THEO VAN GOGH : SASCHA LOBO – ARMSELIG ! TV IDIOTS ! TV-Kritik „Hart, aber fair“ : Lachen über die Queen

Simon Simon Strauß  – FAZ – 20.09.2022

Nur visuell tätig?

Den eigentlichen Ton in der Sendung gab der allmeinende Internetexperte Sascha Lobo an, der gleich zu Beginn davor warnte, die Monarchie zu unkritisch zu sehen. Wer sich positiv auf die Queen beziehe, so Lobo, der beziehe sich implizit auch positiv auf Massenmörder, der rechtfertige den Rassismus des britischen Empire. Dass die Queen sich nicht entschuldigt habe für das sklavenhalterische System, das sie repräsentierte, dass sie erst in den neunziger Jahren farbige Menschen „zumindest visuell“ im Königshaus habe arbeiten lassen, sei ungeheuerlich. „Zumindest visuell“? Damit suggerierte Lobo offenbar, dass diese Menschen nicht „real“ gearbeitet, sondern nur ihre Hautfarbe repräsentiert hätten. Dem müsste man nachgehen.

Unwirsche Handbewegungen

Die gedankliche Schwierigkeit, Unterschiede zwischen der Wesensart einer Monarchie und der einer Demokratie anzuerkennen, einte die Diskussionsrunde. Dass die Königin mehr zum Thema Brexit hätte sagen müssen, war ein so hartnäckig vorgetragener wie angesichts der britischen Verfassungswirklichkeit ignoranter Vorwurf. Dass König Charles eine anti-egalitäre Einstellung und „toxische Elemente“ (Lobo) in sich trage, lasse sich schon an seinen unwirschen Handbewegungen ablesen, wenn ein Tintenfass im Weg steht oder ein Füllfederhalter leckt. Wobei sich die Frage stellt, ob nicht ein bundesrepublikanischer Restaurantgast, der in seinem Stammitaliener schlecht bedient wird, zu ähnlichen Gesten imstande wäre…

Nein, auch ein „grüner Vordenker“ (Höppner) auf dem Thron konnte den fortschrittlichen Digitalexperten Lobo nicht milde stimmen. Charles, der elitistische Hitzkopf mit gefährlich kurzer Zündschnur, wird das angeschlagene Großbritannien nicht vor dem Untergang, ergo der Unabhängigkeit Schottlands retten, so viel wurde noch prognostiziert an diesem nüchtern gelassenen Debattenabend.

Am nächsten an die den meisten hier unverständliche Begeisterung der Menschen für die Königin kam an diesem Abend die stets sympathische „Zuschaueranwältin“ Brigitte Büscher, die in einem Nebensatz konstatierte: „Die Menschen lieben eben Märchen“.

Sinn und Unsinn der Schabbat-Feier

Für eben diese Liebe hatte der Netzexperte aber nur ein Grinsen übrig. Lobo mokierte sich köstlich über eine „besonders lächerliche Tradition“, die den königlichen Imker verpflichtet, die Bienen ihrer Hoheit über den Tod ihrer Königin zu informieren. Als der adlige Diskutant in der Runde kurz zur Verteidigung des alten Brauchtums ansetzen wollte, schnitt der Aufklärer Lobo ihm das Wort ab: „Das ist lächerlich, weil Bienen nicht reden können“. Ach so, natürlich.

Was der demokratische Meinungsmacher nicht kennt, was nicht auf seiner Augenhöhe geschieht, was sich ihm nicht „transparent“ machen will, ist nicht erstaunlich oder herausfordernd, sondern einfach nur „lächerlich“. Man sollte Lobo als nächstes zu einer Sendung über Sinn oder Unsinn der Schabbat-Feier einladen. Oder zum absurden Ritual der Fußwaschung vor dem Moschee-Besuch. Da hätte er noch viel mehr zu lachen.