THEO VAN GOGH SOCIETY: HABEN FRAUEN EINEN PENIS ? BORIS J. SAGT „NEIN!“

Genderflexibel FAZ 5.4.2022 Bei Genderfragen verstehen auch die britischen Tories gezwungenermaßen keinen Spaß mehr. In einem Umfeld, in dem pensionierte Männer in Briefen an die „Times“ berichten, wie der Gesundheitsdienst sie routinemäßig frage, ob sie schwanger seien,

vergeht kein Tag, ohne dass die Verwirrungen und Empfindlichkeiten auf dem Gender-Kampfplatz auch britische Politiker in die Bredouille bringen.

Premier­minister Boris Johnson mokierte sich über den bei einem Rundfunk­gespräch ins Stottern geratenen Oppositionsführer Keir Starmer, der sich nicht festlegen wollte bei der Fangfrage „Können Frauen einen Penis haben?“: Anlässlich eines Dinners redete Johnson die Gäste als „Damen und Herren“ an „oder, wie Keir Starmer es formulieren würde, Gene, die bei der Geburt als männlich oder weiblich zugeordnet werden“. Doch nun hat sich Johnson mit zwei Kehrtwendungen innerhalb weniger Stunden selbst zum Gespött gemacht.

Es geht um die umstrittene Konversionstherapie, gegen die vor allem eingewandt wird, dass sie innere Zweifel an der eigenen sexuellen Orientierung oder geschlecht­lichen Identität behandele wie eine Krankheit. Johnson hatte diese Therapie als abstoßend bezeichnet und versprochen, sie gesetzlich verbieten zu lassen.

In der vergangenen Woche sickerte jedoch durch, dass die geplante Abschaffung aus dem Regierungsprogramm genommen werden sollte. Ein Aufschrei in der Partei veranlasste Johnson nur vier Stunden nach dieser Enthüllung, das Verbot wieder auf die Agenda zu setzen, allerdings mit der Einschränkung, dass es nicht im Falle von Personen gelte, die an Gender-Dysphorie litten, weil vor allem bei Kindern Zeit zur Reflexion geboten sei, bevor unumkehrbare Maßnahmen getroffen würden.

Diese Nuancen gehen aber in den schrillen Vorwürfen der Transphobie unter. Sie ver­unsichern die britischen Politiker, und Aktivistinnen wollen jetzt mit einer Kampagne namens „Respect my sex if you want my X“ Kandidaten im bevorstehenden Kommunalwahlkampf zwingen, Farbe zu bekennen. Als Johnson noch Bürgermeister von London war, hatte ihm die Barclays Bank erklärt, dass sich der von ihr geförderte öffent­liche Fahrradverleih für das Unternehmensimage nicht rentiere, weil die Räder allgemein als „Boris Bikes“ bezeichnet würden. Johnson entgegnete damals, das sei ganz einfach zu lösen, indem er sich in Barclay umbenenne. Womit er zugleich seine geistige und seine politische Wendigkeit an den Tag legte.