»Syrien ist Schaubühne für russische Waffen«

MESOPOTAMIA NEWS „EMPFEHLUNG“ : Interview mit Fabrice Balanche über Idlib und die Türkei und Russland in Syrien

Interview von Sam Alrefaie und Leo Wigger 14.06.2019 ZENITH

stehen beim Kampf um Idlib zwischen den Fronten. Der französische Syrien-Experte Fabrice Balanche erklärt im Interview, warum Russlands Deal mit Erdoğan scheiterte und Moskau dennoch die besten Karten in der Hand hält.

zenith: Die syrische Armee und ihre russischen und iranischen Verbündeten blasen zum finalen Sturm auf die Provinz Idlib im Nordwesten. Warum gerade jetzt?

Fabrice Balanche: Das syrische Regime will das gesamte Land wieder unter seine Kontrolle bringen, deswegen rückt die letzte Bastion oppositioneller Kräfte natürlich in den Fokus. Die Offensive sollte eigentlich im September 2018 beginnen, doch die Pläne stießen in Ankara auf Widerstand. Russland und die Türkei vereinbarten daraufhin, die territorialen Differenzen beizulegen …

 

… mittels des Abkommens von Sotschi, das eine Pufferzone schaffen sollte …

… mit dem Ziel, dass radikale Rebellengruppen zum Abzug gezwungen werden – allen voran Hayat Tahrir Al-Scham (HTS). Doch die von Ankara für diesen Zweck geschmiedete Rebellenallianz »Nationale Befreiungsfront« zog den Kürzeren und ging als Verlierer aus der Konfrontation mit der HTS hervor, die mittlerweile 80 Prozent der Provinz Idlib unter Kontrolle hält. Erdoğan ist mit seiner Strategie also gescheitert.

 

Wer steckt hinter der Hayat Tahrir Al-Scham?

HTS ging aus der Nusra-Front hervor. Und die wiederum ist ein Zusammenschluss der syrischen Zweigstelle von Al-Qaida und verschiedener Rebellengruppen. Die HTS-Führung versucht zwar, sich von Al-Qaida zu distanzieren und hat etwa den Treueschwur zur Mutterorganisation nicht erneuert. Dennoch bekennen sich einige HTS-Elemente weiterhin zu Al-Qaida, etwa die Ansar-Al-Din-Front oder der syrische Zweig der »Islamischen Partei Turkestans« (TIP). In der HTS – inklusive der Führungsriege – sind hauptsächlich Syrer vertreten. Mit zwei Ausnahmen: Die Ansar-Al-Din-Front und die TIP vereinen eine große Zahl von Kämpfern aus Zentralasien.

 

Wie finanziert sich HTS?

Die Nusra-Front erhielt lange finanzielle Unterstützung aus der Türkei, Saudi-Arabien und Katar – bis sich die Golfstaaten entzweiten. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob HTS immer noch Gelder aus Saudi-Arabien zufließen. Viel wichtiger für die Finanzierung der Gruppe erweist sich heute die Kontrolle

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