THEO VAN GOGH WATCH: Organisierte Kriminalität : Die Narcos von Bergen-Enkheim in Deutschland

Eine Anti-Mafia-Operation zeigt, wie aus einer unscheinbaren Pizzeria weltweit Drogengeschäfte eingefädelt wurden. Die Spuren führen bis hinter die Kulissen eines Putschversuchs in Guinea-Bissau.

Vor einigen Jahren führten die Mafiafamilien Forastefano und Abbruzzese noch Krieg. Es ging um die Macht in der Unterwelt von Cassano all’Ionio, einem Städtchen im Norden Kalabriens, um den Rauschgifthandel dort, um Rache. Morde folgten auf Morde, Hinterhalte in den Straßen, Kalaschnikow-Salven, manche Männer verschwanden einfach spurlos.

Doch diese Fehde ist beigelegt. Wie andere kalabrische Clans auch haben die früheren Feinde verstanden, dass die Geschäfte besser laufen, wenn Ruhe herrscht, am besten sogar, wenn man sie gemeinsam führt.

Und so kommen im Oktober 2020 Abgesandte beider Familien zusammen. Sie treffen sich, so jedenfalls rekonstruieren es später die Ermittler, um eine Lieferung von 50 Kilogramm Kokain aus Südamerika zu planen. Sie fahren mehr als 1600 Kilometer von Kalabrien nach Deutschland. Ihr Treffpunkt ist eine Pizzeria im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim, mitten im Wohngebiet, zwischen Wirtschaftswunderreihenhäuschen, 30er-Zone.