MESOPOTAMIA NEWS : TRUMP’S MONEY GOES HIGHER & HIGHER – Wichtigste Notenbank der Welt : Der globale Hunger nach Dollar

„De-facto-Weltzentralbank“: In Zeiten der Krise ist die Federal Reserve in Washington am Zug. Ausländische Banken benötigen kurzfristig Zugang zum Dollar. Amerikas Währungshüter stellen die Währung bereit – und stabilisieren so heimische Märkte.

In jeder großen Krise nimmt in der Welt die Nachfrage nach Dollar zu. Denn der Status der amerikanischen Währung als einer Art Leitwährung in der Welt, die Offenheit und die Tiefe der amerikanischen Kapitalmärkte und die Suche vieler Investoren nach sicheren Anlagen machen den Dollar besonders begehrt. Doch in schweren Krisen kommt es sogar an den im internationalen Vergleich sehr liquiden amerikanischen Finanzmärkten zu Verknappungen, die auf Dollar angewiesene Unternehmen und Finanzhäuser in erhebliche Schwierigkeiten bringen können.

In solch kritischen Situationen schlägt die Stunde der amerikanischen Zentralbank, die, nicht selten im Verein mit Zentralbanken in anderen Ländern, die internationalen Finanzmärkte schnell und unbürokratisch mit der amerikanischen Währung versorgt. Diese Praktiken lassen sich seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts immer wieder beobachten; zuletzt in großem Stil während der Finanzkrise 2007 bis 2009. Nun hat die Fed in der Corona-Krise einen weiteren Auftritt, der ihre Rolle als De-facto-Weltzentralbank untermauert.

Deutlich höhere Zinsen für Swaps

Die Vorgänge der vergangenen Wochen hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in einer interessanten Studie zusammengefasst. Nach ihren Schätzungen halten außerhalb der Vereinigten Staaten angesiedelte Investoren rund 13 Billionen Dollar Kapitalanlagen in amerikanischer Währung. Viele Investoren, darunter Versicherer, Pensionsfonds und andere Vermögensverwalter, haben Zahlungsverpflichtungen in ihrer heimischen Währung. So zahlen deutsche Lebensversicherer Policen in Euro aus. Viele Investoren haben aber im Zuge der Diversifizierung ihrer Mittel einen Teil ihrer Kapitalanlagen in ausländischer Währung und hier vor allem in Dollar gebildet.

Das ist nicht nur ein europäisches Phänomen. Gerade in Asien ist der Dollar sehr beliebt. So halten nach Schätzungen allein japanische Lebensversicherer Kapitalanlagen in fremder Währung im Wert zwischen 1,5 und 2 Billionen Dollar, von denen der größte Teil in Amerika investiert sein dürfte. Die Bestände ausländischer Kapitalanlagen der Lebensversicherer in Taiwan werden mit rund 500 Milliarden Dollar veranschlagt. Üblicherweise sichern sich diese Investoren beim Kauf fremder Währung gegen Wechselkursschwankungen ab.

In normalen Zeiten besorgen sich die ausländischen Investoren die benötigten Dollar entweder von amerikanischen Banken, die auch Wechselkurssicherungen anbieten, oder von amerikanischen Geldmarktfonds. In der Corona-Krise drohten diese Quellen aber zu versiegen: Viele amerikanische Unternehmen sahen sich veranlasst, zugesagte Kreditlinien bei heimischen Banken in Anspruch zu nehmen, die daher nur noch zögerlich bereit waren, ausländische Nachfrage nach Dollar zu bedienen. Auch haben sich die amerikanischen Banken angesichts schärferer Regulierungen in den vergangenen Jahren aus dem Geschäft mit Wechselkursabsicherungen ein Stück weit zurückgezogen. Auch die amerikanischen Geldmarktfonds sind derzeit mit der Bereitstellung von Dollar für ausländische Adressen zurückhaltender, denn sie haben in der Corona-Krise selbst Abzüge von Anlegergeldern erlebt.

Angesichts dieser Spannungen an den amerikanischen Finanzmärkten versuchen viele ausländische Finanzhäuser, am Devisenmarkt durch zeitlich begrenzte Tauschgeschäfte („Swaps“) Dollar gegen heimische Währung zu tauschen. In normalen Zeiten sind die für diese Geschäfte verlangten Zinssätze nahezu identisch mit dem Zinssätzen, die ausländische Investoren auf dem amerikanischen Markt zahlen. In Krisenzeiten liegt der Zins für Swaps am Devisenmarkt jedoch deutlich höher, und so nahm in der ersten Märzhälfte die Nervosität an den internationalen Finanzmärkten spürbar zu.

