten – 2.000 Euro Soforthilfe für Kommunikationsmittel haben wir bis Ende dieser Woche schon zugesagt. Doch der Bedarf ist deutlich höher.

Helfen Sie mit, die Notfallaktion des Lagezentrums zu finanzieren!

Lesen Sie weitere Informationen und Hintergründe zur Lage in Ras al Ain!

Auch in anderen Regionen Syriens arbeiten die Bürgerkomitees intensiv am unbewaffneten Protest, wie etwa der letzte Bericht des Komitees aus Al Mleha, einer Stadt im Umland von Damaskus, zeigt. Die Berichte erzählen immer wieder Geschichten darüber, wie die Aktivisten denken und fühlen, wie sie ihren Alltag und ihre Proteste organisieren. Sie beschreiben, wie sie sich gegen Angriffe auf ihre Demonstrationen verteidigen und dass sie, wenn nötig, auch nicht davor zurückschrecken, gefangene Mitglieder freizukaufen.

“Mehrfach haben wir es schon hinbekommen, dass die Sicherheitskräfte festgenommene Aktivisten wieder freilassen. Auch wenn das für euch komisch klingt, das spiegelt nur die Tatsache wider, wie tiefgreifend korrupt dieses Regime ist. Wir zögern nicht, diese Korruptheit auszunutzen, um unsere friedlichen Aktivisten wieder frei zu bekommen. Wenn es nicht klappt, die Wachen zu bestechen, schmuggeln wir manchmal Geld direkt zu den Festgenommenen.”

Lesen Sie hier den vollständigen Bericht des Komitees aus Al Mleha!

Lesen Sie die Berichte der Komitees in unserem Blog!

Was noch alles bei Adopt a Revolution passiert, finden Sie unten in unserem Nachrichtenteil.

Mit herzlichen Grüßen
Andre Find
für das Adopt a Revolution-Team

PS: Bisher haben wir immer versucht, Komitees längerfristig zu unterstützen, damit sie mit der Hilfe planen können. Doch die Lage in der Region erscheint uns so drängend, dass wir entschieden haben, mit der Soforthilfe für Ras al Ain Neuland zu betreten. Es wäre eine große Hilfe, wenn Sie dazu beitragen können!

Aktivisten begrüßen die Einigung der Exilopposition

Letzte Woche haben sich im Rahmen einer Konferenz in Doha, Katar, verschiedene Oppositionsgruppen zu einem neuen Bündnis zusammengetan. Nachdem erst wenige Tage zuvor die Aktivisten der Lokalen Koordinationskomitees (LCC) aus dem Syrischen Nationalrat (SNC) ausgetreten waren, weil der Rat von den neoliberalen Muslimbrüdern dominiert wurde und im 40-köpfigen Exekutivrat keine einzige Frau vertreten sein sollte, unterstützen die Aktivistenjetzt das neue Bündnis, die Nationale Koalition. In diesem Zusammenhang dokumentieren wir mehrere Stellungnahmen der LCC auf unserer Website.