Wer ist der Hauptgegner?

MESOPOTAMIA NEWS „SCHMITTIANISCH“ : STEVE BANNON INTERVIEW IN DER NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG  / 16 Mai 2019

Wer ist der Hauptgegner?

Die totalitäre Diktatur in China. Das ist die existenzielle Bedrohung des Westens. Die globalen Eliten wollen das nicht zugeben, weil sie an Chinas Aufstieg gut verdienen.

Menschen, die näher an Russland dran sind als Sie, würden das Land durchaus als Bedrohung bezeichnen. Russische Bürger, die den Machtapparat öffentlich infrage stellen, riskieren ihr Leben.

Ich habe nicht gesagt, dass Russland nicht gefährlich sei. Die letzte Rede von Donald Trump, an der ich gearbeitet habe, hat er 2017 in Warschau gehalten. Da hat er in sehr provokanten Worten klargemacht, dass er den Westen verteidigen würde. Aber Russlands Volkswirtschaft ist so gross wie die des Staates New York. Das Land befindet sich in einer demografischen Todesspirale. Es stellt keine fortgeschrittenen Technologien her. Es ist eine Kleptokratie, die von üblen Kerlen angeführt wird. Sie hat viele Waffen und sorgt in verschiedenen Teilen der Welt für Ärger. Trotzdem ist die Bedrohungslage heute eine ganz andere als in den achtziger Jahren, als ich im Pentagon gearbeitet habe. Niemand muss heute noch fürchten, dass russische Panzer übers norddeutsche Flachland rollen. Wir müssen Russland einfach als das nehmen, was es ist. Ein Anfang wäre es gewesen, wenn Deutschland nicht diesen Gas-Deal abgeschlossen hätte.

Sie meinen Nord Stream 2, die Gaspipeline, die gerade gebaut wird. Richard Grenell, der amerikanische Botschafter in Deutschland, übt viel Druck aus, damit das Projekt nicht fertiggestellt und in Betrieb genommen wird.

Grenell steht dem Präsidenten sehr nah.

Das ist bekannt. Bei Nord Stream 2 haben Sie übrigens einen Verbündeten im, wie Sie abfällig sagen würden, Establishment. Manfred Weber, der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei, will die Pipeline ebenfalls stoppen. Wäre er nicht der richtige Partner für Sie?

Es geht nicht nur um ein Projekt. Aber um das klar zu sagen: Die Vereinigten Staaten wollen keine Protektorate, wir wollen Alliierte. Wir sind keine imperiale Macht, wir sind eine revolutionäre Macht. Wir haben uns vom grössten Imperium der Welt losgesagt. Unsere Gründerväter haben immer davor gewarnt, selbst ein Imperium zu werden. Unter der permanenten politischen Klasse, die in beiden Parteien unseres Landes zu Hause ist, hat sich die imperiale Haltung breitgemacht. So kamen all diese miesen Entscheidungen im Mittleren Osten zustande. Unter Hillary Clinton und George W. Bush haben sich die Vereinigten Staaten überall eingemischt. Trumps Wähler und die «deplorables» lehnen das ab, und das sind keine «isolationists». Unsere Partner in der Nato sollen ihre eigenen Entscheidungen fällen. Alles, was wir bei diesem Gas-Deal sagen, ist: Es gibt eine Alternative. Wenn Deutschland so viel Angst vor Russland hat, sollte es sich nicht abhängig machen.

https://www.nzz.ch/international/steve-bannon-im-interview-bruessel-wird-zu-stalingrad-ld.1481934?fbclid=IwAR0zoQKVs1lALR_i4GetzuDnmGvPK2oAk-xs3yFc4eP5upCVpOGgBMuM-xQ