THEO VAN GOGH KLARE VORHERSAGE: DER NÄCHSTE FASCHISMUS KOMMT VON LINKS & VERWISSENSCHAFTLICHT (KPCh) / HABECKS PUNKTESYSTEM!
THEO VAN GOGH KLARE VORHERSAGE: DER NÄCHSTE FASCHISMUS KOMMT VON LINKS & VERWISSENSCHAFTLICHT (KPCh) / HABECKS PUNKTESYSTEM für ökosoziales Wohlverhalten !
Indoktrination in der Bildung : Wie China die Gehirne von Kindern und Studenten „bewaffnen“ will
Friederike Böge, Peking,19.8.2022 FAZ – Schüler, Studenten und Lehrer sollen in China die Worte ihres Anführers Xi studieren. Das eigene System soll so jenem des Westens überlegen erscheinen. Wer Erfolg haben will, macht mit.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hält niemals einfach nur „eine Rede“. In offiziellen Verlautbarungen werden seine Vorträge stets als „wichtige Rede“ bezeichnet. Manchmal werden sie erst Jahre später in der Parteizeitschrift „Qiushi“ (Wahrheitssuche) veröffentlicht. In dem Fall wird die Veröffentlichung von der Nachrichtenagentur Xinhua per Eilmeldung angekündigt, als handle es sich um Breaking News. Den „Geist“ seiner Reden zu „studieren“ gehört für Schüler, Studenten und Staatsbedienstete in China zum Alltag.
Nur in Hongkong war das bisher nicht der Fall. Die Sonderverwaltungsregion pflegte ihre eigene politische Kultur. Doch in dieser Woche hat die Hongkonger Bildungsbehörde zum ersten Mal Kopien einer Rede Xi Jinpings an Schulen und Kindergärten in der Stadt verteilt. Wie die Zeitung „South China Morning Post“ berichtet, wird von Lehrern und Kindergärtnern erwartet, dass sie die „zentralen Botschaften“ der Rede „verstehen“ und „ihr Bewusstsein für die Trends im Land und in der Welt schärfen“. Es handelt sich um jene Rede, die Xi am 1. Juli zum 25. Jahrestag der Rückgabe Hongkongs an China gehalten hat. Darin hatte er unter anderem eine Schulreform angemahnt, um die Hongkonger Schüler zu Patrioten zu erziehen.
Der neue Chef der Hongkonger Lokalregierung, John Lee, leitete persönlich mehrere „Seminare“, in denen die Rede Xi Jinpings „studiert“ wurde. Das Onlinemedium „Hong Kong Free Press“ hat allein im Juli mehr als 60 solcher Veranstaltungen gezählt, die gemeinhin den Zweck haben, Loyalität gegenüber dem Regime zu demonstrieren. Zu den Teilnehmern zählten nicht nur Staatsdiener, sondern auch Kinder im Grundschul- und Kindergartenalter. Die Studiensitzungen sind Teil der Ideologisierung des Hongkonger Bildungssystems, in dem Lehramtsstudenten seit Kurzem eine Prüfung in „nationaler Sicherheit“ bestehen müssen, bevor sie in den Schuldienst eintreten dürfen. „Es geht darum, eine nächste Generation von Hongkongern zu erziehen, die nicht nur gegenüber China, sondern auch gegenüber der Partei loyal ist“, sagt Valarie Tan, die am Berliner Mercator Institute for China Studies ideologische Bildung in China erforscht.
Höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Jenseits von Hongkong ist dieser Prozess in China weit fortgeschritten, hat sich zuletzt aber merklich beschleunigt. Im vergangenen September wurde Xis Ideologie als eigenes Fach in die Lehrpläne von der dritten Klasse bis zur Universität eingeführt. In dem Unterricht würden die Schüler und Studenten „eine Weltsicht vermittelt bekommen, in der China im Zentrum steht und die Kommunistische Partei Chinas an der Spitze des Landes“, sagt Valarie Tan. Ihnen werde vermittelt, dass der Westen gegen China sei und dass das Land jetzt stark genug sei, sich dem entgegenzustellen.
Konkret werde den Schülern beigebracht, was sie auf Kritik an China und seinem politischen System antworten sollten, etwa auf die Aussage, Demokratie sei das bessere System oder die Taiwaner hätten ein Recht auf Selbstbestimmung. Xi selbst hat das als „Bewaffnung ihrer Gehirne“ bezeichnet. Mehrere Umfragen hätten gezeigt, dass diese Art der Bildung zu mehr Unterstützung für die Regierung führe, sagt die Wissenschaftlerin.
Wer die schwer zugänglichen Reden Xis liest, wird sich fragen, wie sie als Unterrichtsstoff, zumal in der Grundschule, vermittelt werden. Valarie Tan sagt, China habe viel in neue Bücher, Methoden und Lehrerausbildung investiert, um ideologische Bildung für Schüler interessant zu machen. Die Beförderung von Lehrern sei davon abhängig, wie gut ihnen das gelinge.