Offiziell kein Mandat, um sich um Finanzmärkte zu kümmern

Die Fed hat auf diese Spannungen mit mehreren Instrumenten reagiert. Seit der Finanzkrise vor gut zehn Jahren unterhält die amerikanische Zentralbank mit der Europäischen Zentralbank, der Bank of Canada, der Bank of England, der Bank of Japan und der Schweizerischen Nationalbank Vereinbarungen über die Bereitstellung von Dollar für jeweils kurze Zeiträume. Die den Partnern der Fed bereitgestellten Dollar können diese an Geschäftsbanken in ihren Ländern ausleihen. Denn auch wenn sich die ausländischen Geschäftsbanken in den vergangenen Jahren ein Stück weit aus dem Geschäft in Amerika zurückgezogen haben, so haben auch sie immer wieder kurzfristigen Bedarf an amerikanischer Währung. Auch für diese Dollarnachfrage wurde im Zuge der Krise das Angebot auf dem amerikanischen Markt knapp. Daher bieten die Partner der Fed ihren Geschäftsbanken schon seit Jahren wöchentlich Dollarkredite mit einer Laufzeit von 84 Tagen an. Seit dem 20. März treten täglich Dollarkredite mit einer Laufzeit von sieben Tagen hinzu, um kurzfristige Liquiditätsbedürfnisse von Geschäftsbanken zu befriedigen.

In einem weiteren Schritt hat die Fed Vereinbarungen über die befristete Bereitstellung von Dollar mit einer Reihe weiterer Zentralbanken getroffen, um Geschäftsbanken in weiteren Ländern den Zugang zu Dollar zu erleichtern. Diese Vereinbarungen betreffen die Reserve Bank of Australia, den Banco Central do Brasil, die Bank of Korea, den Banco de Mexico, die Währungsbehörde von Singapur, die Schwedische Reichsbank, die Nationalbank Dänemarks, die Norges Bank und die Reserve Bank of New Zealand.

Die Vereinbarungen der Fed mit den Zentralbanken trugen zwar zu einer Beruhigung an den Finanzmärkten bei. Doch Ende März erweiterte die Fed ihr Arsenal mit dem Ziel, den Markt für amerikanische Staatsanleihen, auf dem im Zuge der Corona-Krise ebenfalls Spannungen zu beobachten waren, liquide zu halten. Sie bietet ausländischen Zentralbanken, die ein Konto bei der amerikanischen Zentralbank führen, zeitlich befristete Tauschgeschäfte mit amerikanischen Staatsanleihen („Repo“) an: Ausländische Zentralbanken mit weiter gehendem Bedarf an Dollar sind nicht gezwungen, amerikanische Staatsanleihen aus ihren Beständen am Markt zu verkaufen, was den Markt für Staatsanleihen zusätzlich belasten könnte. Stattdessen können sie ihre Staatsanleihen zeitlich befristet der amerikanischen Zentralbank gegen Bereitstellung von Dollar verkaufen. Am Ende der vereinbarten Laufzeit kauft die ausländische Zentralbank ihre Papiere wieder zurück.

Dieses Angebot richtet sich in erster Linie an Länder, die wie Japan über sehr große Bestände an amerikanischen Staatswertpapieren verfügen. Interessant ist die öffentliche Begründung der Fed für das neue Instrument. Sie lautet: „Es soll helfen, die Versorgung amerikanischer Haushalte und Unternehmen mit Kredit zu gewährleisten, indem sie Risiken für die amerikanischen Finanzmärkte durch finanziellen Stress im Ausland reduziert.“ Die Fed hat offiziell kein Mandat, sich um internationale Finanzmärkte zu kümmern. Daher war sie in der Finanzkrise wegen ihrer Vereinbarungen mit ausländischen Zentralbanken über die Bereitstellung von Dollar in den Vereinigten Staaten in die Kritik geraten. Nun ist die Fed bestrebt, die heimische Bedeutung ihrer internationalen Aktivitäten herauszustellen. Die Erfahrungen der vergangenen Wochen bestätigen jedenfalls die These, dass der Zustand der amerikanischen Finanzmärkte auch globalen Einflüssen unterliegt.

