MESOPOTAMIA NEWS: WOLFSOHNS DANK AN HENRYK M. BRODER ! – Rede vor Fraktion – Henryk M. Broder, der AfD-Entzauberer
Stand: 31.01.2019 | Von Michael Wolffsohn – Historiker und Publizist Michael Wolffsohn lobt, wie Henryk M. Broder mit der AfD umgeht
Henryk M. Broder enttarnt in brillanter Weise die AfD durch Fakten und Witz – ohne Schaum vor dem Mund. Und er zeigt die schockierende inhaltliche Leere vieler AfD-Kritiker, die meinen, Empörung könnte Sachlichkeit und Fairness ersetzen.
Henryk Broder verdient Dank und Bewunderung. Weshalb Bewunderung? Weil er wusste, dass er mit einem Sturm der Entrüstung und Belehrung (neudeutsch „Shitstorm“) rechnen müsse, wenn er nicht über die AfD, sondern bei und vor der AfD spricht. Er tat es trotzdem. Dazu gehören Mut, Unabhängigkeit, Standfestigkeit – und Klugheit.
Tatsächlich ermahnte ihn danach ein Twitterer von vielen pietätlos, Broders Eltern hätten ihm gesagt: Sie hätten das KZ für ihn überlebt. Da meint also ein später nachgeborener Nichtjude, den Sohn von Holocaust-Überlebenden belehren zu müssen, wie er mit dem Holocaustgedenken umzugehen habe. „Am (neuen) deutschen Wesen soll die Welt genesen.“ Unglaublich. Sind wir „wieder so weit…?“
Dank gebührt Henryk Broder, weil er in brillanter Weise die AfD durch Fakten und Witz ohne Schaum vor dem Mund regelrecht entzaubert hat. Die schwersten gegen sie gerichteten Vorwürfe tischte er der AfD auf. Er erhärtete sie auf diese Weise. Er präsentierte Fakten und keine Fiktionen.
Geht es noch klarer, als die AfD zu bezeichnen als „Höhle oder auch Hölle der braun getupften Löwen“ oder „Schlangengrube der Reaktion“? Ebenso gnadenlos wie witzig griff Broder antisemitische Klischees auf, die nicht nur in AfD-Kreisen gepflegt werden: dass Juden den „Raum mit dem Geruch von Knoblauch und Schwefel“ füllten. Dann das: Der Sitzungssaal der AfD-Bundestagsfraktion sei ein „Raum voller Nazis, Krypto-Nazis und Para-Nazis.“ Da muss er nicht, wie andere, fantasieren, das Programm der AfD sei mit „Juden raus“ zusammenzufassen.
Zugleich hielt Broder – erfrischend-fröhlich-frech-mündig-aufmüpfig-antiautoritär – den Immer-Gutmeinenden, doch dadurch die AfD erst recht Aufwertenden den Spiegel vor. Allen voran Bundespräsident Steinmeier. Broder: „Ich mache nur das, was uns allen der Bundespräsident vor Kurzem geraten hat: Wir sollten aufeinander zugehen …“
Witzig und zutreffend enttarnte Broder die schockierende inhaltliche Leere vieler AfD-Kritiker, die meinen, Empörung könnte Sachlichkeit, Analyse und Fairness ersetzen. Wer wie diese Nur- und Dauer-Empörten vorgeht, stärkt die AfD unfreiwillig und verwandelt sie in Märtyrer des „Systems“. Solche AfD-Kritiker sind der Geist, der stets das Gute will und doch das Böse schafft. Im Grunde genommen unterscheidet sich diese Methode nur bezüglich der ideologischen Vorzeichen von Fake News à la Donald Trump.
Ganz anders Henryk Broder, der AfD-Entzauberer. Vielleicht, hoffentlich, leitet seine Rede eine Wende in der Auseinandersetzung mit der AfD ein – und dadurch eine Schwächung der AfD.
Außer Broder ist auch WELT zu danken. Die Veröffentlichung der Rede ist ein wichtiger Beitrag zur politischen Kultur. Sachlichkeit, Fairness, Vernunft und witzige Entspanntheit braucht unser Land.