Außerdem hat die Bildung einen praktischen Nutzen: Sie erhöht die Chancen am Arbeitsmarkt. Während die Jugendarbeitslosigkeit zuletzt auf einen Rekordwert von fast zwanzig Prozent stieg, seien verstärkt Bewerber mit einem Abschluss in Marxismus angestellt worden, sagt Tan. Seither sei das Interesse an diesem Studiengang merklich gestiegen. Neuerdings würden zudem Elemente ideologischer Bildung in andere Fächer wie Ökonomie oder Biologie eingeführt, berichtet Tan. Wissenschaftler seien zunehmend gezwungen, Ideologie vor Innovation zu stellen. Gegen diese Art der Indoktrination gebe es aber Widerstand.
Was das in der Praxis bedeutet, schildert ein Student einer Musikhochschule in China. Von den sechs Kursen, die er in diesem Semester besuchen musste, waren drei ideologisch: Marxismus, Sozialismus chinesischer Prägung und die Ideologie Xis. Zudem mussten die Studenten zentrale Reden Xis live verfolgen, sie auswendig lernen und Reflexionen darüber verfassen. Das konnte in Form eines Aufsatzes geschehen oder in Form eines Musikstücks.
Die Qualität der Eingaben werde aber nicht bewertet, sagt der Student. „Einmal habe ich in zwanzig Minuten einen ironischen, kindischen Song geschrieben.“ Ein andermal habe er per Copy und Paste Xi-Begriffe vor einen knallroten Hintergrund zu einer Collage montiert und „super“ darüber geschrieben. „Niemanden interessiert das. Solange man etwas einreicht, bekommt man keine Probleme.“ Gerade weil es so lapidar erscheine, wehre sich kaum jemand dagegen. Dabei sei es das Ziel der Partei, über politische Vokabeln die Sprache und das Denken der Künstler zu manipulieren, glaubt der Student, der anonym bleiben will. „Mit jeder Reflexion über eine Xi-Rede wächst die Stille im Herzen des Künstlers.“
Xis Vorbild ist Mao
In Bezug auf Musik werde an der Hochschule die Idee vermittelt, dass Kunst dem von Xi ausgegebenen Ziel eines Wiedererwachens der chinesischen Nation dienen müsse. Die Studenten würden ermutigt, die Wurzeln chinesischer Musiktraditionen zu ergründen. „Sie versuchen, etwas zu rekonstruieren, was es nie gegeben hat“, sagt der Student. „Sie schaffen einen künstlichen Widerspruch zwischen östlicher und westlicher Musik.“ Seine Lehrer beschreibt der Student nicht als bornierte Apparatschiks, sondern als Pragmatiker. „Sie versuchen, uns Chancen zu eröffnen, indem sie tun, was die Partei von ihnen erwartet.“
Eine noch stärkere Ideologisierung ist absehbar: In dieser Woche wurde der neue Fünfjahresplan für kulturelle Entwicklung veröffentlicht. Ein Ziel: Xis Ideologie „in ein helleres Licht der Wahrheit“ zu rücken. 2017 wurde sein „Denken“ in die Parteistatuten und 2018 in die Präambel der chinesischen Verfassung aufgenommen. Im vergangenen Jahr wurde Xi in einer Resolution zur Parteigeschichte zum Vordenker einer neuen Epoche ausgerufen. Jede Universität, die etwas auf sich hält, hat inzwischen ein Institut für die „Erforschung des Xi-Jinping-Denkens“, von dem es regelmäßig heißt, es beinhalte „Lösungen für die modernen Probleme der Menschheit“.
Derlei Beeinflussungsversuche haben in Systemen wie dem chinesischen und früher dem sowjetischen eine lange Tradition. Eine der ersten einschlägigen „Bibeln“ war die erstmals 1938 erschienene „Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Kurzer Lehrgang)“. Diese zumindest unter direktem Einfluss Josef Stalins verfasste grobe Geschichtsverfälschung erlebte in der UdSSR und später auch in den Ostblockstaaten Millionenauflagen und war Unterrichtsgegenstand auf allen Ebenen der Ausbildung. Deshalb mussten zum Beispiel Studenten den „Kurzen Lehrgang“ gleich mehrfach über sich ergehen lassen.
Der chinesische Kommunistenführer Mao Tse-tung, der machtpolitisch eine gewisse Distanz zu Stalin wahren wollte, dessen Herrschaftsmethoden aber gern übernahm, schrieb 1941 über den „Kurzen Lehrgang“, dieser sei „die beste Synthese und Verallgemeinerung der Erfahrungen der internationalen kommunistischen Bewegung“ und „ein Musterbeispiel an Verbindung von Theorie und Praxis“. Nun wüssten die chinesischen Genossen, „wie wir bei uns in China zu arbeiten haben“.
Ob Xi in seiner Jugend auch noch das Bildungserlebnis „Kurzer Lehrgang“ genossen hat, ist nicht bekannt. Er sieht sich aber in vielerlei Hinsicht als Erbe Maos. In diese Traditionslinie gehört auch Stalin, auch wenn über diesen Aspekt im heutigen China nicht so gern gesprochen wird.