THEO VAN GOGH: NEUE KAPITALE STRATEGISCHE POSITION GEGEN RUSSLAND!

4 Milliarden Dollar für die Arktis – die USA stärken ihre Präsenz in Grönland

Die USA nehmen viel Geld in die Hand, um ihre grönländische Luftwaffenbasis Thule in Schwung zu halten. Und anders als früher nehmen sie dabei auf die Interessen der Grönländer mehr Rücksicht. Das unterstreicht die strategische Bedeutung, die Thule für sie in der Arktis hat.

Rudolf Hermann19.12.2022, 05.30 Uhr NEUE ZÜRCHER ZEITUNG – Die amerikanische Luftwaffenbasis Thule auf Grönland wurde während des Zweiten Weltkriegs erbaut. Für die USA hat sie grosse strategische Bedeutung.

 

«Das Resultat ist ein Signal, dass eine enge und respektvolle Zusammenarbeit zwischen den USA, Dänemark und Grönland ein Ergebnis bringen kann, das für alle zufriedenstellend ist. Das freut uns. Und es zeigt, dass die amerikanisch-grönländische Kooperation noch tiefer werden kann.» So reagierte am Wochenende die grönländische Ministerin für Aussenbeziehungen, Vivian Motzfeldt, auf den Abschluss eines Vertrags zwischen den USA und Grönland über den Unterhalt der amerikanischen Luftwaffenbasis Thule hoch im Norden der Insel.

Erbaut wurde die Thule-Basis während des Zweiten Weltkriegs, nachdem amerikanische Truppen den Schutz Grönlands übernommen hatten. Heute ist es der wichtigste Aussenposten der USA in der Hocharktis. Die dortigen Radarstationen sind ein wichtiges Element des amerikanischen Frühwarnsystems im Rahmen des Schutzschirms gegen feindliche Interkontinentalraketen. Zusammen mit einem Flugplatz und einem Tiefwasserhafen bilden sie ein Stück kritischer militärischer Infrastruktur.

Grönlands Wünsche erfüllt

Allerdings macht sich sogar so hoch im Norden inzwischen der Klimawandel bemerkbar. Beim ursprünglichen Bau des Stützpunktes wurden Gebäude und Pisten direkt auf dem Permafrostboden erstellt. Doch inzwischen zeichnet sich ab, dass stabilisierende Massnahmen notwendig werden.

Dafür nimmt Washington viel Geld in die Hand. Der mit Grönland abgeschlossene Vertrag für den Betrieb und Unterhalt der Basis Thule hat eine Laufzeit von zwölf Jahren und einen Wert von 28 Milliarden dänischen Kronen, das sind rund 4 Milliarden Dollar. Vor allem aber ist für Grönland wichtig, dass es nicht mehr wie bisher eine amerikanische Gesellschaft ist, die für die notwendige Arbeit zuständig ist, sondern ein grönländisch-amerikanisches Gemeinschaftsunternehmen.

Damit zahlt das Joint Venture in Grönland Steuern, was für den Haushalt der Insel von etwelcher Bedeutung ist. Ausserdem wünsche man sich, sagte Vivian Motzfeldt, dass Arbeitsplätze für Grönländerinnen und Grönländer geschaffen und Lehrlinge ausgebildet würden.

Das Abkommen ist ein Hinweis darauf, dass Washington die Anliegen Grönlands ernster nimmt als früher. Dies wiederum kann laut Marc Jacobsen, einem Arktis-Experten der dänischen Militärhochschule, als Zeichen dafür interpretiert werden, dass die Thule Air Base für Amerika in der letzten Zeit wichtiger geworden ist.

Wettlauf um arktische Präsenz

Die USA seien dabei, in der Arktis aufzurüsten, erklärte Jacobsen laut der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Dafür sehe er zwei Gründe. Der eine liege im enormen Interesse, das China in der letzten Zeit an der Arktis gezeigt habe, sowohl aus ökonomischer als auch wissenschaftlicher Sicht. China sei der grosse globale Konkurrent der USA, und sein Projekt der «neuen Seidenstrasse» sei eines der ambitiösesten Infrastrukturprojekte weltweit.

Der zweite Grund sodann sei Russlands Aufrüstung in der nördlichen Polarregion. Zwischen Washington und Moskau habe sich das Verhältnis deutlich abgekühlt, und von Grönland aus gesehen sei Russland ein Nachbar auf der anderen Seite des Nordpols.

Dass Amerika China und Russland etwas entgegensetzen muss, wenn es nicht ins Hintertreffen geraten will, ist aus dieser Sicht logisch. Umso mehr, als die USA die geostrategische Bedeutung der Arktis ziemlich lange unterschätzt zu haben scheinen und jetzt ein Nachholbedarf besteht.

Dies zeigt sich allein schon darin, wie die Verträge für den Betrieb und Unterhalt der Thule Air Base dotiert sind. Das auslaufende Abkommen, ausgeschrieben 2014, lautete auf 2,4 Milliarden Kronen über sieben Jahre. Jetzt sind es 28 Milliarden Kronen, also rund 4 Milliarden Dollar, für zwölf Jahre. Und dass Grönlands Wünsche einbezogen wurden, zeigt, dass die USA es sich mit der grossen, kalten Insel nicht verderben wollen. Auch wenn sie diese nicht kaufen können, wie Präsident Trump es einst wollte.

 

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