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Strafanzeige gegen NZZ-Autorin eingereicht – wegen Text über Transkinder

Die Autorin Birgit Kelle hat in der NZZ einen Artikel über Transkinder veröffentlicht – und dabei kräftig ausgeteilt. Nun hat eine prominente Feministin Strafanzeige gegen Kelle eingereicht.

christoph bernet / ch media  4. Febr 2021

Für die deutsche Journalistin und Buchautorin Birgit Kelle ist Provokation das Mittel der Wahl. Und damit treibt sie regelmässig viele Berufskolleginnen und grosse Teile der deutschen Feministinnenszene zur Weissglut.

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Auch jetzt, fast auf den Tag genau acht Jahre nach ihrem «Blusen»-Artikel, ist Birgit Kelle dank eines provokanten Beitrags wieder die Aufmerksamkeit vieler deutscher Feministinnen und LGBT-Vertreter auf sicher – und deren Ärger. Auslöser ist ein Gastbeitrag unter dem Titel «Jenseits des Regenbogens», der letzte Woche in der NZZ erschienen ist. Wegen des Artikels ist in Deutschland Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen Kelle eingereicht worden.

Wegweisendes Urteil aus London

Ausgangspunkt von Kelles Kommentar ist ein Urteil eines Gerichts in London vom Dezember 2020. Dieses hatte der Klage einer jungen Frau, Kiera Bell, gegen eine Klinik Recht gegeben. Die Frau identifizierte sich im Alter von 16 Jahren als Mann und äusserte den Wunsch nach einer medizinischen Behandlung. Sie erhielt in der Folge von der Klinik sogenannte Pubertätsblocker. Später bereute sie diesen Entscheid.

In ihren frühen Zwanzigern begann Bell wieder als Frau zu leben und befürchtete, aufgrund der Behandlung unfruchtbar zu sein. Das Gericht folgte Bells Argumentation, dass Ärzte aufgrund der «experimentellen Natur» und der weitreichenden Folgen dieser Behandlungsmethode unter 18-Jährigen nur mit gerichtlicher Zustimmung Pubertätsblocker verschreiben dürfen sollten.

Der polemische Gastkommentar hat eine der meinungs- und reichweitenstärksten linken deutschen Feministinnen auf den Plan gerufen: die Kolumnistin und Autorin Sibel Schick, die unter anderem für das feministische «Missy Magazine» aus Berlin und die linke Zeitung «taz» schreibt.

Wie Schick auf Twitter schreibt, hat sie gegen Kelle Strafanzeige wegen Volksverhetzung eingereicht. Deren Text sei eine «Verschwörungserzählung», die jegliche Diskriminierungen relativiere, Menschen pathologisiere, ihre Bevormundung fordere und Rechtsverletzungen unsichtbar mache.

Nebst der Strafanzeige hat Schick auch beim Deutschen und beim Schweizer Presserat Beschwerde eingereicht – weil Kelles Artikel in ihren Augen die im Pressekodex festgehaltene «Achtung der Menschenwürde» missachtet.

Auf Anfrage erklärt die NZZ, sie habe den Tweet von Sibel Schick zur Kenntnis genommen, offiziell liege diesbezüglich aber noch nichts vor: «Falls es zu einem Verfahren kommt, werden wir entsprechende Vorwürfe zunächst im Detail prüfen und dann Stellung nehmen.» Auch Birgit Kelle erklärt, sie habe von den Behörden noch nichts von einer Strafanzeige gehört: «Ich nehme nicht Stellung zu einem Verfahren, das ich nicht kenne.»

Transphobie-Vorwürfe gegen US-Autorin

Der Streit um Kelles Text ist ein Echo auf eine Diskussion, welche in den USA intensiv geführt wird. Dort hat Abigail Shriers Buch «Irreversible Damage – The Transgender Craze Seducing Our Daughters» (in etwa: «Irreparabler Schaden – der Transgender-Hype, der unsere Töchter verführt») für viel Streit gesorgt.

Shrier verweist darin auf die stark angestiegenen Zahlen von geschlechtsumwandelnden Operationen von jugendlichen Transmännern. Dieses Phänomen sei auf einen «gesellschaftlicher Trend» unter jungen Frauen im Teenageralter zurückzuführen. Interessanterweise sei die Zunahme in erster Linie bei Familien aus der weissen Mittel- und Oberschicht zu beobachten.

Kritiker nannten Shriers Buch transphob. Ihre Thesen würden das Leid von Menschen, die im falschen Körper geboren seien, verharmlosen. Für Shriers Unterstützer wiederum ist der Transphobie-Vorwurf gegen die Autorin ein Angriff auf die Meinungsfreiheit: Es müsse erlaubt sein, nach den Ursachen der stark angestiegenen Anzahl jugendlicher Transmänner zu suchen.