THEO VAN GOGH NEWS documenta : DER ANTISEMIT BEFÖRDERT IN HÖHERES AMT – Präsident Selenskyj entlässt Botschafter Melnyk

DIE WELT  9.7.22Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat laut einem Dekret den ukrainischen Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk entlassen. Melnyk war zuletzt wegen Aussagen über den ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera verstärkt in die Kritik geraten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Botschafter seines Landes in Deutschland, Andrij Melnyk, entlassen. Das ging aus einem von der Präsidentenkanzlei in Kiew am Samstag veröffentlichten Dekret hervor. Der Diplomat war zuletzt in die Kritik geraten wegen Äußerungen über den ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera.

Bereits einige Tage zuvor war berichtet worden, Melnyk solle abberufen werden und ins Außenministerium nach Kiew wechseln. Noch im Herbst könnte der 46-Jährige stellvertretender Außenminister werden, schrieb die „Bild“.

Außer Melnyk wurden laut Präsidialamt auch die Botschafter der Ukraine in Norwegen, Tschechien und Ungarn sowie Indien entlassen. Gründe oder eine künftige Verwendung der Diplomaten wurden zunächst nicht genannt.I

„Wolodymyr Selenskyj muss das David-gegen-Goliath-Narrativ aufgeben“

Melnyk war acht Jahre lang Botschafter in Berlin. In den vergangenen Monaten kritisierte er immer wieder die Bundesregierung, unter anderem wegen ausbleibender oder verzögerter Waffenlieferungen an die Ukraine. Zuletzt geriet er wegen seiner Verteidigung Banderas selbst in die Kritik.

In einem Interview mit dem Journalisten Tilo Jung hatte Melnyk gesagt: „Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.“ Dafür gebe es keine Belege, vielmehr sei Bandera gezielt von der Sowjetunion dämonisiert worden. Deutsche, polnische und israelische Historiker hätten dabei mitgespielt. „Ich bin dagegen, dass man all die Verbrechen Bandera in die Schuhe schiebt“, sagte der Botschafter.

Auch aus Israel und Polen war Melnyk scharf kritisiert worden

Bandera war ideologischer Führer des radikalen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Nationalistische Partisanen aus der Ukraine waren 1943 für ethnisch motivierte Vertreibungen verantwortlich, bei denen Zehntausende polnische Zivilisten ermordet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg floh Bandera nach Deutschland, wo er 1959 von einem Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB ermordet wurde.

Die israelische Botschaft in Berlin und der polnische Vize-Außenminister kritisierten Melnyks Aussagen scharf. Das ukrainische Außenministerium distanzierte sich davon. Melnyk habe seine persönliche Meinung ausgedrückt, sie gebe nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wieder, hieß es in einer Stellungnahme.