Rüstungsindustrie: Rheinmetall kauft Munitionsfirma – Gepard-Munition für die Ukraine

 

THEO VAN GOGH „GELDER SCHAFFEN – NUR MIT WAFFEN!“ (ALTE GRÜNE PAROLE)

  • HANDELSBLATT  16-11-22 Mit Expal Systems aus Spanien stärkt Rheinmetall die eigene Rüstungssparte. Vorstandschef Papperger erwartet einen weiteren deutlichen Nachfrageschub.Rheinmetall kann mit dem Zukauf von Expal künftig mehr Munition für den Gepard produzieren und sie auch an die Ukraine liefern.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall reagiert auf die steigende Nachfrage nach Munition und übernimmt den spanischen Wettbewerber Expal Systems für 1,2 Milliarden Euro. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Weltweit sei nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine der Bedarf erheblich gestiegen, sagte Vorstandschef Armin Papperger dem Handelsblatt.

Expal System ist mit einem Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro einer der größten Munitionshersteller in Europa. Laut Vorstandschef Papperger reichten die Kapazitäten aus, um den Umsatz weiter auf bis zu 700 Millionen Euro zu erhöhen. Die Werke seien modern und hochautomatisiert.

Die Spanier produzieren unter anderem Munition für Artilleriesysteme und Flugabwehrgeschütze. Pro Jahr könne Expal 250.000 bis 300.000 Artilleriegranaten herstellen, sagte Papperger. Rheinmetall selbst komme auf eine Kapazität von rund 80.000.

Rheinmetall: Gepard-Munition für die Ukraine könnte bald aus Spanien kommen

Laut Papperger kann bei Expal zukünftig auch Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard gefertigt werden. Die Panzer hatte die Bundesregierung auch an die Ukraine geliefert, um ihren Luftraum gegen Angriffe aus Russland zu schützen. Der Munitionsvorrat ist jedoch begrenzt, weil das Herstellerland Schweiz keine Exporterlaubnis erteilen will.

Die Produktion von Munition ist für Rheinmetall in den kommenden Jahren eines der wichtigsten Themen. Nach dem Ende des Kalten Kriegs hatten viele westliche Länder ihre Arsenale geleert und wollen sie nun wieder auffüllen.

Auch die Bundeswehr verfügt nur noch über einen sehr begrenzten Munitionsvorrat. Die Bundesregierung plant, die Bestände wieder aufzufüllen und dafür nach Angaben aus der Politik bis zu rund 20 Milliarden Euro auszugeben.

Der Kaufpreis für Expal Systems ist dreimal so hoch wie sein aktueller Umsatz. Rheinmetall-Vorstandschef Papperger zufolge rechtfertige der perspektivisch erwartbare Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von rund 200 Millionen Euro die hohe Bewertung. Hinzu komme die Erwartung, dass das Geschäft stark wachsen werde.

Rheinmetall setzte sich in der Auktion gegen einige andere Rüstungsanbieter durch, wie eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte. Verkäufer ist die Private Equity-Gesellschaft Rhone, die Maxam 2019 gekauft hatte und die sich nun der hohen Nachfrage nach den Maxam-Produkten und damit auch einer hohen Bewertung beim Verkauf erfreut.

Die Anleger reagierten positiv auf den Kauf: Bis zum Nachmittag stieg der Aktienkurs von Rheinmetall um mehr als acht Prozent.