THEO VAN GOGH: KAUFEN SIE GOLD & KONSERVENDOSEN

Sorge vor Ansteckungseffekten : Europäische Banken stellen sich auf neue Sanktionen gegen Russland ein

23.02.2022-FAZ – Eine Filiale der österreichischen Raiffeisenbank in Moskau – HSBC-Chef Quinn befürchtet Zweitrundeneffekte für die Finanzmärkte.

Europäische Banken bereiten sich auf neue Sanktionen gegen Russland vor und warnen vor einer Ausweitung der Krise. Europas Institute, vor allem Geldhäuser in Österreich, Italien und Frankreich, sind weltweit unter den Banken am stärksten in Russland engagiert. Der Chef der britischen Großbank HSBC, Noel Quinn, äußerte am Dienstag die Sorge, dass eine Verschärfung des Konflikts die globalen Finanzmärkte mitreißen könnte. „Es ist klar, dass die Gefahr einer Ansteckung oder eines Zweitrundeneffekts besteht, aber das wird von der Schwere des Konflikts abhängen und von der Schwere der Vergeltungsmaßnahmen, falls es einen Konflikt gibt“, sagte er im Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Wie die US-Bank JP Morgan unlängst ausführte, würden vor allem europäische Banken mit Tochterfirmen in Russland Sanktionen zu spüren bekommen. JP Morgan nannte eine Reihe von Instituten mit beachtlichem Engagement in Russland, darunter die italienische Großbank UniCredit, die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI), Société Generale aus Frankreich und die niederländische ING.

RBI erklärte, im Falle einer Eskalation würden Krisenpläne in Kraft treten, die die Bank in den vergangenen Wochen vorbereitet habe. Das Bankhaus mit Sitz in Wien ist sowohl in der Ukraine als auch in Russland aktiv. Das niederländische Bankhaus ING, das ebenfalls in Russland präsent ist, teilte mit: „Ein weiter eskalierender Konflikt könnte erhebliche negative Folgen haben.“

Unter Europas Banken stechen insbesondere Geldhäuser in Italien und Frankreich hervor mit jeweils ausstehenden Forderungen in Russland von rund 25 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2021 nach Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Forderungen österreichischer Institute in Russland lagen danach zu diesem Zeitpunkt bei 17,5 Milliarden Dollar.

Deutsche Banken fordern präzise Vorgaben

Die deutsche Bankenbranche fordert im Fall neuer Sanktionen gegen Russland klare und unmissverständliche Vorgaben. „Für die Banken ist entscheidend, dass Sanktionen hinreichend präzise und eindeutig formuliert sind, das heißt keine Auslegungsfragen offenlassen“, erklärte eine Sprecherin des Bankenverbandes BdB. Bis Klarheit über die Sanktionen herrscht, bleiben die Institute aber weiter im Ungewissen. „Wir beobachten die Lage“, hieß es beim Europäischen Bankenverband (EBF) in Brüssel.