MESOPOTAMIA NEWS : DER KLUGE MAGNUS KLAUE & DAS WESEN DER KONTAKTLOSIGKEIT IN CORONA ZEITEN UNTER DER REGENOGEN-FAHNE 2020

Magnus Klaue   – 8 Std. ·   facebook Debatte   – 6 August 2020

Bevor ich temporär schließe, ein Hinweis auf einen anderen Text. In einem Wörterbuch der “neuen Normalität” müßte der Begriff der “Kontaktlosigkeit” eine Schlüsselrolle spielen. Denn er verbindet vieles, was sich nicht erst “seit Corona”, seither aber beschleunigt durchsetzt: kontaktloser Zahlungsverkehr; kontaktloser Unterricht; kontaktlose Kommunikation; “Bitte haben Sie Verständnis, daß wir den Kundenkontakt so kurz wie möglich halten”. Das betrifft auch den Alltag in Bibliotheken. Schon lange gelten Leute, die Bücher berühren wollen, um mit ihnen zu arbeiten, wahlweise als komische Käuze, Nostalgiker oder Kulturkonservative. Die großen Bibliotheken verstehen sich immer stärker als “Archive”, in denen das Gedruckte wie in einem Nachlaß zu Lebzeiten als Relikt dessen aufbewahrt wird, was mal Menschheit hieß, und deren Bestände am besten nur im Notfall berührt werden sollen. Seit man pandemiebedingt einen Marathon absolvieren muß, um in Universitäts- und anderen Bibliotheken mehr als ein paar Bücher auf einmal zu bestellen, ist kontaktlose Lektüre noch stärker verbreitet. Schon vor mehr als drei Jahren hat sich Beate Tröger in einem wichtigen Artikel für die Frankfurter Hefte, der auch auf die Vermittlung zwischen Haptik, Gedächtnis und Erkenntnis eingeht, mit der Bedeutung der materiellen Erfahrung für den Prozeß des Lesens beschäftigt. Das empfehle ich sehr zur Lektüre.

Über die Zukunft der Bibliotheken Digital first? Von Beate Tröger Im November 2016 erklärte die Deutsche Nationalbibliothek mit Sitz in Frankfurt am Main und Leipzig, dass zukünftig die von Nutzern angeforderten Medien nur mehr als Digitalisate ausgegeben werden, sofern sie schon als solche vorl…

 frankfurter-hefte.de

Digital first?, Über die Zukunft der Bibliotheken

Über die Zukunft der Bibliotheken Digital first? Von Beate Tröger Im…

Über die Zukunft der Bibliotheken Digital first? Von Beate Tröger Im November 2016 erklärte die Deutsche Nationalbibliothek mit Sitz in Frankfurt am Main und Leipzig, dass zukünftig die von Nutzern angeforderten Medien nur mehr als Digitalisate ausgegeben werden, sofern sie schon als solche vorl…

 

Paul van Overdijk Das größte Problem ist doch, dass sich eBooks schlechter lesen lassen. Ich habe letztens einen Bericht gesehen (weiß aber leider nicht mehr wo), in dem gezeigt wurde, dass sich Leser schlechter konzentrieren können und digitale Texte eher überfliegen als sie gründlich zu lesen.

Phill Sneider Magnus Klaue Christoph Türcke hat in “Digitale Gefolgschaft” eine Studie (es können auch mehrere Quellen gewesen sein) von Entwicklern von eBook-Readern zitiert, die zum Verdruss der Auftraggeber genau das gezeigt hat: Leser merken sich bei einem >echten< Buch mehr, als im Vergleich zu einem eBook-Reader.
Ich kann das bestätigen. Wenn ich digitale Bücher lese, meist sind es Sachbücher, MUSS ich mir Notizen anfertigen, sonst bleibt echt kaum was auf Dauer hängen. Auch weil ich es anstrengender finde.

Dein Gedanke, dass die Leute eben zu eBooks greifen, weil sie sich immer weniger Konzentrieren wollen, kann ich auch aus dem Studium gut bestätigen. Damit einher geht auch so eine Sammelwut: Ich weiß nicht wie viele unzählige eBooks und PDFs ich von Kommilitonen und Freunden bekommen habe und wie wenige man überhaupt davon liest. (Da ist mir mein mit noch allerlei nicht fertig gelesenen Büchern bestücktes Bücherregal allemal lieber, weil ich im Vorbeigehen schnell mal eins greifen und in der Sonne lesen kann)

Sich einfach mal mit den ausgedruckten Materialien für ein paar Wochen hinsetzen und lernen war für manche Kommilitonen schon zu analog und viel verlangt. Mitschriften und Notizen anfertigen und später nochmal lesen sowieso. Aber wer kann es ihnen verübeln: Die Verlockung, doch alles an einem Gerät machen zu können, lernen, arbeiten, Unterhaltung und Kommunikation ist dann doch zu groß.
Am PC hat man sich am Ende dann doch nur abgelenkt oder parallel noch einen Podcast gehört. Gleiches gilt auch für das bereits schon vor Corona in meinem Fachbereich ausgeprägte Angebot an Online-Vorlesungen. Mal ein paar Tutorial-Videos aufmerksam gucken ist schon in Ordnung (in der IT Welt gehts meist nicht ohne, wenn man mal wieder ein kompliziertes Problem lösen muss). Aber ganze Semester ausschließlich so ertragen zu müssen wäre mir nichts.

 

Dieter Sturm Was da, fällt mir jetzt spontan ein, auch dazugehört, ist so etwas wie der Niedergang bzw. die Sterilisierung des Wohnzimmers, den ich auch privat beobachte. Das Wohnzimmer wird zunehmend zum rein dekorativen, auch nicht mehr für die „eigene Welt“ mit den individuellen Fimmeln und Passionen genutzten Ort; Bücher, Ziergegenstände, Bilder (mitunter versehen mit den abgenütztesten Sinnsprüchen) – haben nur mehr dekorativen bzw. nicht einmal mehr das, sondern: einrichtungsfunktionalen Charakter – sie stehen für sich genommen für gar nichts mehr, sondern sind nur Teil eines „perfekten“ Einrichtungs-Arrangements.

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