MESOPOTAMIA NEWS : TRUMPISM ! SO WENIG ARBEITSLOSE WIE SEIT 18 JAHREN NICHT MEHR !

Konjunktur und Arbeitsmarkt : Hier hat Donald Trump Erfolg –     Von Winand von Petersdorff , Washington –  FAZ -Aktualisiert am 20.06.2018-07:54

Steuersenkungen und Vollbeschäftigung entfalten Wirkung: Die Amerikaner geben so viel aus wie selten zuvor.

Die letzte gute Meldung in einer Reihe guter Nachrichten kam vom amerikanischen Handel und von den Gaststätten: Die Geschäfte brummen. Baumärkte, Restaurants oder Online-Kaufhäuser stießen im Mai auf so viel Nachfrage wie selten zuvor. Gut eine halbe Billion Dollar (502 Milliarden) gaben Amerikas Konsumenten allein im Mai im Einzelhandel und in der Gastronomie aus, knapp 6 Prozent mehr als im Mai 2017. Der ganze Frühling von Anfang März bis Ende Mai lief prächtig mit einem Plus von mehr als 5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresspanne.

Volkswirte schrauben vor diesem Hintergrund ihre Wachstumsprognosen deutlich nach oben: Die Investmentbank JP Morgan schätzt nun, dass Amerikas Wirtschaft im zweiten Quartal um 4 Prozent wächst, nachdem sie zuvor noch von einem Plus von 2,75 Prozent ausgegangen war. IHS rechnet nun sogar mit einem Zuwachs von 4,4 Prozent. Goldman Sachs geht von einem Plus von knapp unter 4 Prozent für die drei Monate bis Ende Juni aus. Die Landeszentralbank von Atlanta sieht in ihrem Prognosemodell ein Plus von 4,8 Prozent fürs zweite Quartal.

Solche Wachstumsraten hat die amerikanische Volkswirtschaft lange nicht mehr gesehen. Der lahmen Erholungsphase unter Präsident Barack Obama mit Wachstumsraten um die 2 Prozent folgt die Trump-Phase mit Wachstumsraten um die 3 Prozent. Drohende Handelskonflikte mit Freund und Feind drücken offenbar nicht nennenswert auf die Konsumlaune der Amerikaner.

So wenig Arbeitslose wie seit 18 Jahren nicht mehr

Stimmungsindikatoren zeigen, dass die Amerikaner höchst zuversichtlich sind, was die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes betrifft: Mit einer Quote von 3,8 Prozent liegt die Arbeitslosigkeit so niedrig wie seit 18 Jahren nicht mehr. Die wichtigste Bremse für das Beschäftigungswachstum ist der von vielen Arbeitgebern beklagte Mangel an geeigneten Kandidaten für offene Stellen in einer Phase, in der die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand wechseln. Monat für Monat schafft die amerikanische Volkswirtschaft rund 200.000 zusätzliche Stellen, die besetzt werden müssen. Fürs nächste und übernächste Jahr sieht die amerikanische Zentralbank Federal Reserve niedrige Arbeitslosenquoten von historisch niedrigen 3,5 Prozent. „Die amerikanische Wirtschaft ist in guter Form“, sagt Fed-Chef Powell.

 

Die Gründe für die konjunkturelle Blüte liegen auf der Hand: Die Vollbeschäftigung sichert den Leuten ein stetes Einkommen und gibt ihnen die Zuversicht, selbst dann nicht in ein Loch zu fallen, wenn sie ihre Stelle verlieren sollten. Sie können schnell etwas Neues finden. Der andere Faktor ist die Steuersenkung, die Bezieher mittlerer und höherer Einkünfte entlastet. Dazu kommt noch ein ziemlich amerikanisches Phänomen: Die Sparquote der Amerikaner ist zumindest in den ersten drei Monaten leicht gesunken. Von ihrem verfügbaren Einkommen legten sie 3,1 Prozent für schlechte Zeiten zurück, deutlich weniger als in den Vorjahren.

 

Internationale Investoren teilen offenbar die Ansicht, dass die amerikanische Wirtschaft trotz der handelspolitischen Großwetterlage kräftig gedeiht. In den vergangenen sechs Wochen haben sie knapp 30 Milliarden Dollar aus anderen Ländern in Fonds gelenkt, die in amerikanische Aktien investieren, berichtet die Bank of America Merrill Lynch.

Ist alles nur ein keynesianisches Strohfeuer?

 

James Pethokoukis, Ökonom am konservativen American Enterprise Institute, fragt, ob das alles nur ein keynesianisches Strohfeuer ist. Dafür spricht die jüngste Analyse des Internationalen Währungsfonds: Die Autoren warnen, dass dank der Steuersenkungen und der zusätzlichen Staatsausgaben für Verteidigung und andere Programme das Haushaltsdefizit im kommenden Jahr auf 4,5 Prozent von der Wirtschaftsleistung explodiert, doppelt so viel wie vor drei Jahren. Die Stimulierung der Konjunktur durch Steuersenkungen und Mehrausgaben sei außergewöhnlich. Der Fonds sieht, dass das kurzfristig erzeugte Hoch die Risiken für Amerikas Wirtschaft stark erhöht und die jetzt schon nicht tragbaren Staatsschulden in neue Höhen treibt.

Die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums hängt von einem wichtigen Faktor ab: Führt der neue finanzielle Spielraum für viele Firmen zu Investitionen, die die Produktivität erhöhen? Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Im vergangenen Jahr haben die Investitionen in den Vereinigten Staaten angezogen, haben zuletzt aber nachgelassen. Hier könnte der Handelsstreit doch eine Rolle spielen. Eine mögliche Entwicklung wäre, dass Unternehmer Investitionen hinauszögern angesichts der Ungewissheit, was aus internationalen Wertschöpfungsketten wird. Möglich ist aber auch, dass Unternehmen ihre Produktion in den Vereinigten Staaten ausdehnen, um drohende Importzölle zu vermeiden.

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