THEO VAN GOGH DIE LETZTEN TAGE VON EUROPA (II) Sciences Po de Paris : Keine Zensur für Darwin / WOKE ELITE

  • Von Jürg Altwegg 14.12.2022-Im Griff einer protestfreudigen Studentengeneration: die Sciences Po in Paris

An ihrem hundertfünfzigsten Geburtstag hat die französische Elitehochschule Sciences Po keinen Grund zum Feiern. Stattdessen ringt sie mit Affären und der woken Studentenschaft.

Frankreichs Eliteschule Sciences Po feiert ihren 150. Geburtstag. Vor einem Jahrzehnt wurde ihr charismatischster Leiter Ri­chard Descoings tot in einem Hotelbett in New York aufgefunden. In einer postumen Biographie beschreibt eine Journalistin der „Monde“ seinen Hang zu Alkohol, Drogen und homosexuellen Orgien. Vor drei Jahren erschütterte die Inzest-Affäre um Olivier Duhamel nicht nur die Schule, sondern die Gesellschaft schlechthin. Aktuell steht der Direktor von Sciences Po Nancy vor Gericht. Er hat seiner Mitarbeiterin Drogen in den Champagner gemischt. Unklarheit ist nur das Motiv: Er wollte ihr seine Kokainabhängigkeit offenbaren, sagt der Täter. Von Vergewaltigung spricht das Opfer.

Science Po hat wenig zu feiern. Nicht nur wegen der Skandale, sondern auch als Instrument einer sich selbst reproduzierenden, zur Erneuerung unfähigen Elite ist die Schule in Verruf geraten. Nicht viel besser ist ihr Ruf als Hochburg der Woke-Bewegung. Die Stimmung ist mies, unter den Studenten aber revolutionär. 55 Prozent wählten Jean-Luc Mélenchon, den Kandidaten des linksradikalen „Unbeugsamen Frankreich“, der innerhalb der entsprechenden Altersschicht lediglich 31 Prozent der Stimmen bekam. Die von den Studenten am meisten bewunderten Politiker sind keine Französinnen, sondern die amerikanische Abgeordnete Alexan­dria Ocasio-Cortez und die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern. Es folgen Macron und Mélenchon. An fünfter Stelle: Wolodymyr Selenskyj.

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