Auch der internationale Aspekt der Krise bleibt wichtig

Mit den sich in kräftigen kurzfristigen Renditeschwankungen niederschlagenden Spannungen auf dem ansonsten als sehr liquide geltenden Markt für amerikanische Staatsanleihen befasst sich eine andere aktuelle Analyse der BIZ. Als Ursache sieht sie Strategien von Hedgefonds, die sich hoch verschuldet hatten, um mit den Mitteln Geschäfte am Staatsanleihemarkt zu tätigen. Als mit dem Ausbruch der Krise diese Strategien unattraktiv wurden, verkauften die Hedgefonds große Positionen, um ihre Kredite schnell wieder zurückzuzahlen. Ein solches Verhalten, das heftige kurzfristige Preisbewegungen auslösen kann, weil in kurzer Zeit viele Verkäufer am Markt tätig sind, denen eine ausreichende Zahl von Käufern nicht entgegensteht, ist aus der Finanzkrise bekannt.

Wichtig bleibt auch der internationale Aspekt der Krise: Die starke internationale Nachfrage nach Dollar nicht zuletzt in Schwellenländern bereitet dem Chefökonomen der BIZ, Hyun Song Shin, seit Jahren Sorge. Denn nicht nur haben Finanzhäuser einen Teil ihrer Kapitalanlagen in Dollar umgeschichtet. Viele Unternehmen in Schwellenländern haben sich in den vergangenen Jahren durch die Ausgabe von Anleihen in der amerikanischen Währung verschuldet. Ein Grund waren die im Vergleich zu ihren Heimatwährungen niedrigen Zinsen von Dollaranleihen. Da die Verzinsung dieser Unternehmensanleihen zwar international niedrig, aber im Vergleich zur Verzinsung amerikanischer Staatsanleihen immer noch attraktiv war, fanden diese Anleihen eine starke Nachfrage bei Großanlegern, die sich nicht mit den niedrigen Renditen der Staatsanleihen zufriedengeben wollten.

Shin hat in mehreren, zum Teil mit der Ökonomin Valentina Bruno verfassten Arbeiten auf die Risiken dieses Verhaltens hingewiesen. Zahlreiche Unternehmen aus Schwellenländern mit Dollaranleihen haben aus ihren Geschäften Erlöse in ihrer Heimatwährung, aber nicht in Dollar. Das heißt, wenn der Dollar aufwertet, verteuern sich aus der Sicht der Unternehmen die Zinszahlungen und die Tilgung der Dollaranleihen. Gerade in Krisen aber neigt der Dollar zur Aufwertung. Das heißt, für die Unternehmen werden die Dollaranleihen gerade dann teurer, wenn sie dies in einer Krise am wenigsten brauchen können. Shin hat daraus den Schluss gezogen, dass Aufwertungen des Dollars eine Belastung für die Konjunktur auch außerhalb der Vereinigten Staaten darstellen. Dazu passt eine aktuelle Meldung des Institute of International Finance in Washington. Es registriert bedeutende Kapitalabflüsse aus Schwellen- und Entwicklungsländern als Folge der grassierenden Verunsicherung.

Ob die Maßnahmen der Fed reichen, um die verunsicherten globalen Märkte auf Dauer zu beruhigen, ist nicht sicher. Nicht nur der amerikanische Ökonom Brad Setzer sieht im nächsten Schritt den Internationalen Währungsfonds in der Verpflichtung, im Notfall mit seinen erheblichen finanziellen Ressourcen einen Beitrag zur Stabilität des internationalen Finanzsystems zu leisten.

In einem sehr viel kleineren Maßstab spielt auch die EZB eine der Fed vergleichbare Rolle. So wurde im März eine alte Vereinbarung der EZB mit der Nationalbank Dänemarks reaktiviert. Sie sieht vor, dass die EZB der Nationalbank in Kopenhagen bis auf weiteres kurzfristig bis zu 24 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Dieses Geld können dänische Finanzhäuser bei Bedarf bei der Nationalbank abrufen. Die finanziellen Verflechtungen zwischen der Eurozone und Dänemark sind traditionell sehr eng: Viele dänische Finanzhäuser haben einen Bedarf an Euro, und die Nationalbank orientiert ihre Geldpolitik sehr stark am Wechselkurs zwischen Krone und Euro.