MESOPOTAMIA NEWS : UNIVERSITÄT  EINDHOVEN –  POSITIVE DISKRIMINIERUNG IN DER LBGTQ-KULTUR / Vorgezogen werden „Etwa Frauen und Allochthone [Menschen mit Migrationshintergrund]. Das nennt sich Vorzugspolitik oder positive Diskriminierung.”

Niederländische Hochschule stellt nur noch Frauen ein – Technische Uni Eindhoven greift zu weitreichender Maßnahme / Debatte über Förderung und Diskriminierung

FAZ  FRANKFURT, 26. Juni. Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme zur Frauenförderung befeuert die Technische Universität Eindhoven die Geschlechterdebatte in den Niederlanden. Sie besetzt bis auf weiteres feste Dozentenstellen nur noch mit Frauen.Ein völliger Ausschluss von Männern ist auch in Frauenförderprogrammen ungewöhnlich. Befürwortern zufolge geht es nicht anders, weil Frauen in der Gesellschaft immer noch strukturell benachteiligt seien. Gegner sprechen von Diskriminierung von Männern aufgrund ihres Geschlechts.

So weit wie Eindhoven ist noch keine Universität im Land gegangen. Die TU beginnt am 1. Juli das Förderprogramm, das auf mindestens fünf Jahre angelegt ist.

Zumindest für die kommenden eineinhalb Jahre gelte die 100-Prozent-Quote, kündigte die Universität in der fünftgrößten Stadt des Landes an. Anschließend werde man die Lage jährlich bewerten und wenn nötig die Prozentzahl anpassen. Das Vorgehen sei mit dem europäischen Recht abgeglichen. Das erlaube es, bevorzugt aus Bevölkerungsgruppen zu rekrutieren, die unterrepräsentiert seien. Im niederländischen Gesetz gilt laut Regierung in Den Haag: Bei gleicher Eignung dürfe ein Arbeitgeber bestimmten Bewerbern den Vorzug geben: „Etwa Frauen und Allochthone [Menschen mit Migrationshintergrund]. Das nennt sich Vorzugspolitik oder positive Diskriminierung.”

Der Frauenanteil unter Professoren lag nach Daten des Forschungsinstituts Rathenau 2017 bei 20,9 Prozent und hat sich damit in gut zehn Jahren verdoppelt. Es könne 25 Jahre dauern, bis es ebenso viel Frauen wie Männer seien, sagt der Rathenau Wissenschaftsstatistiker Jos de Jonge. Das sei aber ein Nachlaufeffekt, weil es beinahe ebenso lange von der Promotion bis. zur Professur dauere — und die heutigen Verhältnisse die Geschlechterverteilung unter Promovierten von vor zwanzig Jahren spiegelten. In Eindhoven waren zuletzt knapp 13 Prozent der Professoren Frauen — wobei die TU auch vor allem männliche Studenten anzieht. Informatik-Professor Boudewijn van Dongen sagt, landesweit seien unter den Studenten der Jahrgänge 2005 und 2006, um die es jetzt langsam gehe, im Sektor Naturwisen-schaften/Informatik gerade 17 Prozent Frauen gewesen. Die jetzige Maßnahme seiner Uni sei „unglaublicher Unsinn”.

 

Hanneke Takkenberg, Vorsitzende des Landesweiten Netzes von Hochschullehrerinnen, nannte sie hingegen einen „mutigen Schritt”. Ihr reicht nicht, dass schon jetzt Frauen bei gleicher Qualifikation vielfach bevorzugt werden. „Nach= dem normale Maßnahmen — wie etwa bei gleicher Eignung Frauen auszuwählen —nicht effektiv sind, resignieren sie nicht und gehen einen weiteren Schritt.” Rathenau-Wissenschaftler de Jonge spricht von einer „interessanten Initiative”. Was den schleichend wachsenden Frauenanteil angehe, könne es nicht schaden, „Möglichkeiten zu betrachten, das etwas zu beschleunigen”.

Andere kritisieren harsch: „Mir scheint, man muss Masochist sein, um sich als Mann da noch zu bewerben. Auch als ambitionierte Frau würde ich die TU erst einmal meiden”, befindet die Schriftstellerin und Kolumnistin Daniela Hooghiemstra in der linksliberalen Tageszeitung „de Volkskrant”. Ihre Kollegin Elma Drayer urteilt, die Diskriminierung von Frauen in der Vergangenheit sei eine Schande gewesen. „Männer auszuschließen, nur weil sie Männer sind, ist es genauso.

 

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