MESOPOTAMIA NEWS : FROMM DIEBE !  –  Verdacht auf Corona-Soforthilfe-Betrug – Türkei beklagt deutschen „Hass“ nach Razzia

Die Führung in Ankara prangert einen Berliner Fall als Angriff auf den Islam an – und fordert von den Behörden eine Entschuldigung. 

SUSANNE GÜSTEN Tagesspiegel 25 Okt 2020

Als Islam-feindlich und rassistisch geißelt die türkische Regierung eine Razzia der Berliner Polizei in einer Moschee der deutschen Hauptstadt. Die „hässliche Aktion“ habe die Heiligkeit des Gotteshauses und zudem das Prinzip der Religionsfreiheit im deutschen Grundgesetz verletzt, schrieb Ibrahim Kalin, der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan, am Freitag auf Twitter.

Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay verlangte eine Entschuldigung der Berliner Staatsanwaltschaft und der Polizei bei der muslimischen Gemeinde. Der Präsident des türkischen Religionsamtes, Ali Erbas, warf den deutschen Behörden eine „hasserfüllte Haltung“ gegenüber Muslimen vor.

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Die Berliner Polizei hatte am Mittwoch die Mevlana-Moschee in Kreuzberg wegen des Verdachts auf Betrug mit Corona-Soforthilfen durchsucht. Aus der scharfen Kritik Ankaras am Vorgehen der Berliner Behörden spricht der Anspruch der türkischen Regierung, Beschützerin von Türken und anderen Muslimen in Europa zu sein – und der Versuch, die eigene konservative Anhängerschaft bei Laune zu halten.

Unklarheiten um Corona-Hilfen

Laut der Generalstaatsanwaltschaft sollen drei Verdächtige unberechtigt staatliche Corona-Soforthilfen beantragt haben, in mindestens einem Fall soll das Konto der Mevlana-Moschee benutzt worden sein. Der Schaden durch den mutmaßlichen Betrug liegt demnach bei 70.000 Euro. An der Durchsuchung der Moschee und fünf anderer Adressen waren 150 Polizisten beteiligt.

Ein Vorstandsmitglied des Moscheevereins habe 14.000 Euro Soforthilfe beantragt, erfuhr der „Tagesspiegel“ aus Sicherheitskreisen. Der Verein gilt als gemeinnützig, doch die Corona-Soforthilfe sei nur für Gewerbetreibende vorgesehen und auch nur dann, wenn sie finanzielle Einbußen erlitten haben. Dagegen erklärte der Vorstand der Moschee, er weise den Betrugsvorwurf zurück. Die Polizisten seien während des Morgengebetes vermummt in das Gotteshaus eingedrungen und hätten eine Tür und die Spendenbox aufgebrochen.