THEO VAN GOGH NEUSTES: HANDELSKRIEG VOR WAFFENKRIEG!?
USA vs. China : Apple verzichtet auf chinesische Chips
- Von Roland Lindner, New York FAZ 17.10.2022Folge neu – er amerikanischer Sanktionen: Apple will wohl vorerst keine Speicherchips vom größten chinesischen Anbieter Yangtze in seinen iPhones einsetzen. Dabei gab es große Pläne.
Inmitten neuer Restriktionen der amerikanischen Regierung für die Technologiebranche in China hat Apple offenbar ein geplantes Lieferverhältnis vorerst ausgesetzt. Nach einem Bericht der Wirtschaftspublikation „Nikkei“ will der Elektronikkonzern anders als bislang geplant in seinen iPhones erst einmal keine Speicherchips von Yangtze Memory Technologies einsetzen, dem größten Hersteller solcher Halbleiter in China.
Apple habe eigentlich den monatelangen Prozess zur Zertifizierung sogenannter NAND-Speicherchips von Yangtze schon abgeschlossen gehabt, heißt es in dem Bericht weiter. Der Konzern habe geplant, die Halbleiter womöglich schon in diesem Jahr in seinen Geräten einzusetzen.
Amerika gegen China: Das Chip-Beben
Yangtze liefere die fortschrittlichsten Speicherchips unter allen chinesischen Herstellern, wenn auch noch mit ein bis zwei Modellgenerationen Rückstand auf marktführende Anbieter wie den koreanischen Anbieter Samsung oder das amerikanische Unternehmen Micron . Die Yangtze-Chips seien mindestens 20 Prozent billiger als diejenigen der etablierten Konkurrenten. Apple habe zunächst geplant, sie nur in iPhones einzubauen, die in China verkauft werden, aber mittlerweile darüber nachgedacht, irgendwann mit ihnen 40 Prozent seines gesamten NAND-Bedarfs abzudecken.
Auch ASML ist alarmiert
Die US-Regierung hat vor knapp zwei Wochen neue Exportrestriktionen für China angekündigt, und Yangtze ist in mehrfacher Hinsicht betroffen. Der Speicherchiphersteller wurde zusammen mit anderen chinesischen Technologiespezialisten auf eine Liste sogenannter „unverifizierter“ Unternehmen gesetzt. Damit ist gemeint, dass die US-Regierung nicht prüfen kann, wer am Ende deren Produkte nutzt, und dies gilt als eine Art Vorstufe, auf die offizielle schwarze Liste („Entity List“) der Regierung zu kommen, die mit Restriktionen für Geschäfte mit China verbunden ist.
Jenseits der Ausweitung der Liste haben die Amerikaner breit gefasste Exportbeschränkungen für Hochleistungschips sowie für Ausrüstung zur Herstellung von Halbleitern verhängt. Daneben gibt es auch Restriktionen für amerikanische Staatsbürger, in chinesischen Fabriken zu arbeiten und dort die Entwicklung und Produktion von Chips zu unterstützen. Letzteres hat Yangtze unmittelbar zu spüren bekommen.
Medienberichten zufolge haben amerikanische Unternehmen wie Applied Materials, KLA und Lam Research, die Ausrüstung für Chipwerke liefern und damit verbundene Dienstleistungen vor Ort bereitstellen, schon kurz nach Ankündigung der Restriktionen damit begonnen, Personal bei dem chinesischen Unternehmen abzuziehen. Das niederländische Unternehmen ASML , das ebenfalls Ausrüstung für Chipfabriken herstellt, teilte seiner Belegschaft mit, dass US-Mitarbeiter bis auf Weiteres keine Kunden in China mehr unterstützen dürfen, „ob direkt oder indirekt“.
Der Abzug von Know-how könnte sich nach Ansicht von Beobachtern als schmerzhaft für die chinesischen Unternehmen erweisen. Es wäre zum Beispiel fraglich, ob Yangtze überhaupt noch in der Lage wäre, die NAND-Chips für Apple zu fertigen, selbst wenn die Amerikaner sie weiter haben wollten. Der Bericht über die gebremste Partnerschaft mit Yangtze kommt in einer Zeit, in der Apple versucht, die Abhängigkeit von China in seiner Lieferkette zu reduzieren.
Apple lässt bisher den weit überwiegenden Teil seiner Geräte von Auftragsherstellern in China fertigen, hat aber zuletzt verstärkt seine Fühler in andere asiatische Länder ausgestreckt. Vor allem in Indien und in Vietnam hat der Konzern sein Produktionsnetz ausgebaut.