THE VERY LAST OF THE MOHICANS : Alain Badiou entdeckt die Ukraine
THE GERMAN KURDISH CHAPTER
…. und stellt simulativ ins Publikum fragend für sich selber schlagend fest, daß sich noch „vor Wochen niemand mit der Ukraine“ sonderlich beschäftigt habe.
Jetzt doch aber und wie !
Die autosuggestive Scheinfrage harrt also der Badiouschen Antwort. Die kommt prompt:
Wenn es jetzt nämlich anders ist und die Ukraine eine Art Hype, dann kann das nicht an dieser liegen, sondern an äußeren Ereignissen. Wobei das Ereignis Putin nur ein beiläufiges ist. Die bornierte Arroganz kann eben nur großartig irren: die Ukraine selber, deren Menschen, sind ihr keine Größe. Daß es die Mehrheit der Menschen ist, die dort zum Westen gehören will, der bei einer ewig gescheiterten Linken verhaßt ist, verdient keinerlei Erwägung.
Badiou kokettiert gelegentlich durchaus schmittianisch mit linksnotierten Putschen und Ausnahmezuständen als den Phantasmen des allerletzten französischen Link-Mohikaners. Mit wem aber macht er das? 43 % der französischen Arbeiter wählten soeben FN, 38 der einfachen Angestellten und 37 % der Arbeitslosen auch.
Mit allein dem Rest-Mob sogenannter Montagsdemos wird das alles nicht zu machen sein. Vielleicht doch dann eher noch mit der Bourgeoisie?
Leute wie B. mögen keine Empirie. Sie versuchen beim Ersaufen den Gedanken an die Schwerkraft sich einfach aus dem Kopf zu schlagen.
Vielleicht ist es manchmal tatsächlich vor allem eine Frage des Stils, in dem einer spricht oder schreibt – genauer der rhetorischen Gebärde, mit der er sich selbst präsentiert. Wer Texte des Alain Badiou liest, wird von Anfang an den Eindruck nicht los, daß eine gewisse Gefallsucht selbst die Gedanken noch zu verderben droht, die des Nachdenkens lohnen könnten.
Alain Badiou schießt gerne auf Pappkameraden – und ist da nicht der einzige. Aber keiner zielt so gekonnt an ihnen vorbei. Nietzsche warnte einmal vor der Verwechslung des “heiligen Ja” mit dem “I-A” des Esels. Beides klinge doch so ähnlich. Nur ist das eine Geschrei, das andere die große Verwandlung selbst. Der “dernier cri” aus Paris, als den sich Badiou nur zu gerne preist, ist auch nur eine Eselei. Guy Debord