MESOPOTAMIA NEWS : ROBERT MENASSE – DER GEFÄLLIGKEITSLÜGNER DER EU BÜROKRATIE
Ein Verwalter der Unwahrheit – Von Patrick Bahners / Hat Robert Menasse nicht etwas vergessen? Er sagt es ja selbst: die Demokratie.
Eine überraschende Mitteilung verschickte in dieser Woche die Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz. „Wir sind davon überzeugt, dass die vorbehaltlose Anerkennung von Fakten zum Wertefundament unserer liberalen Öffentlichkeit gehört. Die Bereitschaft, ja die Notwendigkeit, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen, ist für das Gelingen einer demokratischen Debatte unerlässlich.” Als Autoren dieser „Erklärung” firmierten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Schriftsteller Robert Menasse. Die Ministerpräsidentin gab bekannt, dass sie Menasse wie geplant die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes überreichen wird. Der Entscheidung sei ein „intensiver Austausch” mit dem Preisträger vorausgegangen. Warum fiel die Einigung auf eine Binsenweisheit aus der Vorschule der Staatsbürgerkunde anscheinend so schwer, als hätte das Länd mit einem Flughafenbetreiber oder einer Lokführergewerkschaft verhandelt? Das kann man nur historisch erklären.
Der Europäischen Union wurde 2012 der Friedensnobelpreis zuerkannt. Im selben Jahr hatte Robert Menasse seine Streitschrift „Der europäische Landbote” veröffentlicht, mit der er sich in die Tradition Georg Büchners stellte und der EU eine weltrevolutionäre Mission zuschrieb. Wer Menasse nicht kennt, sollte annehmen, dass er sich über die Nobelpreisentscheidung gefreut hätte. Doch in einem Zeitungsartikel nach der Verleihungszeremonie sprach er von einem „Skandal” — einem doppelten, nämlich einem von der Presse totgeschwiegenen Skandal. An dem skandalösen Geschehen in Oslo hatte niemand Anstoß genommen. Außer Robert Menasse.
Er fragte: „Kann man von den Medien nicht doch erwarten, dass ihnen ab und zu etwas auffällt?” Den damaligen Präsidenten von Rat und Kommission warf Menasse vor, mit ihrer Dankesrede „Bürgerkriege” zu „produzieren”, also das Gegenteil von dem zu tun, wofür die EU geehrt wurde. Zur Begründung bot er ein Zitat auf: „Die EU hat erfolgreich die Aussöhnung zwischen den Nationen betrieben und wird auch in Zukunft ein gedeihliches Zusammenleben der europäischen Nationen und bla …” Allein dadurch sollen Bürgerkriege herbeigeredet worden sein, dass von den Nationen nicht ausschließlich als einem Ding der Vergangenheit geredet wurde.
Der Zweck der europäischen Einigung ist nach Menasses Überzeugung nämlich die Abschaffung der europäischen Nationalstaaten. Und das soll keine Setzung sein, kein Wunsch, keine intellektuelle Idee, sondern eine . Tatsache. Schon die Gründer der Euro-päischen Wirtschaftsgemeinschaft sollen diesen Zweck nachgewiesenermaßen verfolgt haben. Deshalb Menasses Empörung: „Und niemandem fällt etwas auf?” Die Wahrheit ist, dass nie-mandem etwas auffallen konnte. Denn die von Herman Van Rompuy verlesene, auch in dieser Zeitung abgedruckte Rede enthielt sehr wohl den Satz: „Die Gründerväter hatten begriffen, dass die Staaten über den Nationalstaat hinausdenken müssen, wenn sie im zwanzigsten Jahrhundert den Frieden schaffen wollen.”
Mit Zitaten nahm Menasse es also schon damals fatal ungenau. „Und bla”: Die Formel ist charakteristisch für seinen Respekt vor Tatsachen von der Art des gesprochenen und gedruckten Wortes. Es trifft zu, dass den Medien manchmal etwas zu spät auffällt. Sie dürfen für genaue Leser dankbar sein.
Im Fall Menasse zwei Historiker. Heinrich August Winkler machte im Oktober 2017 bekannt, dass Menasse seit 2013 in Reden und Zeitungsveröffentlichungen dem ersten Kommissionspräsidenten, Walter Hallstein, Sätze über die antinationale Ratio Europas in den Mund gelegt hatte, die nirgendwo sonst belegt sind. Vergeblich forderte Winkler Menasse auf, seine Quellen zu nennen. Ebenfalls Ende 2017 wandte sich Hans-Joachim Lang brieflich an Menasse, mit der Bitte um einen Beleg für dessen in Interviews verbreitete Behauptung, dass Hallstein seine Antrittsrede 1958 in Auschwitz gehalten habe. Lang fragte ein Jahr später nach, Menasse ließ seine Briefe ebenso unbeantwortet wie eine Anfrage seiner eigenen Lektorin
Robert Menasse ist ein Hegelianer. Er hat erklärt, .dass politisches Engagement von Schriftstellern den Glauben an die Vernunft in der Geschichte voraussetze. Als Sachwalter dieser Vernunft entdeckte Hegel die preußische Beamtenschaft — und Menasse in seinem preisgekrönten Roman „Die Hauptstadt” die Bürokratie der EU. Indem er die Bitten um Tatsachennachweise durch Nichtbeachtung zu erledigen trachtete, verhielt er sich selbst wie ein Bürokrat. Das Wortwörtliche sei das Geringste, erklärte er zunächst, bevor er sich verspätet entschuldigte.
So spricht, wer sich für den Verwalter einer höheren Wahrheit hält. „Dieser ganze Meinungsjournalismus ist ein einziges Verhängnis!” Leitartikler, verkündete Menasse in dem Artikel, der die Falschmeldung vom Nobel-Skandal in die Welt setzte, redeten den Leuten ein, dass es nationale Interessen, nationale Willensbildung gebe. Er fürchte sich, bekannte Menasse schon 2004, „im gegenwärtigen Stand des allgemeinen Bewusstseins vor nichts mehr als vor Demokratie”. Der „Landbote” empfahl um Europas willen, „die Demokratie erst einmal zu vergessen”.
Diese gewollte Vergesslichkeit findet ihren konsequenten Ausdruck in der Verachtung des Publikums.